Telfs setzt nachts weiter auf Busse
Sollte ein Nightliner-Zug ins Oberland die bestehenden Nachtbusse ersetzen, wäre das für Telfs eine massive Verschlechterung, sagt die Gemeindeführung. LHStv. Felipe kündigt noch für Herbst Gesprächsrunden an.
Von Michael Domanig
Telfs –Seit Dezember 2015 verkehren zwischen Innsbruck und Kufstein an Samstagen, Sonn- und Feiertagen drei Nightliner-Züge (um 1 Uhr, 3 Uhr und 4 Uhr), zwei Züge sind in der Gegenrichtung unterwegs. Von den Unterländer Nachtschwärmern wird das Angebot – das den Nachtbus nach Schwaz ersetzte – bestens angenommen, rund 600 Kunden pro Nacht nützen die fünf Züge.
Heuer wurde nun auch im Oberland, ausgehend von der SPÖ, der Ruf nach einem ähnlichen System laut (die TT berichtete). In Landeck, Imst und Silz hat man sich – vorbehaltlich der Kostenfrage – grundsätzlich für einen Nachtzug ausgesprochen.
Ganz anders ist die Interessenlage in Telfs. Er verstehe den Wunsch jener Gemeinden, die nicht mit einem Nachtbus an Innsbruck angebunden sind, sagt BM Christian Härting (Wir für Telfs). „Aber wir haben ein gut funktionierendes Nightliner-Bussystem. Wenn dieses eingestellt würde und stattdessen ein Zug käme, wäre das für Telfs eindeutig eine Verschlechterung.“ Zumal auch die Kosten derzeit „überschaubar“ seien.
Die Nachtbuslinie N10 fährt an Samstagen, Sonn- und Feiertagen viermal von Innsbruck über Zirl und Pettnau nach Telfs, dreimal in die Gegenrichtung. „Es gibt in Telfs acht Ausstiegsstellen, über den ganzen Ort verteilt“, erklärt Härting, „das bedeutet kurze Heimwege.“ Der Bahnhof Telfs-Pfaffenhofen ist dagegen dezentral gelegen. „Nach den derzeit vorliegenden Informationen können wir dem Angebot eines Nachtzuges nicht nahetreten“, bilanziert Härting, „außer es gäbe einen Anschlussbus, der die Telfer vom Bahnhof zu den jetzt bestehenden Haltestellen weiterbringt.“ Hier stelle sich dann aber die Kostenfrage – und Zeitersparnis sei damit wohl auch keine verbunden. „Wenn der Zug hingegen ein zusätzliches Angebot wäre, sehe ich das natürlich positiv“, so Härting.
Der Telfer Verkehrsausschuss-Obmann Vize-BM Christoph Walch (Grüne) äußert sich ähnlich: „Zu allem, was zusätzlich gratis oder günstig kommt, sage ich natürlich nicht Nein.“ Aber in der Realität werde der Verkehrsverbund Tirol (VVT) „ganz sicher nicht zweigleisig mit Bus und Bahn auf derselben Strecke fahren“. Um eine Verschlechterung zu verhindern, werde sich Telfs also für die Beibehaltung des jetzigen Systems einsetzen (müssen) – „so gerne ich selbst den Zug nütze“. Walch gibt auch zu bedenken, „dass der Nachtzug für die Landecker in Sachen Fahrtzeit wohl nur sinnvoll wäre, wenn er bloß in den größeren Bahnhöfen stehen bleibt.“ Dann jedoch sei der Zug wieder für Gemeinden wie jene entlang der Salzstraße uninteressant, so Walch.
Einen Antrag von GR Norbert Tanzer (Positive Zukunft Telfs/SPÖ), wonach sich Telfs für einen Nachtzug ins Oberland einsetzen solle, hat der Telfer Verkehrsausschuss abgelehnt. Tanzer hatte den Antrag stark an jenen der Landecker SPÖ angelehnt.
Von der TT auf die unterschiedlichen Interessen der Oberländer Gemeinden angesprochen, erklärt Verkehrslandesrätin LHStv. Ingrid Felipe (Grüne), dass Experten der Landesverwaltung noch im Herbst „mit den Gemeinden im Oberland Kontakt aufnehmen und sie nach ihren Wünschen befragen“ werden. Aus dieser Wunschliste werde man ein Angebot erarbeiten, das dann noch einmal mit den Gemeinden besprochen werde.
„Wir starten also den gleichen Prozess wie im Unterland – es muss aber nicht dasselbe Ergebnis herauskommen“, betont Felipe. Auf keinen Fall werde man in dieser Frage über die Gemeinden „drüberfahren“.
„Im Unterland haben wir nach Absprache mit den Gemeinden den Nachtbus abbestellt“, ergänzt Paul Aigner aus Felipes Büro. „Das Land zahlt den Nachtzug komplett, die Gemeinden sollen aus ihrem frei werdenden Nachtbusbeitrag die Feinverteilung ab den Bahnhöfen finanzieren.“ Darüber wolle man auch im Oberland diskutieren. Wenn sich „keine unüberbrückbaren Hindernisse auftun“, sei man „zuversichtlich“, die Nachtschiene ins Oberland im Frühjahr bestellen und ab Dezember 2017 anbieten zu können, sagt Aigner.