Analyse: Van der Bellen mobilisiert Nichtwähler und dreht Gemeinden
Der designierte Bundespräsident gewann in 280 Gemeinden, in denen Hofer noch im Mai dominiert hatte - und das ohne Briefwahlstimmen. Das liegt vor allem auch daran, dass Van der Bellen deutlich mehr Nichtwähler mobilisieren konnte.
Wien - Der künftige Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat sowohl seine Wähler vom 22. Mai als auch die Nichtwähler besser mobilisieren können als FP-Konkurrent Norbert Hofer. Das geht aus der Wählerstromanalyse des SORA-Instituts für den ORF hervor. Demnach konnte Van der Bellen 98 Prozent seiner Wähler von der aufgehobenen Stichwahl erneut zur Urne bringen, Hofer nur 93 Prozent.
Der Wählerstromanalyse zufolge haben 2,2 von 2,25 Mio. Van der Bellen-Wählern vom 22. Mai neuerlich ihr Kreuz beim früheren Grünen-Chef gemacht. Van der Bellen hat damit nur 55.000 Wähler verloren (und zwar je zur Hälfte an Hofer und die Nichtwähler). Hofer verlor dagegen 147.000 seiner 2,22 Mio. Wähler (ebenfalls zur Hälfte an Van der Bellen und die Nichtwähler).
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Außerdem sind der Wählerstromanalyse zufolge fast 70.000 Hofer-Wähler vom 22. Mai zuhause geblieben, umgekehrt konnte Hofer nur 33.000 Nichtwähler für sich gewinnen. Van der Bellen verlor zwar ebenfalls 25.000 Stimmen an die Nichtwähler, gleichzeitig konnte er nun aber 169.000 Nichtwähler vom Mai für sich gewinnen.
Hofer verbesserte sich nur in 47 Gemeinden
In ganzen 2053 von 2100 österreichischen Gemeinden konnte Van der Bellen sein Ergebnis auch ohne Briefwahlstimmen verbessern, Hofer demnach nur in 47. In 280 Gemeinden, die im Mai noch mehrheitlich für Hofer gestimmt hatten, konnte der Wahlsieger das Ergebnis drehen. Hofer gelang dies nur in zwei Gemeinden, darunter der kleine Ort Gramais im Bezirk Reutte. Den größten Zugewinn überhaupt konnte Van der Bellen in St. Sigmund im Sellrain mit einem Plus von 20,97 Prozentpunkten auf 58,9 Prozent einfahren.
Obwohl Van der Bellen in vielen Landgemeinden zulegen konnte, bleibt der Unterschied zu seinem Abschneiden in den Städten frappant. Bei der Wahlwiederholung holte er auf Anhieb alle neun Landeshauptstädte. Im Mai war Eisenstadt erst mit der Briefwahl von Hofer zu Van der Bellen gewechselt. Die Hauptstadtergebnisse fielen für Van der Bellen überall weit besser aus als im Mai. (TT.com, APA)