Bericht: Weitaus mehr Militärmaterial in Slowakei verschwunden
Bratislava (APA) - Der Skandal rund um verschwundenes Militärmaterial aus Lagern der slowakischen Armee könnte größer sein als bisher angeno...
Bratislava (APA) - Der Skandal rund um verschwundenes Militärmaterial aus Lagern der slowakischen Armee könnte größer sein als bisher angenommen. Die slowakische Tageszeitung Sme berichtete am Dienstag von mindestens fünf weiteren Fällen fehlender Lagerbestände. Das Verteidigungsministerium in Bratislava hat diese noch nicht bestätigt. Staatspräsident Andrej Kiska bezeichnete indes die Situation als „sehr ernst“.
Neben zehn Panzerabwehr- und rund 120 Handgranaten sowie hunderttausenden Stück Munition, deren Verlust bereits im April festgestellt wurde, sollen den Verteidigungskräften auch Sturm- und Maschinengewehre, sowie weiteres Militärmaterial fehlen. Das Verteidigungsministerium wollte dies mit Verweis auf laufende Ermittlungen und Tiefenkontrollen in allen sechs Munitionslagern im Land vorerst nicht bestätigen.
Der slowakische Verteidigungsminister Peter Gajdos (SNS) musste den Skandal bereits im Präsidentenpalast erklären. Staatspräsident Andrej Kiska sagte im Anschluss des Krisentreffens am Montagnachmittag, er halte die Situation für „sehr erst“. Wenn ein solches Problem im Ressort selbst entsteht, komme die Frage auf, wie die Armee den Staat und dessen Bürger überhaupt schützen will, betonte der Staatschef und rief den Verteidigungsminister zur Einleitung sofortiger Maßnahmen auf.
Mit weiteren Schritten will Minister Gajdos noch bis zum Abschluss laufender Ermittlungen der Nationalen Kriminalagentur warten. Im Rahmen laufender Tiefenkontrollen habe sein Ressort aber bereits „menschliches Versagen“ bei einer früheren Inventur festgestellt, gab er zu. Dies deute darauf hin, dass die Diebstähle nicht in letzter Zeit geschehen sind, sondern über einen längeren Zeitraum, so Gajdos.
Laut Gajdos ist nicht ausgeschlossen, dass die Munitionslager künftig wieder von Soldaten und nicht mehr von zivilen Sicherheitsdiensten bewacht werden. Zivilpersonen wurden ab 2006 nach der Professionalisierung der slowakischen Armee aus Kostengründen eingesetzt.
Der Skandal rund um fehlende Munition ist im April aufgeflogen. In einem Militärlager beim westslowakischen Trencin wurde zufällig festgestellt, dass größere Mengen an Granaten spurlos verschwunden sind. Ende Juni zeigte eine Tiefenkontrolle im Lager Sklene bei Martin in der Mittelslowakei, dass auch weitere rund 300.000 Stück funktionsfähiger Munition fehlen.
Nach wochenlangen Ermittlungen sind sowohl die Täter, wie auch der genaue Zeitpunkt des Diebstahls weiterhin unklar, im Verteidigungsministerium wurden auch keine persönlich Konsequenzen gezogen. Medien kritisieren indes, dass das Ressort mit seiner Geheimhaltungstaktik die Öffentlichkeit verunsichern würde. Nach dem ersten Vorfall im April hatten Experten befürchtet, das Waffenmaterial könnte in die Hände „gefährlicher Gruppen“ fallen.
Die Slowakei ist seit 2004 Mitglied der NATO und hat eine knapp 100 Kilometer lange Grenze mit der vom Bürgerkrieg erschütterten Ukraine.