Osttirol

Immer mehr Patienten meiden Lienzer Unfallchirurgie

Bei planbaren Operationen entscheiden sich immer mehr Osttiroler Patienten für ein Spital abseits von Lienz.
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Am Bezirkskrankenhaus Lienz ist die Zahl der Operationen an der Unfallchirurgie in den letzten fünf Jahren um 38 Prozent zurückgegangen. Das Spital will nun gegensteuern und den Ruf verbessern.

Von Catharina Oblasser

Lienz –Im Jahr 2010 hat die unfallchirurgische Abteilung am Bezirkskrankenhaus Lienz noch 1800-mal operiert. Letztes Jahr waren es nur noch 1100 Operationen, also um 700 weniger. Das ist ein Minus von mehr als 38 Prozent. Das berichtet Andreas Köll, Obmann des Krankenhausverbandes, im Gespräch mit der Tiroler Tageszeitung. Andere Bereiche, wie die allgemeine Chirurgie oder die Gynäkologie, seien nicht von Rückgängen betroffen.

Offensichtlich entschließen sich also immer mehr Osttiroler, Knie oder Schulter nicht in Lienz, sondern anderswo operieren zu lassen: etwa im Innsbrucker Sanatorium Kettenbrücke oder auf der steirischen Stolzalpe. Auch wenn eine Operation an einer Privatklinik teuer ist. Zum besseren Verständnis: Zur Unfallchirurgie werden alle Operationen gezählt, die in Folge eines Unfalls nötig werden. Das muss nicht unbedingt ein akuter Notfall sein. Beispiel: Jemand verletzt sich beim Skifahren oder Fußballspielen am Kreuzband. Nachdem andere Therapien erfolglos bleiben, stellt sich heraus, dass schließlich doch eine Operation nötig ist. Und um solche planbaren Eingriffe geht es.

Wieso die Patienten in den letzten fünf Jahren der Lienzer Unfallchirurgie immer öfter den Rücken kehrten, ist für den ärztlichen Leiter des BKH, Andreas Mayr, schwer zu verstehen. „Die Leute wolle offenbar woanders hin. Dabei waren viele der Ärzte, die auf der Unfallchirurgie arbeiten, auch früher schon da. Es sind nur ein paar junge dazugekommen.“ Und die Ergebnisse der unfallchirurgischen Eingriffe am Lienzer BKH seien auch nicht anders als an anderen Krankenhäusern. „Man kann auch nicht feststellen, dass es etwa mehr Beschwerden beim Patientenanwalt gegeben hätte“, führt Mayr aus. Eventuell spiele der Bevölkerungsrückgang mit hinein, vermutet er. Wesentlich ist auch, wie sich die Patienten aus Oberkärnten verhalten, denn die machen etwa ein Viertel aller Patienten am Lienzer BKH aus. „Wenn einmal stark propagiert wird, sich in Villach oder Klagenfurt operieren zu lassen, gehen die Oberkärntner vielleicht mehr dorthin und kommen nicht mehr zu uns.“

Handeln ist angesagt: „Wir wollen gegensteuern, indem wir uns mit den niedergelassenen Ärzten besprechen“, meint Andreas Mayr. Der Ruf des BKH Lienz solle besser werden. Andreas Köll setzt auf die neu geschaffene Abteilung für Orthopädie und Traumatologie in Lienz, die mit Anfang 2017 in Betrieb gehen soll. Dafür wird ein Leiter gesucht. „Wir sind in Verhandlung mit einem Osttiroler Arzt, der jetzt noch an zwei niederösterreichischen Spitälern tätig ist. Er hat einen ausgezeichneten Ruf“, erklärt Köll.

Weniger Operationen bedeutet auch weniger Geld für das Spital. „OP-Säle und das nötige Personal sind sehr teuer. Deshalb sollte beides möglichst gut ausgelastet sein“, erklärt Mayr.

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Catharina Oblasser

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