Deutschland

Nach Festnahme in Freiburg: Polizei befragt erneut Zeugen

Die Leiche der Joggerin wurde in den Weinbergen bei Endingen gefunden.
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Unterdessen warnt Vize-Kanzler Sigmar Gabriel vor einer Pauschalverurteilung von Flüchtlingen, weil der Täter Asylwerber war. Harsche Kritik gibt es am Polizeigewerkschafter.

Freiburg – Nach der Festnahme eines Tatverdächtigen im Fall der getöteten 19 Jahre alten Studentin in Freiburg befragt die Polizei erneut Zeugen. Wie eine Polizeisprecherin am Montag mitteilte, werden unter anderem Gäste der Studentenparty befragt, auf der das Opfer zuvor gewesen war. Fotos der Feier werden zudem erneut gesichtet. Außerdem will die Polizei Videomaterial aus der Straßenbahn analysieren, in der der Verdächtige – ein 17 Jahre alter Flüchtling – in der Tatnacht gefahren war. Die Auswertungen sollen helfen, den genauen Tathergang zu rekonstruieren.

Der nicht vorbestrafte junge Mann äußerte sich nach Angaben der Ermittler bislang nicht. Auch gebe es bislang keinen Hinweis darauf, dass sich der Flüchtling und das Opfer kannten, sagte die Sprecherin. Die Ermittler waren dem Mann durch ein 18,5 Zentimeter langes schwarzes, blondiertes Haar am Tatort auf die Spur gekommen.

Gabriel warnt vor Pauschalverurteilung

Der deutsche Vizekanzler Sigmar Gabriel hat unterdessen davor gewarnt, das Verbrechen zur Stimmungsmache gegen Flüchtlinge zu missbrauchen. Als der Tatverdächtige aus Afghanistan festgenommen worden war, ist im Internet eine Debatte über die Flüchtlingspolitik losgebrochen.

„So bitter es ist: Solche abscheulichen Morde gab es schon, bevor der erste Flüchtling aus Afghanistan oder Syrien zu uns gekommen ist“, sagte der SPD-Politiker der Bild-Zeitung. „Wir werden nach solchen Gewaltverbrechen – egal, wer sie begeht – keine Volksverhetzung zulassen.“

Der SPD-Vizevorsitzende Ralf Stegner hat dazu eine Äußerung des Polizeigewerkschafters Rainer Wendt zur Tötung einer Studentin scharf kritisiert. „Einlassungen von Wendt (CDU) zu der grausamen Freiburger Gewalttat ist politisch widerlich und dümmer als die Polizei erlaubt“, schrieb er am Montag bei Twitter. Und: „Abscheuliche Gewalttat in Freiburg führt zu Generalverdacht gegen andere Flüchtlinge. Das ist eines Rechtsstaates unwürdig.“

Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), hatte der Bild-Zeitung gesagt: „Dieses und viele andere Opfer würde es nicht geben, wäre unser Land auf die Gefahren vorbereitet gewesen, die mit massenhafter Zuwanderung immer verbunden sind. Und während Angehörige trauern und Opfer unsägliches Leid erfahren, schweigen die Vertreter der ,Willkommenskultur‘.“ Und: „Die grausame Seite dieser Politik wird abgewälzt auf die Opfer und auf eine seit Jahren kaputt gesparte Polizei und Justiz. Und so wachsen die Gefahren für unser Land beständig.“ (dpa)