Tauchgang im Songwriter-Meer: Laura Rafetseders neues Album - Popnews
Wien (APA) - *...
Wien (APA) - *
„Swimmers in the Arctic Sea“ hat Laura Rafetseder ihr zweites Soloalbum getauft. Und darauf begibt sich die Singer-Songwriterin auf einen ausgiebigen Tauchgang rund um die Insel Einsamkeit. Dieses unbewohnte Eiland in der russischen Karasee ziert - in einer Interpretation von Angela Dorrer - auch das Cover und gibt eigentlich einen guten Eindruck von dem, was 14 Songs lang folgt: Folk und akustischer Pop, der mal melancholisch, dann wieder versöhnlich aus den Boxen tropft. Inhaltlich setzt sich Rafetseder in den neuen Stücken mit Trennung und Einsamkeit auf einer persönlichen wie gesellschaftlichen Ebene auseinander. Live wird die Musikerin, die für das Album Unterstützung von Stephan Steiner, Gernot Feldner, Marc Bruckner, Patrizia Sieweck und Markus Brandstetter erhielt, die Songs am 21. Oktober im Wiener Lokal AU vorstellen. Dort werden eine Woche lang auch die Bilder von Dorrer gezeigt.
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Einen den landschaftlichen Gegebenheiten in ihrer Heimat durchaus entsprechenden Sound liefert die norwegische Band Lint: Auf dem nun international erscheinenden Debüt „Then They Came For Us“ geht die Gruppe gerne in die Vollen, changiert in bester Post-Rock-Manier zwischen breit angelegten, atmosphärisch geprägten Songs und kürzeren Ausbrüchen. Die als Vergleiche angeführten Kollegen von Mogwai, Explosions In The Sky oder Sigur Ros mögen als Referenz durchaus passen, allerdings legen Lint vielfach einen etwas positiveren Grundtenor an den Tag. Das am 11. November erscheinende Album scheint dennoch wie gemacht für kühle und stürmische Herbsttage.
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Aus Australien kommt mit „Love Is A Dog“ ein zartes Indie-Folk-Album: Es ist die fünfte Arbeit der Band Tinpan Orange, die sich im Kern aus den Geschwistern Emily und Jesse Lubitz zusammensetzt. Dritter fixer Mitstreiter ist Alex Burkoy, wobei für die elf neuen Songs auch Danny Farrugia, Jules Pascoe und Harry James Angus zu Schlagzeug, Bass und Keyboard griffen. Entstanden ist so ein Unterfangen, das zwar grundsätzlich im lieblichen Fach untergebracht ist, aber in den richtigen Momenten auch zupacken kann. So verspricht etwa die „Ballad of Destruction“ zwar etwas viel, bringt aber letztlich doch beide Aspekte des Titels - das Balladeske wie das Zerstörerische - zusammen, während „Selma Before Me“ im Country verwurzelt scheint.
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Es ist ein Sprung für den irischen Singer-Songwriter Marc O‘Reilly: Mit „Morality Mortality“ erscheint Ende Oktober zwar bereits sein drittes Album, allerdings erstmals auf einem Major Label. Virgin hat bei diesen zwölf Stücken zugegriffen, die sich - oft reduziert instrumentiert - zwischen Blues, Folk und Rock bewegen. So braucht etwa der Opener „Compromise“ einige Zeit, bis er sich voll entfaltet, bis aus der markanten Gitarrenmelodie des Beginns und dem mit viel Hall versehenen Gesang ein waschechter Rocksong wird. O‘Reilly bringt aber glücklicherweise das nötige Feingefühl sowie die Geduld mit, um seinen Stücken - ganz ähnlich wie beim höchst gelungenen aktuellen Album von City & Colour - die passende Atmosphäre zu gönnen. Mal einem Pub-Sound verpflichtet, dann wieder mit dem Instrument im Anschlag.
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„Es geht sich aus“ meinen Karies: Die Stuttgarter Postpunk-Band hat so ihr zweites, am 4. November erscheinendes Album getauft. Die auch personell mit den Kollegen von Die Nerven verbandelte Gruppe bedient ein ähnliches Klangbild, gibt sich grundsätzlich spröde in der Umsetzung der Songs, kann aber einen gehörigen Sog erzeugen, wenn es um die konkrete Ausformung von knarzigen Gitarren, treibenden Drums und teils desillusionierten Lyrics geht. Das Quartett liefert all jenen neues Futter, die sich an der deutschen Postpunk-Szene zuletzt nicht satthören konnten. Es sind wenige Worte, die hier viel sagen - und eigentlich der Musik den tonangebenden Platz überlassen.
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Als „Minimal Jazz Chamber Music“ beschreiben HI5 ihren Sound: Das Tiroler Quartett weiß das auf dem neuen Album „Fünf“ auch sofort zu belegen, wird mit „Introducing“ doch recht reduziert in dieses Klanguniversum geladen. Die folgenden acht Stücke bleiben aber keineswegs bei atmosphärischen Arrangements, träumerischem Glockenspiel oder bedächtig gesetzter Rhythmik stehen, sondern entwickeln sich in unterschiedlichste Richtungen. Bereits „Free in Four“ darf ausbrechen, um sich schlagen und angriffiger werden. „Merci Merci Marcel“ beginnt dann beinahe klassisch, gemahnt an einen oft gehörten Jazz-Standard, aber führt auch damit auf eine falsche Fährte. Live werden die Songs in den kommenden Tagen ebenfalls vorgestellt, u.a. am 20. Oktober in Kufstein sowie am 22. Oktober in Lienz.