Nordkoreas Dynastie feilt an ihrem Raketenprogramm

Seoul/Pjöngjang (APA/AFP) - Seit dem Korea-Krieg (1950-53) haben Nord- und Südkorea ihre Beziehungen nie normalisiert. Die nordkoreanische D...

Seoul/Pjöngjang (APA/AFP) - Seit dem Korea-Krieg (1950-53) haben Nord- und Südkorea ihre Beziehungen nie normalisiert. Die nordkoreanische Dynastie von Kim Il-sung (bis 1994), Kim Jong Il (bis 2011) und Kim Jong-un arbeitet seit den 1970er-Jahren an einem Raketenprogramm, mit dem sie ihre militärische Macht demonstriert. Der Test einer neuen Rakete am Dienstag heizt die Spannungen mit den Nachbarländern und den USA weiter an:

70er-Jahre

Zunächst nutzt Nordkorea eine Variante der sowjetischen Scud-B-Rakete mit einer Reichweite von rund 300 Kilometern.

80er Jahre

Nach einem ersten Raketentest 1984 wird das Programm ausgeweitet. Die Scud-C-Rakete hat eine Reichweite von 500 Kilometern, die Rodong-1-Rakete kommt auf 1.300 Kilometer, die Taepodong-1-Rakete auf 2.500 Kilometer, die Musudan1-Rakete auf 3.000 Kilometer und die Taepodong-2-Rakete sogar auf 6.700 Kilometer.

Moratorium von 1999 und sein Auslaufen 2005

Im September erklärt Nordkorea vor dem Hintergrund besserer Beziehungen zu den USA eine Aussetzung der Tests von Langstreckenraketen. Knapp ein Jahr scheitern die Gespräche zwischen Washington und Pjöngjang an der nordkoreanischen Forderung von jährlich einer Milliarde Dollar als Ausgleich für einen Verzicht auf den Export seiner Raketen. Im März 2005 widerruft Nordkorea das Moratorium wegen des „feindseligen“ Verhaltens der Regierung von US-Präsident George W. Bush.

Atomwaffentests seit 2006

Im Juli feuert Nordkorea sieben Raketen ab, darunter eine Taepodong-2-Rakete, die nach 40 Sekunden explodiert. Zudem nimmt Pjöngjang am 9. Oktober 2006 unterirdisch den ersten Atombombentest vor.

Raketenstarts mit Satelliten 2009 und 2012

Am 5. April 2009 startet Nordkorea eine Rakete, die Japan überquert und im Pazifik landet. Nach Darstellung Pjöngjangs ging es um den Versuch, einen Satelliten im All auszusetzen. Die USA, Südkorea und Japan sprechen hingegen von einem verdeckten Taepodong-2-Test. Am 12. Dezember 2012 setzt eine nordkoreanische Rakete einen Satelliten im All aus.

Raketenstart von einem U-Boot aus 2016

Am 6. Jänner 2016 nimmt Pjöngjang seinen vierten unterirdischen Atomwaffentest vor. Pjöngjang spricht von einer Wasserstoffbombe, doch bezweifeln Experten die Angaben. Zudem feuert Nordkorea im Frühling und im Sommer ballistische Rakete ab. Am 8. Juli kündigen Washington und Seoul an, das Raketenabwehrsystem THAAD gemeinsam in Südkorea aufzubauen. Am 9. September 2016 unternimmt Nordkorea seinen fünften Atomwaffentest.

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Konfrontation mit US-Präsident Trump 2017

Nach dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump verschärft sich die Konfrontation: Am 6. März 2017 feuert Nordkorea bei einer Militärübung für Angriffe auf US-Stützpunkte in Japan vier ballistische Raketen ab, von denen drei in japanischen Gewässern landen. Einen Tag später beginnen die USA mit dem Aufbau des Raketenabwehrsystems in Südkorea. Im April und Mai folgen weitere nordkoreanische Raketentests. Seit dem 2. Mai ist THAAD einsatzbereit.

Am 4. Juli, dem US-Unabhängigkeitstag, testet Nordkorea eine ballistische Rakete, die in japanischen Gewässern landet. Pjöngjang spricht von einem ersten erfolgreichen Test einer Interkontinentalrakete des Typs Hwasong-14. Experten meinen, dass sie eine potenzielle Reichweite von 6.700 Kilometern hat und damit theoretisch den US-Bundesstaat Alaska erreichen könnte.

Trump, der zu Beginn seiner Amtszeit noch mit einem militärischen Alleingang der USA gegen Nordkorea gedroht hatte, fordert China über Twitter auf, „diesen Unsinn“ mit entschiedenen Maßnahmen „ein für alle Mal zu beenden“.