Album

Seiler und Speer: Fortgesetzt wird nur der Vorbiss

Seiler und Speer haben am Freitag ihr sehnsüchtig erwartetes, zweites Album „und weida“ vorgelegt.Foto: Stefan Joham
© tomzonyga

Nach dem Bombenerfolg gehen es Seiler und Speer nachdenklicher an. Bomben dürfen auf „und weida?“ dennoch nicht fehlen.

Innsbruck –Wer 2015 dachte, die desolaten, falschen Hasenzähne sind bald schon wieder Geschichte, irrte. Auch keine Spur von einer vergleichsweise dezenten Toni-Erdmann-Variante. Der monströse Vorbiss, den sich Seiler und Speer im YouTube-Clip zum Austropop-Hitwunder „Ham kummst“ übergestülpt haben, spielt auch im Videointro zur neuen Single „I was made“ eine tragende Rolle. Derber Humor, Proletenschmäh und Selbstironie: Was die schwer verdauliche Reality-TV-Satire „Horvathslos“ auf YouTube groß gemacht hat, gilt auch für das nach wie vor zweitgereihte Musikprojekt des Kabarettisten Christopher Seiler und des Filmemachers Bernhard Speer. Zumindest was die visuelle Umsetzung anbelangt, die grundsoliden, eingängigen Neo-Austropop-Songs gehen auch auf dem neuen Album „und weida?“ runter wie Öl.

Einen Nachfolger zu dem für heimische Verhältnisse lächerlich erfolgreichen „Ham kummst“ (23 Millionen Klicks auf YouTube) und dem mit vierfach Platin ausgezeichneten, gleichnamigen Debütalbum wollten die beiden indes nicht machen. Mit „I kenn di vo wo“ spinnen Seiler und Speer vielmehr das vielfach als Alkoholiker-Hymne missverstandene „Ham kummst“ zum tristen Anti-Suff-Narrativ weiter. Die Pathosfalle wissen die beiden dabei meist mit ungestelzter Sprache zu umschiffen. So groß die stilistische Bandbreite des Zweitlings, so melancholisch der fatalistische Grundton – trotz kabarettistischer Garnierung.

In „Leich in da Donau“ wird eine lakonische Mörderstory erzählt, der verstörende Weltzustand wird samt Medienkritik in „Weck mi auf“ verhandelt. Der Sound, diesmal in voller Bandbesetzung aufgenommen, klingt fetter als auf dem Debüt, Seiler und Speer sind zurückhaltender, nachdenklicher geworden. In „Mon Amour“ geht es tatsächlich um eine zu Ende gegangene Liebe, mit „Cabrio“ wird, zumindest inhaltlich, an Gesellschaftssatire à la Fendrich angeknüpft. Neu ist diesmal auch Bernhard Speer hinter dem Mikrofon, als Sänger tut er der Ballade „A letztes Schluckerl“ aber keinen Gefallen.

Mit der Umtatata-Hymne „All Inclusive“ nimmt das Duo schließlich doch noch Kurs Richtung Sommerhit. Eine Mogelpackung, denn wie schon beim Album „Magic Life“ von Bilderbuch, hat das Urlaubs­paradies bedrohliche Risse. Bei Seiler und Speer regnet es darüber hinaus Bomben.

Ihren Sensationserfolg hat sich das Duo an Presse und Musikindustrie vorbei erarbeitet, mit „und weida“ versuchen sie nun eine kleine Imagekorrektur, weg vom vielfach attestierten Unterschichten-Charme.

Nach ausverkauften Konzerten in Österreich, Deutschland und der Schweiz spielen die Oberösterreicher heuer unter anderem beim Tollwood Festival in München (22. Juni). Zuvor schauen sie auf der „Und weida“-Tour am 19. Mai in Bozen und am 20. Mai auf der Festung Kufstein vorbei. (sire)

Für Sie im Bezirk Kufstein unterwegs:

Michael Mader

Michael Mader

+4350403 3050

Theresa Aigner

Theresa Aigner

+4350403 2117

Wolfgang Otter

Wolfgang Otter

+4350403 3051