Bridget Jones' Baby

Bridget Jones: Schokolade war gestern

In "Bridget Jones' Baby" muss sich Renee Zellweger in der Titelrolle zwischen Amerika und "good old England" entscheiden.

Bridget Jones’ Comeback: mit einem Baby, zwei Vätern und einem Happy End.

Innsbruck –„Happy birthday to me“ – Bridget Jones’ 43. Geburtstag endet einsam. Ihre Freundinnen, inzwischen wohlbestallte Mütter, versetzen sie und selbst der schwule Tom muss absagen, da er sich auf die Reise zum künftigen Adoptivkind vorbereiten muss. Schlimme Pantoffel und die eher verspielte als kleidsame Pyjamahose erinnern an die Bridget in ihren turbulenten Dreißigern, damals beschäftigt mit Schokolade und Karriere, Sex und Körpergewicht und verunsichert, wer der Mann an ihrer Seite sein soll: der smarte Blender Daniel (Hugh Grant) oder der gediegene Mark Darcy (Colin Firth). Das traurige für alle Grant-Fans: Ihr Star ist aus dem Rennen. Daniel gilt seit dem Absturz seines Privatflugzeugs als verschollen. Auf dessen Trauerfeier trifft Bridget nach langen Jahren Mark wieder, der es beruflich zum Kronanwalt am Obersten Gerichtshof gebracht hat, privat aber nach unglücklicher und kinderloser (wichtig!) Ehe mit Camilla (Nomen als britisches Omen!) in Scheidung lebt.

Mit ihm wird sie eine ebenso leidenschaftliche Nacht verbringen wie mit dem US-Ame­rikaner Jack (Patrick Demp­sey), dem schwerreichen Gründer einer Online-Dating-Plattform, der sie auf einem Rockfestival sprichwörtlich aus dem Dreck zieht. Da umweltbewusst, vertraut die inzwischen als Produzentin einer Nachrichtensendung mehr beruflich als privat Erfolgreiche auf längst abgelaufene Öko-Kondome – mit Spätfolgen und der spannenden Frage nach der Vaterschaft.

Auf diese Grundkonstellation baut das dritte Kapitel aus Bridget Jones’ Tagebuch, das inzwischen nicht mehr auf Papier, sondern elektronisch geführt wird. Die Welt hat sich verändert, das vertraute Jones-Viertel rund um den Borough-Market ist gentrifiziert und sie sind alle älter geworden.

Renée Zellweger, die sich in den vergangenen Jahren mit einigen Verdächtigungen bezüglich kosmetischer Eingriffe konfrontiert sah, hat Bridgets „Babyspeck“ abgebaut und präsentiert selbstbewusst Falten, sichtbar älter ist auch Colin Firth und selbst Patrick Dempsey zeigt seit „Grey’s Anatomy“ eindeutig mehr Silberhaar.

Dass alle abgeklärter, im Fall von Mark Darcy auch vom Leben erschöpft erscheinen, macht den Reiz dieses erneuten Mitlebens mit Freundin Bridget aus, die ihre beruflichen Ansprüche gegen die Anforderungen der zynischen Chefredakteurin mit ihrer Hipster-Entourage verteidigen muss, nach wie vor unverblümt ebenso peinlich wie authentisch ist und die Entscheidung zwischen Tee und grünem Smoothie, Mark Darcy oder Jack, good old England oder Amerika treffen muss.

Mit großer Sorgfalt und erkennbarer Lust setzte Sharon Maguire, die schon den ersten Teil „Schokolade zum Frühstück“ verantwortete, das von Helen Fielding gemeinsam mit Dan Mazer und der britischen Schauspielerin Emma Thompson erarbeitete Drehbuch um. Selbst jene, die die Bridget-Jones-Filme als seicht ablehnen, dürften der Witz, den Thompson in der Rolle von Bridgets Frauenärztin an den Tag legt, und ein ziemlich gelungener Soundtrack animieren, zumindest zu einem zweiten Glas von Bridgets geliebtem Chardonnay zu greifen. (lietz)