Rückschlag für Heilwasser-Wildbad in Grins
Bei der Mure Anfang September wurde auch das Heilwasser-Wildbad der Gemeinde Grins zerstört sowie die Ableitung ins Dorf. Die Heilwasser-Brunnen sind trocken.
Von Matthias Reichle
Grins –Dort, wo einst müde Wanderer und Kneipper ihre Wadeln ins Grinner Heilwasser stellten, tut sich heute ein Schlund auf. Große Felsbrocken liegen auf dem Platz vor dem Wasserschloss, dahinter öffnet sich ein riesiges Loch zum Mühlbach. Das Grinner Heilwasser-Wildbad, ein beliebtes Ausflugsziel, gibt es in dieser Form nicht mehr. Es wurde beim Murgang am 10. September mitgenommen. Die Wucht des Wassers, das sich mit unglaublicher Gewalt in die Hänge eingegraben hat, ist immer noch deutlich zu sehen.
Zerstört ist auch die Ableitung ins Dorf. Aus dem Heilwasser-Brunnen neben dem Gemeindehaus kommt kein Wasser. Auch das Albenbad, das 2009 von der Gemeinde eröffnet wurde und in dem es die Möglichkeit zu Heilbädern gibt, sitzt auf dem Trockenen.
Das Schellenloch mit seinem Wildbad war erst 2007 nach den Plänen des Architekten Wolfgang Juen gestaltet worden. Es hat eine lange Geschichte. Schon die Gräfin von Tirol Margarethe Maultasch soll dort ihrer Gesundheit wegen gebadet haben. Bis 2005 wurden am Platz verschiedene Bohrungen durchgeführt, bei denen man schlussendlich auf eine Magnesium-Calcium-Sulfat-Thermalquelle stieß.
„Wir werden die Wasserleitung noch im Herbst provisorisch richten“, kündigt jetzt Bürgermeister Thomas Lutz an – „damit wir wieder Heilwasser im Dorf haben.“ Erst im vergangenen Jahr war eine große Heilstudie präsentiert worden, die die positive Wirkung des Wassers gegen Rückenschmerz nachgewiesen hatte. Die Ereignisse waren für Lutz jetzt ein bitterer Rückschlag, auch weil vermehrt Interesse an einer medizinischen Nutzung bestanden hatte.„Das Wehr hat es komplett herausgerissen“, zieht der Dorfchef Bilanz über die Katastrophe. Die Wildbach- und Lawinenverbauung war mit Sachverständigen inzwischen vor Ort. Auch wird ein Planungsbüro mit der neuen Projektierung des Wildbades beauftragt. Auch bei der Ableitung braucht es eine dauerhafte Lösung.
„Die Tiefenbohrung ist nach Auskunft des Bürgermeisters nicht beschädigt. Wir müssen schauen, dass sie auf lange Sicht stabilisiert wird“, erklärt Gebhard Walter von der Wildbach- und Lawinenverbauung. Er rechnet damit, dass es in dem Bereich zu Nachrutschungen und Nachböschungen kommt, die bis zum Bohrloch zurückreichen könnten. Dass das Wildbad in der Form wiederhergestellt wird, ist für Walter nicht realistisch. „Da fehlen einige tausend Kubikmeter.“ Auch das Grinner E-Werk wurde bei der Mure stark beschädigt. Die Gemeinde ist beim Ausräumen und Abbauen der Maschinen. „Die Elektronik stand im Wasser“, betont BM Lutz. Die Wildbach plant auch in diesem Teil neue Sicherungsmaßnahmen.
Es dürfte nicht das erste Mal sein, dass das Wildbad Opfer von Naturkatastrophen wurde. Noch im 18. Jh. wurde es komplett verschüttet, die Quelle war unauffindbar. Auch nachdem Bürgermeister Adolf Handl in den 1920er-Jahren das Kurhaus erbaut hatte wurde das kleine Badebecken immer wieder von Muren und Lawinen zerstört.