Reisende bei KMU und Start-ups sind oft nicht versichert

Wien (APA) - Wenn Start-ups und kleine Unternehmen ihre Mitarbeiter auf Reisen schicken, sind diese oft nicht versichert. „Besonders häufig ...

Wien (APA) - Wenn Start-ups und kleine Unternehmen ihre Mitarbeiter auf Reisen schicken, sind diese oft nicht versichert. „Besonders häufig wird der Versicherungsschutz für kurze Reisen bis zu drei Tagen vernachlässigt oder einfach vergessen“, sagte der Vorstandsvorsitzender der Europäischen Reiseversicherung, Wolfgang Lackner, zur APA. Das seien aber rund zwei Drittel aller Dienstreisen.

„Für eine Tagesreise zwecks geschäftlicher Besprechung in eine europäische Destination kommen Firmen und Mitarbeiter oftmals gar nicht auf die Idee, eine besondere Reiseversicherung abzuschließen“, so Lackner. Jeder 50. Reisende hat den hauseigenen Statistiken zufolge einen Schadensfall - meist geht es dabei um Infektionen, Thrombosen, Allergien, Psychosen, grippale Infekte, etc. - diese machten beim größten österreichischen Reiseversicherer im Sommer des Vorjahres 36 Prozent der medizinischen Notfälle im Ausland aus. Fast ebenso oft kam es zu Verletzungen und Unfällen (30 Prozent der Fälle), aber auch sehr häufig zu Gastroenteritis, also einer Bauchgrippe (22 Prozent).

Die Europäische Reiseversicherung wittert wegen der unzureichenden Vorsorge für medizinische Notfälle auf Dienstreisen bei kleinen Unternehmen jedenfalls immense Geschäftschancen. Größere Unternehmen mit mehr als 60 Mitarbeitern versichert die Assekuranz bereits seit 15 Jahren. „Aber vor zwei Jahren entdeckten wir, die kleinen Firmen fallen durch den Rost“, sagte der Chef der Europäischen Reiseversicherung, die zur italienischen Generali Group gehört. Deshalb seien eigens Produkte für Start-ups, Einpersonenfirmen sowie kleine und mittlere Unternehmen (KMU) entwickelt worden. „Wir orten hier eine zu geringe Absicherungsrate“, so Lackner.

Immerhin gibt es in der heimischen Unternehmenslandschaft dem „Mittelstandsbericht 2016“ des Wirtschaftsministeriums zufolge rund 330.000 Klein- und Mittelbetriebe (KMU) mit weniger als 250 Mitarbeitern und unter 50 Mio. Euro Jahresumsatz (Datenbasis 2014) - das sind 99,7 Prozent aller Betriebe. Davon wiederum seien fast 90 Prozent Kleinstbetriebe mit weniger als 10 Mitarbeitern und unter 2 Mio. Euro Jahresumsatz. Die Zahl der Start-ups schätzt der Geschäftsführer der Initiative AustrianStartups, Markus Raunig, auf derzeit rund 3.000 bis 4.000. Und jährlich kämen in diesem dynamischen Bereich 500 bis 1.000 Neugründungen hinzu. „Dienstreisen sind ab einer gewissen ‚Stage‘ definitiv ein Thema, da Start-ups oft sehr schnell international expandieren“, so Raunig.

Vor allem für kleine Unternehmen könnten Schadensfälle „existenzgefährdende Kosten“ verursachen, betonte Versicherungschef Lackner. Krankenbehandlungen im Ausland verursachten in schwereren Fällen wie etwa einem Herzinfarkt in den USA und dem dann nötigen Heimtransport schnell einmal Kosten in Höhe von mehr als 100.000 Euro. Die Haftung von Unternehmen gegenüber deren Mitarbeitern auf Dienstreisen ist seiner Meinung nach „ein häufig unterschätztes Risiko“.

Die intensive Aufklärungsarbeit über Haftungsverpflichtungen seitens des Arbeitgebers bei Geschäftsreisen habe aber die Bereitschaft zur Absicherung in den vergangenen Jahren „bereits wesentlich erhöht“, hält der Wiener Rechtsanwalt Andreas Grassl in einem Haftungsgutachten fest.

TT-ePaper jetzt 1 Monat um € 1,- lesen

Die Zeitung jederzeit digital abrufen, bereits ab 23 Uhr des Vortags.