„Small Town Killers“

Schwarzgeld und Scherze aus dem Keller

© Thimfilm

Der dänische Thriller-Regisseur Ole Bornedal versucht sich mit „Small Town Killers“ erstmals an einer Situationskomödie über das Töten.

Innsbruck –Mörder in der Kleinstadt? Als Professionisten für Umbauten aller Art verstehen sich Edward (Ulrich Thomsen) und Ib (Nicolas Bro) eher als Pfuscher. Wenn sie eine Baustelle eröffnen, deponieren sie erst einmal ein Kofferradio als Beleg ihrer ernsten Absichten. Die Renovierung beginnt erst nach der Übergabe von Schwarzgeld, das sie im Keller ihrer Eigenheime deponieren. Diese Verstecke haben allerdings deren Frauen Gritt (Mia Lyhne) und Ingrid (Lene Maria Christensen) längst entdeckt, weshalb im Fall einer Scheidung von den Früchten schwerer Arbeit nicht viel bleiben dürfte. Da im Internet inzwischen auch delikate Dienstleistungen angeboten werden, steht Tage später der russische Auftragsmörder Igor (Marcin Dorocinski) vor der Tür. Die gelangweilten Ehefrauen engagieren ihrerseits Miss Nippleworthy (Gwen Taylor) zur Beseitigung ihrer Männer. Profikiller haben aber, im Gegensatz zu den Amateuren ihres Gewerbes, einen Ruf zu verlieren, den wankelmütige Auftraggeber gefährden könnten. Das ist keine schlechte Ausgangslage für eine schwarze Komödie über das Aufeinanderprallen unterschiedlicher Lebenskonzepte. Die dänische Provinz ist freilich weit entfernt von „Fargo“ der Brüder Coen, weshalb Ole Bornedals „Small Town Killers“ zwar eine Reihe von Gräbern für neugierige Polizisten und moslemische Taxler ausheben müssen, obwohl dort die mageren Scherze besser aufgehoben wären.

Während sich Lone Scherfig, Lars von Trier oder Thomas Vinterberg als prominente Mitglieder des Dogma-95-Kollektivs seit ihrem Studium an der staatlichen Filmhochschule in Kopenhagen kannten, war Ole Bornedal bei der Aufnahmeprüfung an die Den Danske Filmskole gescheitert. Seine Idee vom Kino widersprach zudem dem „Keuschheitsgelübde“ der puristischen Filmemacher, die vor allem den Genrefilm verachteten. Die sahen das später zwar nicht mehr so eng, aber mit dem dänischen Thriller „Nachtwache“ gelang Bornedal 1994 ein Coup, der ihn als Regisseur und Produzenten direkt nach Hollywood spülte. Bornedal drehte mit Ewan McGregor und Nick Nolte ein Remake seiner „Nachtwache“, 2012 gelang ihm mit dem Horrorfilm „Possession“ ein Blockbuster, doch die Regeln des Marktes verlangen nach ständiger Wiederholung, die sich an der Nummerierung der Filmtitel ablesen lässt. Wer sich dieser Form der fabrikmäßigen Herstellung von Filmen verschrieben hat, muss mit einer Filmkomödie wie „Small Town Killers“ keinen Schaden mehr befürchten. (p. a.)

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