Landespolitik

Kurz macht in Tirol Station und Parteifreunde nervös

ÖVP-Chef Sebastian Kurz und Landesparteichef Günther Platter (l) setzen auf eine neue Bewegung.
© Hammerle

Der neue ÖVP-Obmann Sebastian Kurz setzt auf Quereinsteiger und Bewährtes. Man möge sich überraschen lassen, meinte er in Innsbruck.

Von Anita Heubacher

Innsbruck –Auf der Bundesliste für die Nationalratswahl würden sich nur Quereinsteiger wiederfinden, hieß es in Medienberichten diese Woche. Eine Ansage, die manche Funktionäre nervös macht. Schließlich konnten die Landesparteiorganisationen mit der Bundesliste einen Joker setzen. Soll heißen, zusätzliches Personal aus Tirol unterbringen. „Lassen Sie sich überraschen“, meinte Kurz gestern bei einer Pressekonferenz in Innsbruck. Mitte August müssten die Listen für die Nationalratswahl eingereicht sein. Er setze auf Bewährtes in der ÖVP und „ja, es werden sich viele Experten unter den Kandidaten finden“. Der neue Obmann absolvierte gestern einen Tirol-Besuch. Am Abend setzte er in der Kufstein Arena seine Veranstaltungsreihe „Klartext mit Sebastian Kurz“ fort.

Der neue Obmann bringt frischen Wind. Der bläst nun einigen Mandataren scharf ins Gesicht. Am Montag hatte der Landesparteivorstand das Kurz’sche Vorzugsstimmenmodell und den Reißverschluss abgesegnet. Mann, Frau, Mann, Frau soll es nun auch auf den ÖVP-Listen heißen. Den Reißverschluss kann die Partei nur im Sinne der Frauen positiv verändern, also mehr Frauen als vorgesehen positionieren. Allerdings sticht die Vorzugsstimme den Reißverschluss.

Das Vorzugsstimmenmodell hat zur Folge, dass die gelernten ÖVPler erst einmal darauf schauen, ob ein Bauernbündler in ihrem Bezirk antritt. Die Bauernvertreter gelten, weil Mobilisierungskaiser, als ernsthafte Gefahr.

Fix ist indes, dass Minister Andrä Rupprechter im Wahlkreis Kufstein-Kitzbühel als Spitzenkandidat des Bezirkes antritt. Das hat der Bezirksparteileitung gestern beschlossen. Gefolgt vom derzeitigen Nationalrat Josef Lettenbichler. Einer mehr, der inständig hofft, dass Rupprechter Minister bleibt und nicht in den Nationalrat einzieht. Wirtschaftsbundobmann Franz Hörl will sich darauf nicht verlassen und rittert weiter um Platz 1 auf der Landesliste, unterstützt von Unternehmern, die lieber den Seilbahnsprecher als einen Bauernbündler in Wien sehen wollen. Ob Hörl Spitzenkandidat in Innsbruck-Land wird und damit ein sicheres Mandat hätte, bleibt offen. Sein Gegenspieler wäre Hermann Gahr. Ein Bauernbündler, Vorzugsstimmenkaiser und eigentlich auch ein Freund von Hörl.

Auf das Vorzugsstimmenmodell baut auch die Junge ÖVP. Deren Obmann, Dominik Schrott, wurde am Montagabend mit 97,3 Prozent in seiner Funktion bestätigt. Schrott ist umtriebig, hat den Nationalrat statt des Landtages ins Auge gefasst und setzt zum Überholen im Oberland an. Dort sollte eigentlich die Chefin des ÖVP-Frauenbundes, Elisabeth Pfurtscheller, als Nummer 1 ins Ziel gehen. Sammelt Schrott mehr Vorzugsstimmen, könnte der Reißverschluss zu klemmen beginnen und eine Frauenbündlerin zum Opfer machen. Pfurtscheller, derzeit im Nationalrat, müsste sich wohl aus Wien verabschieden, während ein Tiroler JVPler einziehen würde.

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