Globalisierung - Aiginger fordert aktive Gestaltung durch Europa
Wien (APA) - Die Globalisierung der Wirtschaft hat in Summe weltweit zu mehr Wohlstand geführt. Allerdings haben nicht alle gleichermaßen pr...
Wien (APA) - Die Globalisierung der Wirtschaft hat in Summe weltweit zu mehr Wohlstand geführt. Allerdings haben nicht alle gleichermaßen profitiert. Daher sei eine Fortführung, aber mit geregelten Rahmenbedingungen nötig, argumentiert Karl Aiginger von der Querdenkerplattform.
In der aktuellen „dritten Phase“ der Globalisierung stehen Nachteile für die Industrieländer in der Diskussion, während anfangs die Ausbeutung der Entwicklungsländer im Fokus stand. Das sei Folge davon, dass der Anteil der Industrie an der Wirtschaftsleistung der Industrieländer sank und hohe Handelsbilanzdefizite gegenüber China eintraten, meint der frühere Wifo-Chef.
Auch führt die Globalisierung zu starken Verschiebungen im Gewicht einzelner Regionen: Europa und USA fallen zurück, Asien, vor allem China und Indien, legen stark zu. Besonders aber kommt es zu Verschiebungen innerhalb einzelner Länder. „Auch wenn die Mehrzahl der Europäer die Globalisierung als Wachstumschance sieht, steigt der Ruf nach Protektionismus bei IndustriearbeiterInnen und ArbeitnehmerInnen sowie in Medien und sozialen Netzwerken“, vermerkt Aiginger in seinem „Policy Brief 2-2017“.
Aiginger wünscht sich von Europa eine aktive Gestaltung der Globalisierung, um möglichst vielen die Teilhabe zu ermöglichen. Am Anfang sollte ein gemeinsamer Beschluss der drei Institutionen Europäisches Parlament, EU-Kommission und EU-Ministerrat stehen. Anschließend sollte es eine breite Diskussion in den nationalen Parlamenten und mit der Zivilgesellschaft geben. „Globalisierung muss mit der Strategie zur Verbesserung der Lebensbedingungen in Einklang gebracht werden“, so Aiginger.
Für eine „Globalisierung mit europäischem Stempel“ schlägt Aiginger 16 „Instrumente“ vor. So solle man den Erfolg nicht mehr nur mit Wirtschaftswachstum messen, sondern mit einem breiteren Indikator, der auch soziale Entwicklungen berücksichtigt. Wenigverdiener sollten steuerlich entlastet werden, während „Tätigkeiten mit negativen gesellschaftlichen Folgen“ stärker belastet werden sollen. Investitionen sollen in Zukunftsthemen von Bildung bis Umwelt fließen. Auch sollen Europas Investitionen verstärkt in Nachbarregionen fließen, um dort für Stabilität zu sorgen. Internationale Handelsverträge sollen „gesellschaftliche Ziele erfüllen“.
( 0689-17)