75 Jahre und kein bisschen weniger Volleyball
Volleyball-Obfrau und -Trainerin Therese Achammer feiert heute einen runden Geburtstag – nicht ohne ein Nachwuchstraining abzuhalten.
Von Sabine Hochschwarzer
Innsbruck –„Der Dienstag ist ein blöder Tag“, sagt Therese Achammer. Dabei ist der heutige ausgerechnet ihr 75. Geburtstag. „Zumindest kein guter Tag, um eine Party zu veranstalten“, relativiert die Jubilarin lächelnd und freut sich bei einem Sektfrühstück auf den kommenden Freitag. Da lässt sich die Obfrau und Trainerin des VC Tirol dann hochleben – von vielen Gästen, die sie in ihrem Leben begleitet haben. In 75 Jahren kommen da einige zusammen, bei Achammer viele aus dem Sport – aber nicht nur vom Volleyball.
Als sie mit 14 Jahren aufgrund der so genannten „Säuberungswelle“ von Kroatien, wo ihr Vater einen Job angenommen hatte, zurückkam, steckte das Spiel über das Netz in Österreich noch in den Kinderschuhen, wie Achammer selbst. In Sportschuhen, versteht sich. Leistungsturnerin beim ITV war sie, später auch Leichtathletin mit einem Faible für den Speerwurf. „Volleyball hat damals kaum einer gekannt, aber es gefiel mir auf Anhieb“, beschreibt die Innsbruckerin ihren ersten Ballkontakt mit 17. Fünf Jahre später spielte sie bereits für das Nationalteam, insgesamt zehn Jahre für ISAP Pradl in der 1. Bundesliga, die damals erst eingeführt worden war.
Zielstrebigkeit bewies Ach-ammer nicht nur als Gründerin des VC Tirol 1997, der heuer also auch ein Jubiläum feiert. Weil ihr als Aktive einst zwei Trainings pro Woche bei den Damen zu wenig gewesen waren, beschloss sie, zusätzlich drei Mal bei den Herren aufzuspielen. „Da war ich voll akzeptiert“, beschreibt die ehemalige Volksschullehrerin. Auch beim Österreichischen Volleyballverband (ÖVV) gelingt es ihr, sich durchzusetzen. Zuletzt etwa, die Bundesligaspiele um Platz fünf, das letzte am vergangenen Samstag, vorzuverlegen: „Gut, dass das geklappt hat. Mehrere Wochen Pause zu haben, wäre total unnötig gewesen.“ So unnötig wie ihr vor drei Jahren auch eine Geldstrafe des ÖVV aufgrund einer Terminkollision vorkam. Achammer streifte sich eine Dress über und spielte mit 72 Jahren Bundesliga. „Seht her, was ihr mit unserer Liga macht“, polterte sie damals.
Unnötig erschien ihr aber auch die Niederlage im heurigen Viertelfinale gegen Klagenfurt. Nach einem 3:0-Sieg unterlagen die VCT-Damen tags darauf 1:3 und schieden aus. „Serienmeister Post hat derzeit große Probleme, das wäre womöglich eine Riesenchance gewesen“, ärgert sich Achammer. Womöglich vermag der Geburtstag sie zu besänftigen, dem Alltag als Volleyballtrainerin entkommt sie allerdings heute nicht. Die zweifache Mutter und zweifache Oma leitet 20 Stunden Nachwuchstraining pro Woche. Am Wochenende gilt es, die Spiele zu betreuen, zuletzt auch jene des Bundesligateams. Trainer Jean-Michel Roche war krankheitsbedingt im Februar plötzlich abgereist. „Dann habe ich eben übernommen“, erklärt die Innsbruckerin. So wie auch schon in der Vorsaison nach Martin Peiske. Jetzt hofft sie erneut, einen Trainer zu finden: „Das Problem ist nur, dass alle glauben, wir hätten genug Geld, um jemanden Vollzeit zu beschäftigen.“ Falls irgendwer also noch ein passendes Geschenk suchen sollte ...