Brustkrebs: Aufgeben ist keine Option
Schauspielerin Shannen Doherty erkrankte an Brustkrebs und lässt im Internet Menschen an ihrer Krankheit teilhaben. Sie kämpft wie eine Löwin. Genau wie eine Tirolerin, die mit ihrer Geschichte Mut machen möchte.
Von Nicole Strozzi
Innsbruck –Es war die Rolle ihres Lebens. In der 90er-Jahre-Kultserie „Beverly Hills 90210“ wurde Shannen Doherty als Brenda Walsh über Nacht berühmt. Die Rolle, die der 45-Jährigen jetzt zuteil wurde, passt so gar nicht in ihr persönliches Drehbuch. Im Vorjahr erkrankte die Schauspielerin an Brustkrebs. Nun ist sie zur neuen Symbolfigur im Kampf gegen die heimtückische Krankheit geworden. Auf Instagram lässt sie Fans an ihrem schweren Weg teilhaben, zeigt, wie sie sich die Haare rasiert, bevor diese durch die Chemotherapie ausfallen, spricht über ihren unerfüllten Kinderwunsch und sagt, was viele denken: „Cancer sucks“ – „Krebs ist beschissen.“
Wie widerwärtig Brustkrebs ist, wissen viele Frauen. Etwa jede achte Frau muss heutzutage im Laufe ihres Lebens mit einer solchen Diagnose rechnen. Die Tirolerin Sabine, die lieber anonym bleiben möchte, ist eine von ihnen. Vor fünf Jahren, mit 50, entdeckte sie einen Knoten in der Brust. „Der schlimmste Augenblick war der Tag der Diagnose“, erzählt sie. Zuerst die Hoffnung, es handle sich nur um eine Zyste, dann die Gewissheit. „Plötzlich ist nichts mehr wie vorher. Wie im Nebel hörst du den Arzt etwas sagen, du fällst in ein Loch.“
Genau wie bei Shannen Doherty war der Krebs bei Sabine schon sehr weit fortgeschritten und hatte gestreut, die Lymphknoten waren bereits mit Metastasen befallen. Das bedeutete für Sabine das komplette Therapie-Programm: zuerst Chemotherapie, um den Tumor zu verkleinern, danach eine Mastektomie (Entfernung der Brust), hinterher eine Bestrahlung und im Anschluss eine auf fünf Jahre ausgerichtete medikamentöse Antihormontherapie. Auch wenn am Anfang alles aussichtslos schien, irgendwann kam der Kampfgeist zurück. „Ich wollte leben“, sagt die Tirolerin. „Plötzlich bist du mitten in der Therapie. Dein neuer Job ist es, diese Krankheit zu besiegen. Die Haare fallen aus, die Medikamente machen dich müde, vergesslich. Doch aufgeben ist nicht drin. Perücke kaufen, aufstehen, weitermachen.“ Sabine entwickelte Superkräfte.
Die „magischen“ fünf Jahre, nach denen man als Krebspatient geheilt gilt, sind jetzt bald um. Heute erinnert Sabine noch eine große Narbe an die Zeit von damals. Und auch die Angst bleibt. Die Angst, der Krebs könnte zurückkommen. Doch die Krankheit habe sie auch stärker gemacht. „Sie lehrt dich Demut, Dankbarkeit und Entschleunigung. Über Kleinigkeiten kann ich mich nicht mehr aufregen. Ich versuche, bewusster zu leben. Und ich habe während der Therapie wunderbare Menschen kennen gelernt“, erzählt die Tirolerin. Man könne die Zeit nicht zurückdrehen, aber wenn sie könnte, würde Sabine viel früher zum Arzt gehen. „Ich kann nur allen Frauen raten, zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen.“
Brustkrebs ist kein Todesurteil mehr. „In den letzten 20 Jahren wurden enorme Erfolge erzielt. Die Überlebenschance ist sehr hoch“, bestätigt Daniel Egle, Oberarzt an der Uni-Klinik für Frauenheilkunde in Innsbruck.
Die meisten der Frauen werden von der Diagnose bei einer Routinekontrolle überrascht, weil die ersten körperlichen Symptome recht spät auftreten, so Egle. Die Therapie sei individuell auf die Patientin und die Art des Tumors abgestimmt. „Auf die Chemotherapie sind wir nach wie vor in vielen Fällen angewiesen. Die Zukunft wird aber so aussehen, dass sie immer selektiver eingesetzt wird“, betont der Brustkrebsexperte.
Zudem werde ständig nach neuen Medikamenten geforscht. Eine Studie mit 3000 Patientinnen, denen in Kombination mit einer Antihormontherapie das Osteoporose-Medikament „Denosumab“ verabreicht wurde, habe etwa gezeigt, dass das Medikament nicht nur Knochenbrüche verhindert, sondern auch das Wiederauftreten von Brustkrebs reduzieren kann. „Leider ist das Medikament sehr teuer und wird nicht von der Kassa bezahlt“, bedauert Egle und hofft auf eine diesbezügliche Änderung. Denn Patientinnen könnten ohne nennenswerte Nebenwirkungen von dieser Therapie profitieren.