Wirbel um Granulate auf Kunstrasen
Ist das Granulat auf Kunstrasenplätzen gefährlich? Mit dieser Frage beschäftigt sich derzeit Kitzbühels Politik. Anrainer des Sportplatzes befürchten u. a., dass die Gummikügelchen krebserregend sein könnten.
Von Miriam Hotter
Kitzbühel –Die Anrainer des Sportplatzes in der Langau sind in Sorge, wie Umwelt- und Schwarzseereferent Rudi Widmoser (Grüne) dem Gemeinderat bei der jüngsten Sitzung mitteilte. Der Grund: Der Kunstrasenplatz nahe der Ache wird periodisch von Schnee geräumt und dieser laut Anrainern am Platzrand deponiert. „Die Anrainer befürchten, dass die Granulate, die für den Fußballplatz verwendet werden, mit dem Schnee abtransportiert werden und dadurch in die Ache gelangen könnten“, sagt Widmoser. Die Granulate würden Zink enthalten. „Und das ist schlecht für die Fische. Der Fußballclub schaut zwar, dass keine Granulate in die Ache gelangen, aber mir ist auch gesagt worden, dass man das zu 100 Prozent nicht verhindern kann“, sagt Widmoser gegenüber der TT.
Die Granulate bestehen aus zerkleinerten Autoreifen, sagt Widmoser. Die Gummikügelchen stehen im Verdacht, krebserregend zu sein, da sie neben Zink auch so genannte Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) enthalten. „Die Kinder, die auf dem Kunstrasen Fußball spielen, tragen die Granulate an ihren Schuhen und an der Kleidung mit nach Hause“, sagt Widmoser.
Granulate sorgten bereits im Herbst 2016 für Aufsehen, und zwar in Holland. Dort haben sich etliche Amateurvereine nach einem TV-Bericht entschlossen, nicht mehr auf Kunstrasenplätzen zu spielen.
In Kitzbühel wird diese Möglichkeit von Alexander Gamper (FPÖ) ins Spiel gebracht. „Bis nicht geklärt ist, ob die Granulate krebserregend sind oder nicht, sollte man die Kinder vom Platz fernhalten.“ Dafür erntet Gamper Kritik von Familien- und Gesundheitsreferentin Andrea Watzl (ÖVP). „Die Firma, die das Granulat herstellt, besitzt entsprechende Zertifikate. Außerdem gibt es verschiedene Klassifizierungen bei den Granulaten. Manche sind nur für den Schulsport zugelassen, andere für die Profi-Liga. Ich vertraue unserem Platzwart, dass er die entsprechende Klassifizierung verwendet. Von einer Sperre des Platzes zu sprechen ist reine Hysterie.“ Zuspruch erhält sie von Jürgen Katzmayr (Obmann Ausschuss für Sportinfrastruktur und Obmann Überprüfungsausschuss, SPÖ): „Jeder Schnuller besteht aus Gummi. Wir sagen jetzt aber auch nicht, wir nehmen keine Schnuller mehr her.“ Gleichzeitig betont er, sich damit im Ausschuss beschäftigen zu wollen und, sollte eine Gefahr für Kinder bestehen, etwas dagegen tun zu wollen.
Schließlich beauftragte Bürgermeister Klaus Winkler die zuständigen Ausschüsse (Umwelt, Sportstätten und Gesundheit), sich der Sache noch einmal anzunehmen.
Inzwischen versucht Kurt Fritzenwanger, Obmann des Kitzbüheler Fußballclubs, zu beruhigen. „Bevor wir das Granulat bekommen haben, haben wir uns schlaugemacht und uns in anderen Regionen umgehört. Nun verwenden wir dasselbe Granulat wie in Amlach in Osttirol. Dort wurde das Granulat auf eine Gesundheitsgefährdung hin geprüft. Dabei wurde der Grenzwert unterschritten“, sagt Fritzenwanger zur TT.
Am kommenden Freitag will sich Fritzenwanger mit dem Vorstand besprechen. „Wir nehmen das Thema ernst. Trotzdem sollte man die Kirche im Dorf lassen. Nur weil die Möglichkeit besteht, dass die Granulate krebserregend sein könnten, ist es weit hergeholt, die Kinder nicht mehr auf dem Platz spielen zu lassen“, sagt der Fußballclub-Obmann und verweist auf die Fußballplätze in Kirchberg, Hopfgarten und Going. „Auch diese Gemeinden haben einen Kunstrasenplatz.“