Japanische Eigentümer wollen Ausstieg bei Landis+Gyr
Minato (APA/sda) - Das Landis+Gyr-Management prescht vor und kündigt einen Börsengang an. Der japanische Mehrheitsaktionär Toshiba will beka...
Minato (APA/sda) - Das Landis+Gyr-Management prescht vor und kündigt einen Börsengang an. Der japanische Mehrheitsaktionär Toshiba will bekanntlich bei der Schweizer Traditionsfirma ganz aussteigen. Auch ein Verkauf ist nach wie vor ein Thema.
Die Medienmitteilung von Landis+Gyr vom Montagmorgen unter dem Titel „Landis+Gyr plant IPO und Kotierung an SIX Swiss Exchange“ versprach nach monatelangen Gerüchten endlich Klarheit. Geplant sei der Börsengang im dritten Quartal 2017, hieß es.
Landis+Gyr-Chef Richard Mora, der erst seit wenigen Monaten im Amt ist, bezeichnete einen IPO am Montag an einer kurzen Telefonkonferenz zunächst als aufregenden Schritt in der 120-jährigen Wachstumsgeschichte des Unternehmens.
Auf eine entsprechende Frage hin schloss Mora allerdings nicht aus, dass Landis+Gyr immer noch als Ganzes verkauft werden könnte. Der Mehrheitsbesitzer Toshiba prüfe weiter verschiedene strategische Optionen. Es gebe Interessenten für das Unternehmen. Namen nannte er keine.
Der japanische Technologiekonzern Toshiba hält 60 Prozent der Anteile an Landis+Gyr. Die restlichen 40 Prozent besitzt die Beteiligungsgesellschaft Innovation Network Corporation of Japan (INCJ), die sich im Miteigentum der japanischen Regierung befindet.
Aus Sicht von Landis+Gyr sei der Börsengang die bevorzugte Lösung, erläuterte ein Sprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Entscheiden werde schließlich Toshiba. Zur Wahrscheinlichkeit einer der beiden Varianten wollte sich der Sprecher nicht äußern.
Laut Medienmitteilung vom Montagmorgen planen die Besitzer die Veräußerung ihres gesamten Aktienkapitals. Mora wollte bei der Telefonkonferenz keine Angaben zu einem möglichen Erlös des IPO machen. Landis+Gyr preist sich selber als attraktive Braut an. Das dynamische Wachstumspotenzial, der erwartete starke Cashflow-Ausweis sowie die solide Bilanz würden es nach dem Börsengang „voraussichtlich“ erlauben, eine attraktive und nachhaltige Ausschüttungspolitik zu verfolgen, schreibt die Gesellschaft.
Für das Geschäftsjahr 2017 sieht das Unternehmen eine Dividendenausschüttung von mindestens dem Äquivalent von 70 Mio. Dollar (61 Mio. Euro) in Schweizer Franken vor. Mit einem Umsatz von rund 1,66 Mrd. Dollar im Geschäftsjahr 2016/17 (per 31. März), ist Landis+Gyr laut eigenen Angaben der weltweit führende Anbieter von Smart Metering- und Energiemanagement-Lösungen.
Das Betriebsergebnis (EBITDA) des Industrieunternehmens verminderte sich 2016/17 um 5,7 Prozent auf 150,8 Mio. Dollar, wie der Medienmitteilung zu entnehmen ist. Unter dem Strich resultierte nach Restrukturierungskosten und anderen einmaligen Aufwendungen ein Nettoverlust von 62,1 Mio. Dollar. Im Jahr davor betrug der Fehlbetrag 13,5 Mio. Dollar.
Vor einem Monat wurde bekannt, dass Landis+Gyr in Zug bis zu 60 Stellen abbauen und im Gegenzug in Prag und Nürnberg neue Stellen schaffen will. Das Konsultationsverfahren in der Schweiz läuft noch, wie der Unternehmenssprecher am Montag gegenüber der sda erklärte. Voraussichtlich in zwei bis drei Wochen werde darüber informiert. Landis+Gyr beschäftigt rund 5.900 Mitarbeitende.
Weiterhin mehr als düster sieht es für den Mutterkonzern Toshiba aus. Der Konzern kämpft ums Überleben. Im Ende März abgelaufenen Geschäftsjahr 2016/17 rechnet Toshiba laut eigenen Angaben von Mitte Mai mit einem Rekordverlust von 950 Mrd. Yen (7,4 Mrd. Euro) oder rund 8,4 Mrd. Franken.
~ WEB http://www.toshiba.co.jp ~ APA140 2017-07-03/10:52