Secession: Mutierte Möbel und surreale Spielmechanismen
Wien (APA) - „Slow Graffiti“ nennt der US-amerikanische Künstler Alex Da Corte seine erste große Einzelausstellung in Europa, in der er ab m...
Wien (APA) - „Slow Graffiti“ nennt der US-amerikanische Künstler Alex Da Corte seine erste große Einzelausstellung in Europa, in der er ab morgen in der Wiener Secession im großen Ausstellungsraum eine raumgreifende Installation sowie einen Film zeigt. In der Galerie im Untergeschoß sowie im ersten Stock widmet sich seine Landsfrau Ericka Beckman ihren „Game Mechanics“.
Zweckentfremdete Alltagsgegenstände zwischen Täuschung und Illusion dominieren bei Da Corte den mit buntem Teppichboden ausgestalteten zentralen Ausstellungssaal. Vorsichtig mäandert der Besucher durch den Raum, umkreist auf dem Boden verstreuten Christbaumschmuck, sich schlängelnde Gummischläuche oder von einem Sessel zu einer nicht benützbaren Bank mutierte Installationen aus Besenstielen und Leuchtstoffröhren.
Es sind „Artefakte der Konsumkultur“, die der Künstler hier aus dem Kontext reißt, ohne aber auf die Vergangenheit der Dinge zu vergessen. Wie „Falten, die das Leben hinterlässt“, sieht er die Gegenstände, die vor ihrer Umwandlung in Kunst „ein Leben“ hatten, wie er am Mittwoch bei der Pressekonferenz erläuterte. Immer wieder stößt man auch auf erleuchtete Säulen, die den Raum wie ein „Gerippe einer Stadt aus Neon“ ins Zwielicht tauchen.
Auch die Sitzgelegenheiten, die Da Corte vor einer großen Leinwand platziert hat, sind Hybride. Auf ihnen kann alle 20 Minuten ein Szene für Szene nachgestelltes Remake von „The Perfect Human“ von Jörgen Leth beobachtet werden. Da Cortes Interpretation zeigt den 1980 geborenen Künstler als Boris Karloff und Frankensteins Monster maskiert zur Musik von Devonte Hynes.
Filme stehen auch im Zentrum des Werks von Ericka Beckman: In ihren Videoarbeiten thematisiert sie Spiele und sportliche Wettkämpfe sowie deren Regeln und Strukturen. In „Game Mechanics“ ist die 2015 aktualisierte Video-Installation „You the Better“ aus dem Jahr 1983 ebenso zu erleben wie der jüngste Film „Tension Building“. Während in „You the Better“ die Mechanik eines Glücksspiel auf ein uniformiertes Team übertragen wird, widmet sie sich in „Tension Building“ dem College-Football.
Der Besucher nimmt auf einer Holztribüne Platz und wird in die Architektur des 1910 errichteten Harvard University Coliseum entführt, das die Künstlerin mithilfe von Überblendungen und Stop-Motion-Animation in ein surreales Licht taucht. Im Obergeschoß finden sich erstmals auch Skizzenbücher und Storyboards, die den Arbeitsprozess der 1951 geborenen Künstlerin nachvollziehbar machen.
(S E R V I C E - Alex Da Corte: „Slow Graffiti“ und Ericka Beckman: „Game Mechanics“ in der Secession. 6. Juli bis 3. September. Infos unter www.secession.at)