Esel und Maultiere im Einsatz: Neue Transporttiere für das Heer
Im Tiroler Tragtierzentrum des Bundesheers bekommen die Haflinger Konkurrenz. Esel und Maultiere ziehen in Hochfilzen ein.
Hochfilzen – Im hochalpinen Gelände abseits von befestigten Straßen und Wegen kommen die Tragtiere des Bundesheers zum Einsatz: Sie tragen Soldaten, Ausrüstung und Verpflegung, transportieren Waffen und Munition und werden im Notfall auch für den Transport von Verwundeten eingesetzt. Bisher hat das österreichische Heer nur auf den robusten Haflinger gesetzt, nun brechen aber im Tragtierzentrum (TTZ) in Hochfilzen neue Zeiten an.
Seit Kurzem sind zwei Esel ins TTZ eingezogen. Nächste Woche kommen zwei weitere junge Esel aus der Steiermark hinzu, die sich bald auf der Aufzuchtweide einer nahen Alm zu den jungen Haflingern gesellen dürfen. „Langfristig wollen wir einen Mix aus einem Drittel Haflinger, einem Drittel Esel und einem Drittel Maultiere“, sagt TTZ-Kommandant Josef Hager. Im TTZ werden derzeit 55 Tiere aufgezogen und ausgebildet, mit denen jährlich rund 20 Berufssoldaten und 150 Grundwehrdiener im hochalpinen Gelände unterwegs sind. Auch Spezialeinsatzkräfte des Heers wie das Jagdkommando in Wr. Neustadt arbeiten immer wieder mit den Tieren des TTZ. Österreich und Deutschland sind laut Hager Vorreiter beim Einsatz von Tragtieren für das Heer, „deshalb werden wir hier immer wieder zu Rate gezogen und die Tiere dienen der Unterstützung von Einheiten, die in den Auslandseinsatz gehen.“ (wa)
Die Grenzen des robusten Haflingers
Esel, Maultiere, Trampeltiere und Co.: Tragtierzentrum-Kommandant Josef Hager kennt die Vor- und Nachteile der Transporttiere vieler internationaler Streitkräfte.
Was hat der Esel, was ein Haflinger nicht hat?
Josef Hager: Es gibt mehrere Vorteile. Einen Esel könnte man auf internationale Einsätze mitnehmen, wie zum Beispiel in Zentralafrika. Dort wäre es für die Haflinger viel zu heiß. Außerdem kann man den Esel problemlos bis auf 5000 Metern Höhe einsetzen, für den Haflinger ist bei 3000 Metern Schluss. Und Esel sind wesentlich genügsamer, sie können außerdem auch zwei Tage ohne Wasser auskommen.
Und Esel sind im Gegensatz zu Pferden keine Fluchttiere.
Hager: Wenn ein Pferd vor einer unbekannten Situation erschrickt, will es zuerst kopflos ein Stück wegrennen und es besteht damit das Risiko, dass sich dabei ein Soldat verletzt oder wertvolle Ladung verlorengeht. Ein Esel erstarrt zuerst, bleibt stehen und überlegt, ob es den Energieaufwand wert ist, die Flucht anzutreten. Damit hat man Esel viel leichter unter Kontrolle. Im Gegenzug kann das natürlich auch bedeuten, dass ein Esel starrsinniger ist.
Wie sieht der Unterschied bei der Fähigkeit aus, Lasten zu tragen?
Hager: Ein Haflinger kann 100 bis 120 Kilogramm tragen, ein Esel nur rund 80 Kilogramm. Das klingt wie ein klarer Pferdevorteil, aber oft spielt das Volumen einer Last eine größere Rolle als das Gewicht. Wir packen auf Haflinger wie Esel eigentlich nur drei Marschrucksäcke, weil wegen der Größe der Gepäckstücke nicht mehr möglich ist.
Sind Esel länger und härter belastbar?
Hager: Das probieren wir gar nicht aus, weil wir nicht bis an die tierschutzrechtlichen Grenzen gehen wollen. Die besagen, dass man Tragtiere nur 16 Stunden am Tag im Einsatz haben darf, danach müssen acht Stunden Ruhezeit folgen.
Das Gespräch führte Brigitte Warenski