Deutschland

Deutsche Banken rufen das Ende der „Kostenlos-Kultur“ aus

Die Commerzbank-Zentrale in Frankfurt
© AFP

Die Branche debattiert auf dem Bankentag in Berlin. Kunden sollen verstärkt zur Kasse gebeten werden.

Berlin – Die Banken werden ihren Kunden wieder mehr Geld für Standarddienste abknöpfen. Hauptgrund sind die Niedrigzinsen, die das Geschäft belasten, wie namhafte Vertreter der Finanzbranche am Donnerstag auf dem Bankentag in Berlin klarmachten. Die hohen Kosten der strengeren Regulierung führten zusätzlich zu Druck auf den Kessel.

„Die Zeiten einer Kostenlos-Kultur sind da wahrscheinlich schon vorbei“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Privatbankenverbands BdB, Michael Kemmer, in Anspielung auf Girokonten und Überweisungen, die hierzulande in vielen Fällen bis jetzt nichts kosteten. Nun gehen immer mehr Häuser dazu über, Gebühren wieder einzuführen, neuerdings auch für das Geldabheben am Automaten.

Digitalisierung nutzen um Kosten zu senken

Früher hätten es sich die Banken dank sprudelnder Zinsüberschüsse leisten können, bestimmte Dienstleistungen querzusubventionieren. „Diese Zeiten sind nun bedauerlicherweise vorbei“, sagte Kemmer. „Jedes Institut muss jetzt schon ein bisschen genauer gucken: ‚wie kann ich die Kosten decken, die anfallen?‘.“

Bundesbankpräsident Jens Weidmann appellierte an die Banken, die Digitalisierung zu nutzen, um Kosten zu senken. „Denn sie erlaubt es, Prozesse zu automatisieren und effizienter zu gestalten.“ Hier will auch die Commerzbank deutlich zulegen. Im vergangenen Jahr seien rund 30 Prozent aller internen Prozesse voll automatisiert gewesen, sagte Konzernchef Martin Zielke. Dies sei im Vergleich mit anderen Banken weitgehend in Ordnung, aber „ein unfassbar schlechter Wert“ im Vergleich mit anderen Branchen. „Wir haben gesagt, wir wollen auf 80 Prozent kommen innerhalb von vier Jahren.“ Zielke räumte ein, dass dadurch Jobs wegfallen.

Die schwache Ertragslage deutscher Häuser insgesamt führen Fachleute darauf zurück, dass es hierzulande zu viele Banken gibt. Das sieht auch Commerzbank-Chef Zielke so. „Hier wird es Konsolidierung geben müssen.“ Falls es zu Zusammenschlüssen kommt, dürften sie nach seiner Einschätzung aber nur innerhalb der drei Säulen - Privatbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken - passieren. Die genossenschaftliche DZ Bank hatte es unlängst vorgemacht und das Schwesterinstitut WGZ angedockt. Nach der Bilanzsumme ist die neue DZ Bank nun die zweitgrößte Bank in Deutschland hinter der Deutschen Bank - und hat die Commerzbank vom Thron gestoßen.

Warnung vor „nationalen Alleingängen

Deutsche-Bank-Chef John Cryan plädierte auch für einheitliche Kapitalmarktregeln in Europa als Gegengewicht zur Konkurrenz in den USA. Auch BdB-Präsident Hans-Walter Peters warnte vor nationalen Alleingängen - etwa als Konsequenz aus dem Brexit. „Für uns ist wichtig, dass wir weiter international abgestimmte Regulierung betreiben.“ Die EU-Kommission, Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem und die Chefin der EU-Abwicklungsbehörde SRB Elke König betrachten die Banken in Europa generell zwar als erheblich sicherer als noch vor wenigen Jahren.

Einigkeit herrschte aber auch darüber, dass in etlichen Mitgliedsländern noch weiter Handlungsbedarf bestehe, um den Finanzsektor zu stärken. (APA, Reuters)