Arbeitslosigkeit in Tirol sinkt weiter, Beschäftigung legt kräftig zu
Trotz guter Konjunktur verfestigt sich die Langzeitarbeitslosigkeit, während Junge deutlich leichter eine Stelle finden. Jobmotor war der Bau.
Wien – Bei einem prognostizierten Stand von 328.000 unselbständig Beschäftigten – ein Plus von 6.000 Personen im Vorjahresvergleich – und 16.912 vorgemerkten Arbeitslosen betrug zum Stichtag 30.6.2017 die Arbeitslosenquote in Tirol 4,9 Prozent (Juni 2016: 5,5 Prozent).
Im Juni 2017 kam es in Tirol mit minus 1.965 oder minus 10,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu einem Rückgang an vorgemerkten arbeitslosen Personen. Gleichzeitig ging in Österreich die Arbeitslosigkeit um 16.025 Personen oder minus 5,0 Prozent auf insgesamt 303.944 zurück
Im Österreich-Vergleich deutlich besser
Die Zahl der arbeitslosen Menschen ist im Juni weiter zurückgegangen, relativ betrachtet im Österreichvergleich in Tirol erneut am stärksten. „Die Beschäftigung und die Nachfrage der Unternehmen nach neuen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen haben erneut kräftig zugelegt,“ fasst AMS Tirol Chef Anton Kern die Eckpunkte der aktuellen Zahlen vom Tiroler Arbeitsmarkt zusammen.
„Der Rückgang fällt damit deutlicher aus als zum Jahresbeginn prognostiziert“, so Kern. Tirol verzeichne nunmehr auch einen leichten Rückgang bei den Älteren und Langzeitarbeitslosen, „Dennoch bleiben sie im Fokus unserer Arbeitsmarktpolitik“, betont Kern. Jeder dritte Arbeitslose ist laut Aussendung des AMS vom Montag über 50 Jahren und die Zahl der Langzeitarbeitslosen sei mit 1.808 Personen nach wie vor hoch.
In Österreich 3,1 Prozent weniger Arbeitslose im Jahresvergleich
Die Erholung am Arbeitsmarkt geht weiter, insbesondere für Junge schaut es besser aus. Gleichzeitig verfestigt sich die Langzeitarbeitslosigkeit und auch für Akademiker wird es schwieriger. Im Juni waren 347.973 Menschen ohne Job (minus 3,1 Prozent), ihnen standen 61.048 offene Stellen gegenüber (plus 38,1 Prozent). Jobmotor waren Bau und Industrie, im Gesundheitssektor stieg die Arbeitslosigkeit.
Am stärksten sank die Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen (minus 15,7 Prozent) und bei Männern (minus 6,5 Prozent). Bei Frauen gab es einen Rückgang von 3,2 Prozent, bei Ausländern von 3,7 Prozent (inklusive Schulungen gab es bei ausländischen Mitbürgern jedoch mehr Arbeitssuchende). Zum zweiten Mal in Folge ging auch die Arbeitslosigkeit in Wien zurück, womit alle Bundesländer einen Rückgang der Stellensuchenden verzeichneten.
Schlechte Zahlen kamen von den Älteren (50+) - allerdings nur auf den ersten Blick. Denn der steigenden Arbeitslosigkeit (99.349 Personen oder plus 4 Prozent gegenüber Juni 2016) stand auch eine erhöhte Zahl von Beschäftigten gegenüber (plus 5,3 Prozent auf 982.000).
Überalterung der Bevölkerung
AMS-Chef Johannes Kopf verweist in diesem Zusammenhang auf die Überalterung der Bevölkerung. Sorgen bereiten ihm jene Älteren, die vor zwei, drei Jahren im Zuge der Wirtschaftskrise ihren Job verloren haben und inzwischen nur sehr schwer vermittelbar seien. „Wir arbeiten an dem Problem der Vergangenheit“, so Kopf im Gespräch mit der APA. Er hofft hier auf die heute gestartete Aktion 20.000 der Bundesregierung, bei der ältere Langzeitarbeitslose gemeinnützige, staatlich geförderte Tätigkeiten erledigen.
Während die Zahl der arbeitslosen Ausländer rückläufig ist, ist im Zuge der Flüchtlingswelle der vergangenen drei Jahre die Zahl der Schulungen (insbesondere Deutschkurse) deutlich gestiegen: Während diese bei Inländern um 3 Prozent zurückgingen legten sie bei Ausländern um 22,6 Prozent zu.
Deutlich zugenommen haben im Jahresvergleich auch die Schulungen bei Akademikern. Insgesamt waren im Vormonat 23.315 Akademiker arbeitslos gemeldet, dazu kamen 5.151 in Schulung (plus 26,7 Prozent). Zum Vergleich: Bei Facharbeitern sank die Zahl der Schulungen um 1,3 Prozent. Dafür dürfen sich die Jugendlichen freuen: Die Zahl der offenen Lehrstellen erhöhte sich um 35,5 Prozent.
Arbeitslosenrate im Euroraum unverändert
Im EU-Vergleich befindet sich Österreich mit einer saisonbereinigten Arbeitslosenquote von 5,4 Prozent im besseren Drittel, der EU-Schnitt liegt bei 7,8 Prozent, die besten Werte weisen Tschechien mit 3,2 Prozent und Deutschland mit 3,9 Prozent auf. Am anderen Ende stehen die Griechen mit einer Quote von 22,5 Prozent.
Die Arbeitslosenrate im Euroraum betrug im Mai unverändert gegenüber April 9,3 Prozent. In der EU lag die Arbeitslosenquote im Mai ebenfalls unverändert gegenüber dem Vormonat bei 7,8 Prozent, wie Eurostat am Montag mitteilte. Österreich verzeichnete mit einer Rate von 5,4 Prozent die achtniedrigste Arbeitslosigkeit in der EU.
Am niedrigsten war die Arbeitslosenrate im Mai in Tschechien (3,0 Prozent), Deutschland (3,9 Prozent), Malta (4,1 Prozent) und Ungarn (4,3 Prozent). Schlusslicht bleibt Griechenland mit 22,5 Prozent, am zweithöchsten ist die Rate in Spanien (17,7 Prozent). Über ein Jahr betrachtet wurden die stärksten Rückgänge in Kroatien, Spanien und Irland verzeichnet.
Die Jugendarbeitslosenrate der unter 25-Jährigen blieb im Mai unverändert gegenüber April bei 16,9 Prozent im der EU und 18,9 Prozent im Euroraum. Die niedrigsten Quoten meldeten Deutschland (6,7 Prozent), die Niederlande (9,0 Prozent) und Tschechien (9,2 Prozent). In Österreich ging die Jugendarbeitslosenrate im Mai geringfügig auf 10,1 Prozent zurück, gegenüber 10,2 Prozent im April. Am höchsten ist die Arbeitslosigkeit der unter 25-Jährigen in Griechenland (46,6 Prozent), Spanien (38,6 Prozent) und Italien (37,0 Prozent). (APA, TT.com)