„Antigone“

Politische Kunst in ernsten Zeiten

© Christophe Raynaud de Lage

Von Castorf bis Binoche: Das Theaterfestival Avignon lockt ab heute große Namen nach Südfrankreich.

Avignon –Juliette Binoche, Katie Mitchell, Satoshi Miyag­i und Frank Castorf: Es sind bekannte Namen, mit denen das Theaterfestival in Avignon, das heute startet, sein dreiwöchiges Programm bespielt. Gezeigt werden über 40 Stücke, darunter mehr als 10 Uraufführungen. Texttheater und Politik stehen auch dieses Jahr wieder im Mittelpunkt. Die Zeiten seien zu ernst, um aus der Kunst ein dekoratives Objekt zu machen, sagte Olivier Py, der seit 2013 an der Spitze des Festivals steht. Doch Politik sei nicht gleichbedeutend mit parteiisch und ideologisch.

Mit der griechischen Sophokles-Tragödie „Antigon­e“ in einer Neuinszenierung von Miyagi wird das Festival im Ehrenhof des Papstpalasts eröffnet. Mit Spannung wird erwartet, wie der Japaner das Lehrstück über Demokratie verarbeitet hat. Miyagi ist bekannt für seine Mischung aus traditionellen japanischen Theaterformen und modernen Referenzen. Frank Castorf präsentiert „Die Kabale der Scheinheiligen. Das Leben des Herrn de Molière“. Das knapp sechsstündige Drama führte der ehemalige Intendant der Volksbühne erstmals im Mai 2016 in Berlin auf. Das Stück basiert auf einer Vorlage des russischen Schriftstellers Michail Bulgakow und handelt von Intrigen am Hof von Ludwig XIV., denen der französische Dramatiker Molière zum Opfer fällt.

Die britische Starregisseurin Katie Mitchell präsentiert indes ihre feministische Version der Tragödie „Die Zofen“ von Jean Genet. Mit leichterem Stoff tritt schließlich Juliett­e Binoche auf. Die Schauspielerin wird im Ehrenhof eine Lesung aus der Autobiografie der legendären, 1997 verstorbenen französischen Chanson-Sängerin Barbara geben. (APA, dpa)