Führung der Tösner Musikkapelle warf Handtuch
Der Start ins neue Jahr war für die Musikkapelle Tösens turbulent. Kapellmeister und Obmann verließen im Dezember den Verein.
Von Matthias Reichle
Tösens –„Wir müssen uns neu formieren, auflösen werden wir uns auf keinen Fall. Ziel ist, weiterzumachen“, betont Obmannstellvertreter Patric Peer. Die Musikkapelle Tösens ist in einer nicht alltäglichen Situation. Obmann und Kapellmeister haben mit Jahresende ihr Amt niedergelegt. Der Verein hat damit nicht nur den musikalischen, sondern auch den organisatorischen Leiter verloren: „Diese Woche findet noch eine Sitzung statt, danach wird es eine Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen geben“, so Peer.
Es waren nicht die einzigen Austritte bei der Vollversammlung Anfang Dezember. Auch der Kassier kündigte aufgrund eines Wohnortwechsels an, dass er nicht mehr zur Verfügung stehen würde. Zwei weitere Musikanten zogen sich zurück.
Für Kapellmeister Karl Wille war „mangelnder Respekt“ der Grund dafür, nach 13 Jahren den Taktstock an den Nagel zu hängen. „Bei Proben haben ein Drittel der Leute gefehlt. Wenn man nur 25, 26 spielende Musikanten hat, ist das ein größeres Problem als bei 50.“ Oft war nicht klar, ob man überhaupt spielfähig sei. „Das zehrt an den Nerven.“ Er brauche eine Pause und Abstand, so Wille, der aus Nauders kommt.
Bei Obmann Rudolf Pult war die Gemeinderatswahl ausschlaggebend, die in Tösens sehr turbulent verlaufen war. Dort hatte sich das Dorfparlament davor aufgelöst. Altbürgermeister Helmut Kofler verlor die Wahl gegen den neuen Dorfchef Bernhard Achenrainer. Pult gab „Unstimmigkeiten“ als Grund an. Im Verein dürfte es schon länger kriseln. „Ich habe einen anonymen Brief bekommen. Ich soll mich mehr für die Musikanten einsetzen, ansonsten soll ich die Ehrungen des Landes zurückgeben“, so Pult, „so etwas nach 28 Jahren als Obmann.“
Bereits bei der Gemeinderatswahl 2010 habe man versucht, einen Keil zwischen ihn und den Kapellmeister zu treiben, nachdem er dem Altbürgermeister Helmut Kofler „einen Zettel“ unterschrieben habe, glaubt der Obmann. Dieser sei sein Cousin, Pults Frau habe auf der Liste Koflers kandidiert. Seinen Entschluss, die Kapelle zu verlassen, hatte er schon lange gefasst und angekündigt.
„Mir war wurst, wer Bürgermeister ist, das habe ich auch versucht zu vermitteln“, erklärt der ehemalige Kapellmeister Wille. „Ich war der Meinung, die Wahl hat in einem Verein nichts verloren.“ Er spricht von schlechter Stimmung im ganzen Dorf.
Für Obmannstellvertreter Peer kam der Rücktritt des Obmanns deshalb nicht überraschend. Pult habe mit dem früheren Bürgermeister sympathisiert, sagt er. Von einem „Wirbel“ im Verein wollte er nichts wissen. „Es war zu erwarten.“
Der Obmann des Blasmusikbezirks, Florian Geiger, spricht von einem schwierigen Jahr für die Tösner Musikkapelle, immer wieder habe man auf Aushilfen zurückgreifen müssen. Die Gemeinderatswahlen hätten „unangenehm“ in die Kapelle hineingespielt. Bürgermeister Bernhard Achenrainer ist optimistisch, dass es in der Kapelle weiter gehen wird.
Er selbst habe einen Appell an die Vereine gerichtet, die Politik herauszuhalten. Bei der Weihnachtsfeier der Gemeinde musste man trotz allem nicht auf Musik verzichten. Eine kleine Gruppe der Kapelle war dort aufgetreten. „Es war gewaltig“, betont er.