ÖGB fordert Verbesserungen für Öffi-Pendler ein
Der Gewerkschaftsbund kritisiert „fehlende Nachtverbindungen“ für Teile des ländlichen Raums. Park & Ride sowie Einzeltickets seien zu teuer.
Innsbruck — Rund 50.000 Menschen pendeln täglich aus dem Umland nach Innsbruck ein. Aus Sicht des Gewerkschaftsbundes (ÖGB) Tirol braucht es dabei gerade für Pendler aus dem ländlichen Raum noch diverse Verbesserungen. Neuerungen wie das Tirol- und Regio-Ticket seien zwar „grundsätzlich sehr gut", würden aber „nicht alle Lücken schließen", so der Tiroler ÖGB-Vorsitzende Philip Wohlgemuth gestern bei einer Pressekonferenz. Vor allem Arbeitnehmer aus dem ländlichen Raum, „die keinem klassischen ?Nine-to-five-Job' nachgehen", sondern abends arbeiten, seien benachteiligt. Dies gelte etwa für Bereiche wie Gastronomie, Medizin und Pflege oder öffentliche Sicherheit. Für solche Arbeitnehmer sei es auch schwierig, (abendliche) Weiterbildungsangebote wahrzunehmen. Konkret nannte der ÖGB, der seinen gestrigen Regionaltag im Raum Innsbruck unter den Schwerpunkt „Öffis" stellte, folgende Kritikpunkte:
1. Verkehrsanbindungen: Vor allem in Tälern bzw. Randgebieten brauche es noch bessere Öffi-(Nacht)-Verbindungen, ÖGB-Regionalvorsitzender Bernd Leidlmair nannte etwa das Beispiel Oberperfuss: Dort bestehe unter der Woche um 23 Uhr die letzte Möglichkeit, von Innsbruck heimzukommen, „obwohl viele Arbeitnehmer länger arbeiten". Taktverdichtungen benötige es in ländlichen Gebieten auch zu Stoßzeiten. Silvia Pfeil, Sprecherin des Verkehrsverbunds Tirol (VVT), verweist darauf, dass rund um den Zentralraum die Verbindungen laufend ausgebaut würden. Mittlerweile seien fast alle Gemeinden zwischen Telfs und Schwaz, das westliche und östliche Mittelgebirge, die Martha-Dörfer, das Stubaital und das Wipptal mindestens halbstündlich, teils viertelstündlich mit Innsbruck verbunden.
2. Tarife: Hier ortet der ÖGB einen „Tarifdschungel". Für viele Pendler sei etwa nicht nachvollziehbar, warum die Strecke Innsbruck — Hall per Zug mit ÖBB-Vorteilscard 1,30 Euro koste, per Bus jedoch 3,60 Euro. Die Gewerkschaft fordert daher u. a., dass die ÖBB-Vorteilscards auch für Postbusse gelten sollten. In Innsbruck tritt man für eine Wiedereinführung des IVB-Halbjahrestickets ein. Denn die IVB-Einzeltickets seien mit derzeit 2,90 Euro pro Fahrt schlicht zu teuer.
Auch das neue Tarifsystem sei nicht für alle Pendler von Vorteil, meinte Leidlmaier: So könnten Pendler nach Volders keine Pendlerpauschale beantragen, da die Streckenlänge unter 20 Kilometern liege. Gleichzeitig brauche man für die Strecke drei Zonen bzw. das Tirol-Ticket, da mit dem Regio-Ticket nur zwei Zonen kombiniert werden können.
„Der Preis für ein Jahres-Strecken-Ticket von Volders nach Innsbruck beträgt 634 Euro. Mit dem Tirol-Ticket um 490 Euro ersparen sich Pendler aus Volders 23 Prozent", kontert Pfeil dieser Kritik.
3. Koordination Bus — Bahn: Auch hier sieht der ÖGB teils Schwachstellen: So gebe es zwischen Innsbruck und Hall zwischen 22.35 und 22.48 Uhr gleich vier Verbindungen per Zug und Bus, danach müsse man aber 37 Minuten auf den nächsten Bus warten.
4. Park & Ride: Bei den Park-&-Ride-Parkplätzen Olympiaworld (OW) und Hafen seien die Kosten für ein Tagesticket per 1. Jänner von 8 auf 14 Euro angehoben worden, kritisiert Leidlmair. Wer den Parkplatz erst nach Mitternacht mit dem Auto verlassen könne, müsse sogar ein zweites Tagesticket lösen. Der ÖGB verlangt „leistbare und mehr Park-&-Ride-Flächen", auch im Umland von Innsbruck.
Bezüglich der Kostenerhöhung des Tagestarifs auf 14 Euro sind laut Michael Bielowski, OW-Geschäftsführer, die IVB zuständig. Von Seiten der IVB war gestern bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu erhalten.
5. Anbindung der Rossau: Im Innsbrucker Gewerbegebiet komme es unter den Pendlern täglich zu einem „Parkplatz-Running", so Leidlmair, spätestens um 7.30 Uhr seien alle verfügbaren Stellplätze besetzt. Ob die Anbindung mit den Buslinien F und R ausreichend ist, ist für ihn fraglich — trotz regelmäßiger Taktung komme es zu langen Fahrtzeiten.
6. Carsharing: Auch und gerade im ländlichen Raum sollten Carsharing-Initiativen forciert werden, meint Wohlgemuth. (kk, md)