Thomas Stelzer - Zurückhaltender Kronprinz mit Hang zu Symbolen

Linz (APA) - Es sind große Fußspuren, die Josef Pühringer seinem Nachfolger Thomas Stelzer hinterlässt. Dieser versucht aber gar nicht, eine...

Linz (APA) - Es sind große Fußspuren, die Josef Pühringer seinem Nachfolger Thomas Stelzer hinterlässt. Dieser versucht aber gar nicht, eine Kopie zu sein. Er ist Vertreter einer jüngeren Generation, wenn auch geprägt von konservativen Werten. Motto: OÖ nach vorne bringen, Leistung fördern. (Bisher) zurückhaltend in Wortmeldungen will er der FPÖ offenbar mit deren eigenen Themen den Wind aus den Segeln nehmen.

Stelzer (50) wurde sukzessive von Pühringer als Nachfolger aufgebaut. So ruhig und stetig sein parteiinterner Aufstieg vor sich ging, so rau droht es bei der Landtagswahl 2021 für ihn zu werden. Denn in FPÖ-LHStv. Manfred Haimbuchner könnte ihm ein echter Konkurrent um den LH-Sessel erwachsen - und Stelzer hat sich offenbar bereits eine Strategie zurechtgelegt: Während Pühringer im Paarlauf mit dem Koalitionspartner FPÖ wenig innig wirkte, besetzt er offensiv blaue Themen. Er agiert aber nicht mit der Brechstange, wenn er dabei an Grenzen, z.B. juristischer Natur, stößt.

Als Bildungsreferent wollte Stelzer Deutsch am Pausenhof durchsetzen, als Personalzuständiger ließ ein Kopftuchverbot im Landesdienst prüfen und er gilt als Verteidiger des Kreuzes in Schulklassen oder Gerichtssälen. Die Schulsprache Deutsch ließ sich nur auf freiwilliger Basis in der Hausordnung verankern. Auf das Kopftuchverbot verzichtete er vorerst, weil der Verfassungsdienst eine bundeseinheitliche Lösung empfahl. Dennoch: „Politische Entscheidungen brauchen auch Symbole, damit sie breit wahrgenommen werden“, sagt Stelzer.

Wo er bundespolitisch steht, ist noch offen. Einerseits verbindet ihn in seinem Werteverständnis viel mit Sebastian Kurz, andererseits hat er sich nie gegen Mitterlehner gestellt. Während Pühringer trotz zwölf Jahren Schwarz-Grün und nunmehr Schwarz-Blau immer als Großkoalitionär galt, ist Stelzer flexibler. Es gebe eben auch „ganz viele Phasen, wo das nicht funktioniert“. Dennoch lehnte er vorzeitige Neuwahlen zuletzt ab.

In der Landespartei hatte er einen guten Start: Bei der Landesparteikonferenz war er einstimmig als Pühringer-Nachfolger nominiert worden, beim Parteitag erhielt er 99,9 Prozent. Nach außen scheint alles eitel Wonne zu sein. Dennoch ist es noch nicht lange her, dass sich der einst selbst als Kronprinz gehandelte Wirtschaftslandesrat Michael Strugl mit ihm einen unschönen Schlagabtausch geliefert hatte. Ebenfalls noch in Erinnerung ist der Aufschrei der ÖVP-Frauen, als nach der Wahl die einzige Landesrätin gehen musste - und Stelzer ihr Ressort übernahm. Diese Scharte wird nun ausgewetzt, indem gemeinsam mit ihm wieder eine Frau, Christine Haberlander, in die Regierung einzieht.

Stelzer - geboren am 21. Februar 1967 in Linz - stammt zwar aus einer weitgehend von ÖVP-Werten geprägten Familie, wie er sagt. Der einzige Politiker, sein Großvater, war aber SPÖ-Gemeinderat in St. Florian bei Linz. Er selbst ist eher zufällig in die Politik gestolpert. Der 50-Jährige, der dem ÖAAB zuzurechnen ist, kann auf eine schwarze Bilderbuchkarriere zurückblicken: Matura am Jesuitengymnasium Aloisianum, Jus-Studium, Jobs bei der Raiffeisenlandesbank OÖ, im Landtagsklub und in der Bildungsabteilung des Landes, etliche Jahre als Linzer Gemeinderat, Landesobmann der Parteijugend, ÖVP-Landesgeschäftsführer, Obmann des Oö. Familienbundes. Seit 1997 hatte er ein Landtagsmandat inne, vor seinem Eintritt in die Landesregierung 2015 war er Klubobmann.

Privat ist der 50-Jährige aus Wolfern begeisterter Fußball-Fan und - wie am Parteitag von Klubobfrau Helena Kirchmayr geoutet - trotz schlanker Figur eine Naschkatze. Seine Frau Bettina ist Unternehmerin und leitet eine Firma für Gastroeinrichtungen. Das Paar hat zwei Kinder im Schulalter. Stelzer gilt als zielstrebig und ehrgeizig. Im Umgang ist er freundlich und etwas zurückhaltender als Pühringer - aber eben auch noch nicht so „bei die Leut‘“ wie sein Vorgänger. Der hatte ja auch 22 Jahre lang Zeit, seine Omnipräsenz aufzubauen.

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