Neue Chancen und alte Probleme - Metro teilt sich auf

Düsseldorf (APA/Reuters) - Metro-Chef Olaf Koch ist fast am Ziel: Mitte des Monats sollen nach seinem Fahrplan aus dem deutschen Handelsries...

Düsseldorf (APA/Reuters) - Metro-Chef Olaf Koch ist fast am Ziel: Mitte des Monats sollen nach seinem Fahrplan aus dem deutschen Handelsriesen Metro zwei börsennotierte Konzerne werden. Es entsteht zum einen ein Lebensmittelhändler um die Großmärkte und die Supermarktkette Real mit einem Jahresumsatz von 37 Mrd. Euro und mehr als 150.000 Mitarbeitern in 35 Ländern.

Koch führt diesen Teil, der weiter unter dem Namen Metro firmiert. Der zweite Teil ist eine Ceconomy genannte Holding um Europas größten Elektronikhändler Media-Saturn. Die Kette erzielte zuletzt mit 65.000 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 22 Mrd. Euro. Geführt wird Ceconomy von Pieter Haas.

WAS SOLL DER VORTEIL DER AUFSPALTUNG SEIN?

Koch will zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Die neuen Konzerne sollen sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, um schlagkräftiger und für Investoren attraktiver zu werden. Das Management der Neulinge müsse keine Aufmerksamkeit mehr auf Themen des alten Metro-Konzerns verschwenden. Für die Kapitalmärkte werde Metro transparenter. Investoren könnten sich - anders als bei der alten Metro - aussuchen, ob sie sich im Handel mit Lebensmittel oder mit Elektronikgeräten engagieren wollen. Auch Zukäufe würden erleichtert. „Wir erwarten beschleunigtes Wachstum, mehr Effizienz und sind sehr optimistisch, Werte für unsere Anteilseigner zu schaffen“, verspricht Koch.

WAS PLANEN DIE NEUEN KONZERNE?

Metro soll nach dem Willen Kochs viel mehr sein als die zweistöckigen Großmärkte, die man vor allem in Deutschland mit der Marke verbindet. Koch setzt auf neue Formate wie kleinere Märkte - und vor allem auf Dienstleistungen. Mit Beratung und Belieferung will er Gastronomen, Hoteliers und Händlern das Leben leichter machen und sie an die neue Metro binden. Der Konzern hat dazu bereits mehrere Übernahmen gestemmt. Koch will das Unternehmen auch im Internet-Zeitalter unentbehrlich machen. Denn Gefahr droht: Online-Händler wie Amazon könnten verstärkt auch Großkunden ins Visier nehmen und diese Metro abjagen. Anders als die Online-Händler kann Koch aber auf ein Netzwerk aus Großmärkten in Europa und Asien zurückgreifen. Real hat der Metro-Chef eine Modernisierung verordnet, hier soll auch das Online-Geschäft zulegen.

Ceconomy-Chef Haas will mit der Verschränkung der Online-Shops von Media Markt und Saturn mit den lokalen Märkten punkten. Für die Kunden entstehen neue Möglichkeiten - sie können sich etwa ihr neues Smart-Phone im Internet aussuchen und dies dann rasch im nächsten Markt abholen. Ein eng geknüpftes Filialnetz bringt die Waren näher an die Verbraucher. Konkurrent Amazon verfügt darüber nicht. Haas verweist auf ein rasantes Wachstum der über die Online-Shops erzielten Umsätze. Deren Anteil sei im zweiten Quartal auf das Rekordhoch von zwölf Prozent der gesamten Erlöse gewachsen. Zugleich soll die Spaltung dazu beitragen, eine der Schwächen Media-Saturns zu beheben. Das Unternehmen verdient auch im Vergleich zu Konkurrenten zu wenig Geld. Auf fünf Prozent soll die operative Marge mittelfristig steigen - im vergangenen Geschäftsjahr lag sie bei 3,3 Prozent. Analysten trauen Ceconomy das zu. „Die Liste der Dinge, die die Margen verbessern können, ist lang“, schreiben etwa Jeffries-Analysten dem Management ins Stammbuch.

WO SIND DIE PROBLEME?

Auch Metro verdient im Lebensmittelgeschäft zu wenig Geld, kritisieren Analysten. Bei den Großmärkten arbeitet der Konzern seit Jahren an einem Umbau des Deutschland-Geschäfts, zahlreiche Manager wurden verschlissen. Zudem ist Metro stark von Osteuropa abhängig - rund 34 Prozent der Umsätze und die Hälfte des operativen Gewinns kommen aus der Region. Das birgt Risiken durch politische Unsicherheiten. Koch hatte etwa einen Teil des Russland-Geschäfts an die Börse bringen wollen, die Ukraine-Krise machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Zweiter und deutlich kleinerer Teil des künftigen Lebensmittelhändlers ist die Kette Real. Koch versucht, das Sorgenkind des Konzerns aufzumöbeln. Real will im harten Wettbewerb mit Rewe, Edeka und den Discountern verstärkt mit Service und schöneren Märkten punkten. Der Investitionsbedarf ist groß, die Kette verdient operativ kaum Geld. Insidern zufolge hatte Koch nach Käufern für Real Ausschau gehalten.

Ceconomy muss sich mit mächtigen Konkurrenten wie Amazon herumschlagen. Saturn ist erst etwa erst seit 2011 mit einem eigenen Online-Shop am Start. Der konzerneigene Online-Händler Redcoon schreibt Verluste, einige Landesgesellschaften wurden bereits geschlossen. Zudem verfügen die Chefs der Märkte bei Media-Saturn traditionell über viel Macht. Die Organisation wird von Experten als zu umständlich kritisiert, Lieferketten und Datenverarbeitung seien viel zu komplex - kurz: Die Strukturen seien ineffizient, monieren etwa KeplerCheuvreux-Analysten. Eine stärkere Zentralisierung des Einkaufs hat Media-Saturn bereits eingeleitet. Doch bereiten auch mehrere Landesgesellschaften Probleme. Das Russland-Geschäft wird etwa derzeit umgebaut. Mit im Boot bei Media-Saturn ist weiter der streitbare Minderheitsgesellschafter Erich Kellerhals, der Metro mit Klagen überzogen hatte und gegen Haas Sturm läuft. In der neuen Holding-Konstruktion schwindet allerdings sein Einfluss.

~ ISIN DE0007257503 WEB http://www.metrogroup.de ~ APA280 2017-07-05/13:34