Tirol

350 Quadratmeter: Sprayer HNRX sprühte volles Rohr in Hall

Das Kunstwerk nahe des Bahnhofs in Hall ist 37 Meter hoch und 14 Meter breit. Es entstand innerhalb von vier Tagen.
© Raphael Pöham

Ein Mural für Hall: Der Tiroler Sprayer HNRX hat in der ehemaligen Salzstadt eines der größten Graffiti-Wandbilder Westösterreichs gestaltet – was nicht ganz ungefährlich war.

Von Tamara Stocker

Hall in Tirol – Der Tiroler Künstler HNRX (sprich: „Henryx“) packt seine Spraydose am liebsten an Orten aus, die möglichst verlassen und verbraucht sind. Auch in der grauen Einöde des Industriegebiets in Hall ist jetzt ein Farbklecks entstanden – und der misst stattliche 350 Quadratmeter.

Die 37 Meter hohe und 14 Meter breite Wand in der Innsbrucker Straße ist HNRX von der Firma Tiroler Rohre zur Verfügung gestellt worden. Das Unternehmen ließ dem 23-Jährigen freie Hand und kam für alle Kosten auf. So ist innerhalb von vier Tagen eines der größten Murals (Wandbild) Westösterreichs entstanden. Wie, das hat der junge Tiroler Filmemacher Raphael Pöham in einem aufwändigen Making-Of-Video festgehalten.

Mit ähnlich großen Werken hat sich HNRX bereits in Paris, München oder Wien verewigt – mehr dazu in der Bildergalerie. Dass er nun auch in seiner Heimat Tirol ein Wandbild in solch einer Dimension malen durfte, war für den erfahrenen Sprayer eine große Ehre und Herausforderung zugleich, erzählte er im Gespräch mit der Tiroler Tageszeitung Online.

Vom Drumherum inspirieren lassen

Mit einem Hubsteiger, den er selbst lenkte, begab er sich in luftige Höhen. Zehn bis zwölf Stunden täglich musste er in dem kleinen Korb ausharren und gleichzeitig den Überblick über das große Ganze behalten. Während er seine Spraydosen mit gekonnten Zügen über die graue Mauer führte, rasten hinter ihm regelmäßig ÖBB-Garnituren an ihm vorbei. Das Mural befindet sich nämlich in direkter Nähe zum Bahnhof Hall in Tirol und ist von der Bahnstrecke aus gut sichtbar. Dass HNRX während seiner Arbeit die Bahnstromleitungen quasi im Nacken saßen, sorgte für zusätzlichen Nervenkitzel. Grund zur Sorge bestand allerdings zu keinem Zeitpunkt, denn die Auftraggeber der Tiroler Rohre haben sich vorab um sämtliche Sicherheitsvorkehrungen gekümmert. Ziel der Firma war es, mit dem Projekt einem jungen Künstler eine große Plattform zu bieten.

Von früh morgens bis spät abends saß HNRX in dem Hubsteiger.
© Raphael Pöham

Etwa 150 Sprühdosen und 60 Liter Lack hat der 23-Jährige gebraucht, um sein Werk zu vollenden. Wie in allen seinen Graffitis setzte er auch bei diesem Projekt kleine Dinge des Alltags groß in Szene. Statt Wäscheklammern oder Würsten hatten dieses Mal Streichhölzer ihren großen Auftritt. Da in dem Industriegebäude tagtäglich Rohre geschweißt werden, schlängeln sich die Streichhölzer wie ebendiese verspielt an der Mauer entlang.

„In den meisten Fällen ist zuerst die Wand und dann die Idee. Darum lasse ich mich gerne von dem, was um meine Bilder herum passiert, inspirieren und passe sie den Gegebenheiten an“, verrät HNRX. Vor allem industrielle Gegenden haben es dem Jungkünstler angetan. „Mich inspirieren Orte, die auf den ersten Blick verlassen wirken, man aber doch spürt, dass dort etwas passiert oder passiert ist. Meine Kunst entsteht nicht in sterilen Hochglanz-Gegenden.“

„Freude“ in Europa versprühen

Vieles, was der 23-Jährige an die Oberfläche bringt, passiere im Unterbewusstsein. So gab es etwa auch für das Mural in Hall eine Skizze auf einem A4-Blatt. Von einer Endversion kann aber nie die Rede sein, denn vor spontanen Änderungen macht der Tiroler nicht Halt.

Zu stoppen ist der HTL-Absolvent ohnehin nicht, denn auch über die heimischen Grenzen hinaus hat er sich längst einen Namen gemacht. In den vergangenen Jahren klapperte er sämtliche europäische Städte ab, um sich dort mit seiner Kunst im urbanen Raum zu verewigen. Dabei verzichtet er gänzlich auf politische oder gesellschaftskritische Botschaften – er will schlicht und einfach „Freude“ mit seinen grellbunten Graffiti versprühen.

Aktuell können seine Kunstwerke auch bei einer Ausstellung in Zürich bewundert werden. Sein Repertoire an Werken in seiner Heimat Tirol hat HNRX mit dem Mural in Hall jedenfalls auf beeindruckende Weise erweitert.

Für sein bisher größtes Projekt begab sich HNRX in luftige Höhen.
Den Hubsteiger lenkte er in Eigenregie.
Papier und Stift tauscht der 23-Jährige nach Fertigung eines groben Entwurfs schnell gegen Mauer und Spraydose.
Gar nicht so einfach, da den Überblick zu bewahren.
Das Mural ist von der Autobahnabfahrt Hall West und den Zügen die in Hall verkehren sehr gut zu sehen.
Das 350 Quadratmeter große Wandbild war nicht das erste größere Projekt von HNRX.
Ähnliche Werke gibt es wie hier in München,
... in Paris ...
... oder Wien zu bestaunen.
Das Mural kann mitunter von der Autobahn und vom Zug in Richtung Hall bewundert werden.
© Raphael Pöham

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