Naturkatastrophen: Steiermark erarbeitet Maßnahmen gegen Klimarisiken
Graz (APA) - Spätfrost, Hitzewellen mit extremer Dürre, Hagel, Sturm und Hochwasser: Naturkatastrophen haben in der Steiermark in den vergan...
Graz (APA) - Spätfrost, Hitzewellen mit extremer Dürre, Hagel, Sturm und Hochwasser: Naturkatastrophen haben in der Steiermark in den vergangenen Jahren enorm zugenommen und ziehen auch die Landwirtschaft gravierend in Mitleidenschaft. Das Land lässt in den kommenden drei Jahren einen Maßnahmenpaket zum Schutz vor dem Klimarisiko erstellen und stellt dafür 300.000 Euro zur Verfügung.
Durch Naturkatastrophen sind in der Steiermark in den vergangenen 15 Jahren laut dem für den Katastrophenschutz zuständigen steirischen LHStv. Michael Schickhofer (SPÖ) Gesamtschäden in der Höhe von rund zwei Milliarden Euro entstanden. In diesem Jahr und im Vorjahr war es vor allem der Spätfrost, der steirischen Wein-, Apfel- und Spezialkulturen zugesetzt hat, präzisierte Agrarlandesrat Hans Seitinger (ÖVP). In diesen Bereichen würden die Schäden alleine der vergangenen zwei Jahre rund 400 Millionen Euro betragen.
Um die Existenz der landwirtschaftlichen Betriebe zu sichern, werde dringend eine klare Strategie mit gezielten Maßnahmen benötigt: „Es gilt, rasch Maßnahmen zu setzen, um den Schaden in den folgenden Jahren hintanzuhalten. Denn das Klima der nächsten 30 Jahre haben wir bereits gemacht“, wie der Landesrat für Forst- und Landwirtschaft am Mittwoch im gemeinsamen Pressegespräch hervorhob.
Mit der Entwicklung eines entsprechenden Masterplans wurde das „Zentrum für Klima, Energie und Gesellschaft“ (LIFE) des Joanneum Research beauftragt. „Es geht um eine Analyse der Situation, was gibt es weltweit an Innovationen, was kann man umsetzen, um Landwirtschaft und Menschen in der Steiermark schützen zu können, und vor allem die Frage was man nachhaltig, rasch und effizient einsetzen kann“, wie Schickhofer sagte.
Eckpfeiler stünden laut Seitinger schon fest. Dazu gehören beispielsweise „neue Züchtungen, die in der Lage sind, Frostzeit abzuwehren weil sie beispielsweise später blühen“. Erreichen will man das nicht mit Gentechnik sonder „aus natürlicher Zuchtselektion“, betonte Seitinger. Es gehe aber auch um neue Maßnahmen wie Bewässerungssysteme oder Windradiatoren zum Schutz vor Frostschäden.
In Kooperation mit den Universitäten sollen Kommunikations- und Informationsmaßnahmen in Zusammenhang mit der Meteorologie und Geodynamik ausgearbeitet werden. Dabei soll generell das Wissen sämtlicher bisher gesammelter Erfahrungen auf europäischer Ebene gebündelt werden und die volkswirtschaftlichen Auswirkungen beleuchtet werden.
Weiterer Punkt sei die Weiterentwicklung von Versicherungsangeboten im Risiko- und Einkommensausfallsbereich: „Wir werden uns noch einige Modelle anschauen, um existenzsichernde Maßnahmen bereitstellen zu können“, sagte Seitinger. Fest stehe: „Wir können die Entschädigungen Jahr für Jahr nicht mehr zahlen“, sagte der Landesrat. Daher habe man im Vorjahr ein Versicherungsangebot erarbeitet, bei dem Land und Bund je 25 Prozent der Versicherungsprämie der Hagelversicherung zahlen. Ausgleichsgelder zur Schadensabfederung würden seither nicht mehr ausbezahlt. Im Obstbau werde diese Absicherung jedoch erst von rund der Hälfte der Bauern genützt, bei den Gemüsebauern und Sonderkulturen seien es 80 Prozent. „Wir müssen sagen, Leute versichert euch. Die Zeiten sind vorbei, da man so ein Risiko selbst tragen kann“, betonte der Agrarlandesrat.