Tirol

Tiroler Schützen wollen keine Revolution ihrer Werte

© thomas boehm

Tirols Schützen denken offen über ihre Zukunft nach und hinterfragen die eigenen Grundsätze. Das neue Credo lautet: „Auf jeden kommt es an.“

Von Marco Witting

Innsbruck –Was bewegt Tirols Schützen? Und wohin führt der Weg in der Zukunft? In einer sich stark verändernden Gesellschaft und globalisierten Welt finden sich die Tiroler Kompanien oft irgendwo zwischen Tradition und Moderne wieder. Die Bundesleitung der Tiroler Schützenkompanien hat deshalb einen intensiven Reflexionsprozess gestartet. Jetzt liegt eine Zwischenbilanz dazu vor. Und das „Nachdenken über uns“, so der Titel des Projekts, überrascht in vielen Punkten. In anderen dagegen bleiben sich die Schützen treu.

Landeskommandant Fritz Tiefenthaler vergleicht diesen Nachdenkprozess mit einer Bergwanderung. Am Ende könne eine Art Wegweiser für die Zukunft rauskommen, sagt er. Die Werte, die man hinterfragt habe, sollen Leitpflöcke auf dieser Reise sein. „Wir wollen aber mit den Füßen am Boden bleiben und gleichzeitig offen für die Zukunft sein“, sagt er.

Was plakativ klingen mag, setzten die Schützen in mehreren vollkommen offenen, professionell moderierten Diskussionsforen um. 325 Mitglieder, aus allen Teilen und Positionen, machten sich dabei ihre Gedanken über die Zukunft der Schützen. „Auf Augenhöhe. In Zivil. Vor allem aber ohne die Bundesleitung“, wie Tiefenthaler sagt. Man wollte schließlich wissen, was die Basis so denkt. Eine Revolution ist dabei nicht herausgekommen. Im Gegenteil. Was von außen, auch medial, an die Schützen herangetragen wird (Aufnahme von Frauen, ausländische Mitglieder), spielt in den Kompanien nur eine untergeordnete Rolle. Organisation und Struktur einerseits, vor allem aber die Werte und Grundsätze waren die am brennend­sten diskutierten Themen. „Es gab ein starkes Bekenntnis für das, wofür wir stehen“, sagte Tiefenthaler, der sich über die hohe Bereitschaft und Akzeptanz freut. Besonders viele junge Schützen und Marketenderinnen hätten sich eingebracht. „Wir haben in den Fragen, die von außen gekommen sind, immer eine klare Position gehabt. Das hat man gemerkt. Am Ende kommt es auf jeden an“, sagt Landeskommandant Tiefenthaler. „Wir wollen mit kleinen Schritten gemeinsam hier ein großes Ziel erreichen.“ Dies sei auch ein klares Bekenntnis zum christlichen Glauben, der zu stärken sei, speziell wenn sich immer mehr Gemeinden immer weniger Pfarrer teilen müssen. „Positiv mitarbeiten und die Grundsätze mit Leben erfüllen“, erklärt Tiefenthaler. Zu diesen Werten gehöre auch die Unterstützung der Europaregion Tirol, um – wie in der Präambel des Bundes der Tiroler Schützenkompanien festgeschrieben – die „größtmögliche Einheit des Landes“ sicherzustellen. Hier gelte es prinzipiell, die „Möglichkeiten der aktuellen Zeit am besten zu nutzen“, wie Tiefenthaler erklärt. Und zu den Werten gehöre auch die Pflege der Festkultur, die im Diskussionsprozess „massiv hinterfragt“ wurde.

Tiefenthaler zeigt sich „froh“, dass die Akzeptanz innerhalb der Teilnehmer und Kompanien enorm hoch war. Eine Revolution, ein Rütteln an den Werten hatte er ohnehin nicht erwartet. Dann hätte man diesen Prozess auch nicht gemacht, gesteht er. Klar sei, die Schützen stehen speziell in der Jugendarbeit vor vielen Herausforderungen. „Es geht natürlich darum, wie motiviere ich die Leute“, sagt Tiefenthaler, der darauf verweist, dass das vergangene Jugendschützentreffen sehr stark von den jüngsten Mitgliedern geprägt war – auch wenn es um die Reden ging.

Doch wie geht es jetzt weiter? Die interne Steuerungsgruppe wird die Inhalte sichten und ein entsprechendes Themenpapier erarbeiten. Dieses enthält die Punkte und Vorschläge aus den offenen Foren, ergänzt mit jenen Punkten, die die Bundesleitung selbst für die zukünftige Ausrichtung als wichtig erachtet. Daraus entstehen soll ein Strategiepapier, das im Herbst 2017 bei einer außerordentlichen Bundesversammlung vorgestellt und verabschiedet werden soll. Eine Reihe von schnell umsetzbaren Vorschlägen von der Basis soll aber bereits im Frühjahr allen Kompanien kommuniziert und umgesetzt werden. „Ein Wegweiser“, wie Tiefenthaler feststellt, auf den sich alle berufen könnten, die den Schützen­eid abgelegt haben.

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