Neue Krimis - Ein Pfarrer als Detektiv und Todsünden in der Toscana
Berlin (APA/dpa) - Vorbild Pater Brown: James Runcies zweiter Krimi „Der Schrecken der Nacht“...
Berlin (APA/dpa) - Vorbild Pater Brown: James Runcies zweiter Krimi „Der Schrecken der Nacht“
England Mitte der 1950er Jahre. In der Kleinstadt Grantchester kümmert sich Pfarrer Sidney Chambers nicht nur um seine Gemeindemitglieder, sondern sieht sich auch als guter Hirte der schwarzen Schafe. Kurz gesagt, er betätigt sich als Amateurdetektiv, der immer wieder in Verbrechen verwickelt wird. Eines Nachts stürzt ein Professor vom Dach eines Colleges in Cambridge, das Fotostudio eines Fotografen brennt ab, ein Cricketspieler wird vergiftet. Sidney findet auf alle Vorkommnisse eine Antwort, nicht immer zum Entzücken seiner Kirchenoberen. James Runcies zweiter Krimi-Band mit Pfarrer Chambers, „Die Schrecken der Nacht“, orientiert sich erkennbar an G.K. Chestertons Pater Brown, ohne jedoch das Vorbild zu erreichen. Die Handlung plätschert spannungslos vor sich hin, bis der Held auf einmal eine Eingebung hat und die Lösung aus dem Hut zaubert. Immerhin kann man den Geschichten einen gewissen altmodischen Charme nicht absprechen. (James Runcie: „Die Schrecken der Nacht“, Hoffmann und Campe Verlag, 448 Seiten, 20,60 Euro, ISBN 978-3-455-60058-2)
Toscana-Krimi von Stefan Ulrich: „Die Morde von Morcone“
Der Münchner Anwalt Robert Lichtenwald nimmt sich ein Sabbatical und versucht in der Toskana im beschaulichen Morcone wieder zu sich selbst zu finden. Bald beginnt jedoch eine unheimliche Mordserie, bei der den Opfern Buchstaben in die Haut geritzt werden. Robert und die Journalistin Giada Bianchi finden heraus, dass die Buchstaben auf die sieben Todsünden verweisen. Ist ein christlicher Fanatiker am Werk, der auf mörderische Weise die Tugend wieder in die Welt bringen will? Stefan Ulrich hat als Korrespondent der „Süddeutschen Zeitung“ in Rom gelebt und bereits Bücher über Italien verfasst. Seine Leidenschaft für die mediterrane Lebensart spiegelt sich in seinem Krimi „Die Morde von Morcone“, der in der Maremma in der südlichen Toskana angesiedelt ist. Land und Leute werden in ihrer Schrulligkeit liebevoll beschrieben. Es gibt den Grafen als Patron des Ortes, den Quoten-Kommunisten, den Pfarrer, der seine Schäfchen bei der Stange hält, und natürlich viel Kulinarisches. Das Ganze wird mit ein paar saftigen Mordfällen garniert und ergibt so ein spannendes Menü. (Stefan Ulrich: „Die Morde von Morcone“, Ullstein Verlag, 288 Seiten, 15,50 Euro, ISBN 978-3-548-28924-3)
Ein Killer in privater Mission: David Baldaccis „Falsche Wahrheit“
Will Robie, die Hauptfigur in David Baldaccis Thriller „Falsche Wahrheit“, arbeitet als Killer im Auftrag der amerikanischen Regierung. Als er eines Tages bei einem Auftrag versehentlich ein Kind erschießt, gerät er in eine tiefe Krise. Beim Versuch, innere Ruhe zu finden, nimmt er Kontakt zu seinem Vater auf, den er seit 20 Jahren nicht mehr gesehen hat. Der Vater ist ein angesehener Richter in der Kleinstadt, in der Robie aufwuchs, er sitzt aber unter Mordanklage im Gefängnis. Robie will ihm helfen, aber sein Vater verweigert jegliche Unterstützung. Dennoch macht sich der Killer daran, die Hintergründe dieser mysteriösen Situation aufzuklären. Dabei muss er tiefer in die eigene Vergangenheit eintauchen, als er gedacht hatte, und muss sich so familiären Problemen stellen, die er längst hinter sich geglaubt hatte. Baldacci schickt seine Hauptfigur auf eine spannende Reise voller Wendungen, auf der es bisweilen allerdings auch schon einmal Lücken in der Logik gibt. (David Baldacci: „Falsche Wahrheit“, Lübbe Verlag, 480 Seiten, 22,70 Euro, ISBN 978-3-7857-2589-4)