Wo schon ein Kaiser stand
Die Kaisersäule oberhalb von Thaur ist eigentlich eine Pyramide. Allerdings wurde sie wirklich für einen Kaiser aufgestellt und mit der Wanderung über den Gasperlsteig ist diese Tour äußerst reizvoll.
Von Irene Rapp Thaur — Vom Inntal aus ist sie gut sichtbar, die Kaisersäule über Thaur. Die 11,38 Meter hohe Pyramide wurde in Erinnerung an den Besuch von Kaiser Franz I. errichtet — „zunächst aus Holz, später aus Stein" wie Joe Bertsch vom Thaurer Verein Chronos weiß. Der Monarch hatte Hall am 21. Oktober 1815 besucht und sich u.a. die Salzabbaustätte im Halltal angesehen. Von dort ging es dann hinauf zu der Stelle, von wo aus man einen traumhaften Blick auf das Inntal hat und wo heute die Kaisersäule Wanderer anzieht. Ob der Monarch in einer Sänfte hinaufgetragen wurde, wie es heißt, oder zu Fuß ging, ist nicht belegt.
Fakt ist allerdings, dass wir am Mittwoch über den Gasperlsteig das Bauwerk erreichten. So kommt man hin: In Thaur die Langgasse hinauf und solange mit dem Auto fahren, bis man einen großen Parkplatz im Wald erreicht. Dort hat man zwei Möglichkeiten: Entweder man hält sich rechts und geht über die breite, eintönige Forststraße hinauf zur Alm (1464 m). Oder aber man bleibt auf dem linken, nordwestlich verlaufenden Weg mit dem Wegweiser Gasperlsteig. Zunächst auf diesem Pfad dahin, bei einer Einmündung in einen anderen Forstweg geradeaus (Wegweiser Vintlalm). Nach einiger Zeit wird aus dem Weg ein Steig, man quert ein kleines Geröllbett und kommt wieder zu einem Forstweg. Hier rechts halten, erneut über das Geröllbett und dann geht es schon den Gasperlsteig hinauf.
Dieser führt durch einen wunderschönen herbstlichen Mischwald sehr steil hinauf und ist immer wieder mit der Zahl „3" markiert. Mittendrin gibt es Bankerln zum Ausrasten, und an der Gasperl-Quelle kann man sich erfrischen. Und natürlich weiß Joe Bertsch auch über Rudolf Gasperl etwas zu erzählen: Demnach legte dieser nach dem Zweiten Weltkrieg in Eigenregie den zwar steilen, aber wunderschönen Weg hinauf zur Thaurer Alm an. Wenn der Steig in eine breite Forststraße mündet, muss man auf dieser weiter. Doch schon nach wenigen Metern geht es wieder links hinauf auf den Gasperlsteig. Steil durch den Wald bergauf, wenn man zu einer Lichtung kommt, rechts halten.
Hier kann man schon die Thaurer Alm und die Kaisersäule erkennen. Auf einem Pfad hinab zu der Forststraße, die hinauf zur Alm führt. Dort angekommen biegt man aber nicht links zu dieser ab, sondern bleibt geradeaus auf dem Weg mit der Nummer „218". Langsam nähert man sich der Kaisersäule, bei einem Grasgraben und dem Wegweiser Kaisersäule wechselt man auf die andere Seite und erreicht Wald-Gelände. Am Mittwoch war es hier an einer Stelle nass-schlammig, Schnee-Berührung gab es nicht.
Und sollte das Wochenende — wie prognostiziert — warm werden, wird wohl die Wegbeschaffenheit eine andere sein. Die letzten Meter wird es noch einmal steil und dann steht man endlich an jener Stelle, an der schon ein Kaiser stand und so wie wir den Ausblick genoss. Zurück ging es auf einem anderen Weg: Absteigen zur Thaurer Alm, dann solange auf dem breiten Forstweg bleiben, bis man nach einem Schranken rechts in den Haselbergsteig ausweichen kann (Wegweiser). Dieser führt zwar nicht durch so unberührten Wald wie der Gasperlsteig, stellt aber eine tolle Verkürzung dar. Der Steig kreuzt zweimal die Forststraße, dann befindet man sich auf einer Lichtung mit großer Infotafel. Hier nun in südwestlicher Richtung weiter und nach wenigen Metern ist dann der Ausgangspunkt am Parkplatz erreicht.
Infos zur Tour
Ausgangspunkt: In Thaur direkt bei einem großen Brunnen in der Ortsmitte in die nach Nordwesten führende Langgasse hinauf und dieser folgen, bis man – zunächst auf einer Asphalt-, später auf einer Forststraße – mitten im Wald einen großen Parkplatz für Wanderer erreicht (831 m). Kostenlos.
Angaben zur Tour: Für die Wanderung zur Kaisersäule (1701 m) über den Gasperlsteig mussten rund 890 Höhenmeter im Aufstieg sowie 8,4 Kilometer zurückgelegt werden. Gehzeit: ab 3,5 Stunden. Trittsicherheit erforderlich.
Einkehrmöglichkeit: Die Thaurer Alm (1464 m) hat bis 31. Oktober geöffnet. Infos: www.thaureralm.at
Der Verein Chronos: Chronos Thaur nennt sich der Verein für Dorfgeschichte. Auf der Homepage www.chronos-thaur.at finden sich weitere Infos zu der kleinen Tiroler Gemeinde.