Flüchtlinge: Tirol kontrolliert Züge künftig am Brennersee
Auf diese Weise sollen laut Landeshauptmann Günter Platter Innsbruck und Steinach entlastet werden. Innenminister Sobotka unterstützt die Bemühungen der Euregio.
Innsbruck, Brenner – In Tirol sollen künftig sowohl Güter- als auch Personenzüge am Brennersee unweit der Grenze kontrolliert werden. Dafür wird unter anderem ein eigener Bahnsteig installiert, kündigte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Innsbruck an. Die gesamte Investitionssumme bezifferte Tirols Landeschef mit rund einer Million Euro.
„Damit soll einerseits Innsbruck und andererseits Steinach am Brenner entlastet werden“, erklärte Platter. Bisher erfolgten die Kontrollen der Züge in Zusammenarbeit mit der ÖBB in Tirols Landeshauptstadt. Laut Platter hat ihm ÖBB-Chef Andreas Matthä zugesagt, ein Drittel der Kosten zu übernehmen. Den Rest trage jeweils Tirol bzw. das Innenministerium zu je einem Drittel.
„Wachsam sein“
Die Lage am Brenner sei derzeit „relativ ruhig“, so Platter. Es gebe zwar Aufgriffe von illegalen Migranten, diese seien aber überschaubar. Das liege zum einen an der Kontrolltätigkeit im Zuge der AGM-Maßnahmen, zum anderen an der guten Kooperation mit den italienischen und deutschen Behörden im Rahmen der „Task Force“, erklärte Platter: „Es entwickelt sich in dir richtige Richtung“.
Gleichzeitig nehmen jedoch die Anlandungen in Italien permanent zu, betonte Platter: „Daher müssen wir wachsam sein“. Sollten die Grenzraumkontrollen nicht mehr ausreichen, könne jederzeit das Grenzmanagement „auf Knopfdruck“ hochgefahren werden. „Es ist gut, dass wir dieses Instrumentarium haben“.
Auch Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) beschrieb die Zusammenarbeit zwischen den österreichischen, deutschen und italienischen Stellen als „ausgezeichnet“. Gleichzeitig unterstrich er, dass italienische Behörden bereits dem Brenner vorgeordnet kontrollieren würden. Daher sei das Hochfahren des Grenzmanagements derzeit obsolet. Kompatscher erinnerte aber daran, dass die Flüchtlingskrise nur auf europäischer Ebene gelöst werden könne, denn langfristig sei die Entwicklung für Italien „nicht verkraftbar“.
Kompatscher zeigt „Verständnis“
Für Österreichs Bemühungen hinsichtlich eines Aussetzens des vereinbarten Relocation-Programms für Flüchtlinge habe Kompatscher einerseits „Verständnis“, andererseits wieder nicht. Freilich habe Österreich im Verhältnis mehr aufgenommen als andere Länder, aber das Flüchtlings-Umverteilungsprogramm sei nun einmal derzeit geltendes Recht. „Und wenn sich nun auch Österreich davon verabschiedet, bricht uns das System weg“. Natürlich sei es legitim, diese Regelung, ändern zu wollen, argumentierte Südtirols Landeschef: „Derzeit gilt sie aber“.
Die Maßnahmen der Euregio hob Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) hervor: „Ich unterstützte die Bemühungen vor Ort, um das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu heben“. Es brauche ein „klares Signal, wir sind gewappnet, um die Sommermonate zu überstehen“. (TT.com, APA)