Vom Strafraum ins Klassenzimmer
Unter der Woche der Herr Lehrer, am Wochenende der gefeierte Held im Fußball-Unterhaus. Florian Eiter, Wolfgang Spanring und Thomas Neururer sprechen über die Besonderheiten der kickenden Lehrpersonen.
Von Thomas Mair
Innsbruck –Der Ton auf Tirols Fußballplätzen ist mitunter ziemlich rau. Auf den Zuschauerrängen und auch unter den Spielern fallen Worte, die abseits der Sportanlagen nicht geduldet werden würden. Zahlreiche Lehrer, die im Unterhaus tätig sind, müssen hier einen besonders kühlen Kopf bewahren. „Ich schaue schon, dass ich mich zurücknehme und ein gutes Bild abgebe“, lässt sich etwa Wolfgang Spanring, Westendorfs Spielertrainer und Lehrer in der Neuen Mittelschule (NMS) Rattenberg, nicht auf dieses Niveau herab.
Für den 36-Jährigen, der schon mehrere Torjägerkanonen sein Eigen nennt, ist der Fußball vielmehr ein willkommenes Bindeglied zu den Schülern: „Der Fußball und der Sport im Allgemeinen sind eine super Sache für die Buben und die Dirndln.“ Speziell die männlichen Kinder und Jugendlichen sprechen ihn in der Schule auf seine Leistungen am Platz an. Das werden sie auch heute tun, denn der in Kundl wohnhafte Spanring erzielte beim 2:1-Erfolg im Spitzenspiel der Gebietsliga Ost gegen Fritzens beide Westendorfer Treffer.
Selbiges wird sich wohl auch in Wenns abspielen, wenn Lehrer Florian Eiter in der Früh das Klassenzimmer betritt. Der Pitztaler Torjäger vom Dienst erzielte nämlich beim 2:2-Remis in der Landesliga West gegen Reutte den schnellen Führungstreffer. Für den gebeutelten Tabellenletzten war das Unentschieden ein wertvoller Punkt gegen den Abstieg. „Wenn man hintendrin steht, kommt eben alles zusammen“, bedient sich der 33-Jährige einer Fußballweisheit. Sein Engagement bei der SPG Pitztal habe aber keinen großen Einfluss auf seine Arbeit im Klassenzimmer. Vielmehr glaubt der Turnlehrer, dass ihm sein Fach entgegenkomme. „Fußball ist einfach sehr beliebt“, meint Eiter, der am Saisonende seine Schussstiefel endgültig an den Nagel hängen wird. Bis sein Sohn Ben (2,5 Jahre) in seine Fußstapfen treten kann, wird es noch eine Zeit dauern. Des Torjäger-Gens seines Vaters kann er sich jetzt schon sicher sein.
In die Fußstapfen ihres Vaters Paul Schneeberger wollen auch Paul (11) und Tobias (10) treten. Der ehemalige Erste-Liga-Kicker und nunmehrige Kirchbichl-Trainer trainiert seine Söhne beim FC Wildschönau und damit auch mehrere Schüler, die er in der ortsansässigen Musik-NMS unterrichtet. „Durch den Fußball bist du nicht nur der Lehrer, sondern auch die Privatperson“, weiß Schneeberger, dass der Fußball generationenübergreifend Türen öffnen kann. Die Nachwuchskicker könnten mit dem Lehrer Schneeberger und dem Trainer Paul gut umgehen. Es gilt: In der Schule per Sie und am Fußballplatz per Du. „Hin und wieder rutscht ihnen beim Spielen aber ein Herr Schneeberger heraus“, schmunzelt der 38-jährige Deutsch- und Sportlehrer, der auch in der Wildschönau wohnt.
Völlig unberührt von irgendwelchen Schülermeldungen steht hingegen Imst-Verteidiger Thomas Neururer in der UPC Tirol Liga seinen Mann. In der Innsbrucker NMS Dr. Fritz Prior verfolgt keiner seine fußballerischen Leistungen. Dennoch betont der 32-jährige Routinier, dass er am Feld und im Klassenzimmer stets die Contenance bewahrt: „Die rauen Töne sind mir da wie dort völlig zuwider.“