Kroatische Opposition erhielt neuen Chef
Zagreb (APA) - Die kroatische Opposition hat einen neuen Chef. Der 36-jährige Davor Bernardic wurde am gestrigen Samstag zum neuen Chef der ...
Zagreb (APA) - Die kroatische Opposition hat einen neuen Chef. Der 36-jährige Davor Bernardic wurde am gestrigen Samstag zum neuen Chef der kroatischen Sozialdemokraten (SDP) gewählt. Er folgt Ex-Premier Zoran Milanovic nach, der die Partei neun Jahre lang führte. Milanovic zog sich als Parteichef zurück, nachdem die SDP im September die zweite Parlamentswahl in weniger als einem Jahr verloren hat.
In der Stichwahl am Samstag war der favorisierte Bernardic seinem Gegenkandidaten, dem früheren Innenminister Ranko Ostojic, deutlich überlegen. Laut dem vorläufigen Ergebnis erhielt Bernardic 64,5 Prozent der Stimmen, für Ostojic stimmten 35,5 Prozent der SDP-Mitglieder.
Als junger Politiker hat Bernardic bereits eine lange politische Laufbahn hinter sich. Der SDP trat er mit 18 Jahren bei. Als sein politischer Mentor gilt Milan Bandic, der langjährige Zagreber Bürgermeister, der 2009 aus der SDP hinausgeworfen wurde. 2010 kam er als Außenseiter an die Spitze der Zagreber SDP-Filiale. Zuvor leitete Bernardic die SDP-Nachwuchsorganisation (2008-2010) und sammelte Erfahrungen im Zagreber Stadtrat und im Parlament, wo er seit 2008 als Abgeordneter sitzt. Seit 2012 war er auch einer der Vize-Parteichefs.
Die Erwartungen an den Chef sind groß: er soll der Oppositionspartei einen neuen Schwung bringen und sie revitalisieren. Nach einer Reihe von Wahlniederlagen wird er die SDP vereinigen und stabilisieren müssen. Von Bernardic, der in der Partei als in Opposition zu Milanovic galt, wird außerdem ein Richtungswechsel erwartet. Milanovic rief die SDP am Samstag auf, seinem Nachfolger gegenüber loyal zu sein und ihn aufrichtig zu unterstützen.
Die Kritiker bezweifeln, dass Bernardic der richtige Mann für diesen Job ist. Dem zwar ehrgeizigen Politiker werden mangelhafte Führungsqualitäten und fehlendes Charisma vorgeworfen. In der Öffentlichkeit sei Bernardic als „ein Politiker bekannt, der zu keiner Angelegenheit eine konkrete Meinung hat“, schrieb das Nachrichtenportal „Index“. Sein Gegenkandidat hat ihm im Endspurt der Wahlkampagne vorgehalten, sich als Leiter der Zagreber SDP nicht sonderlich hervorgetan zu haben. Ostojic bezweifelte, dass Bernardic dem Kampf mit dem Erzrivalen, der konservativen Regierungspartei HDZ, gewachsen sei. Nach der Stichwahl sprach er dem neuen Chef jedoch seine Unterstützung aus.
Die erste große Prüfung kommt auf den neuen Parteichef im Frühjahr zu, wenn voraussichtlich im Mai 2017 die Lokalwahlen stattfinden. Bis dahin wird er laut Beobachtern auch seine Autorität in der Partei stärken müssen, denn er wird mit Opposition innerhalb der SDP rechnen müssen. Die erste Gelegenheit dafür wird sich nächste Woche bieten, wenn beim Parteitag der neue SDP-Vorstand gewählt wird.