Baby Charlie - Premierministerin May respektiert Gerichtsurteil

London/Vatikanstadt (APA/dpa) - Premierministerin Theresa May wird nicht gegen das Gerichtsurteil über das Baby Charlie vorgehen. Das stellt...

London/Vatikanstadt (APA/dpa) - Premierministerin Theresa May wird nicht gegen das Gerichtsurteil über das Baby Charlie vorgehen. Das stellte sie am Mittwoch im Parlament klar. Es sei für alle Beteiligten eine sehr schwere Situation. Auch Außenminister Boris Johnson betonte, dass er die Entscheidung der Richter respektiere. Die Eltern des elf Monate alten Kindes bezeichneten die Haltung der Regierung als „schändlich“.

Charlie leidet an einer seltenen, bisher unheilbaren genetischen Erkrankung (mitochondriale Myopathie). Sie hat unter anderem zu schweren Gehirnschäden geführt. Seine Eltern hoffen, dass ihm eine experimentelle Therapie in den USA etwas helfen könnte.

Die behandelnden Ärzte sind dagegen überzeugt, dass die Therapie nicht anschlagen und Charlie bei lebensverlängernden Maßnahmen nur unnötig leiden würde. Das oberste Gericht Großbritanniens und auch der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg hatten den Medizinern recht gegeben. Die Abschaltung der lebenserhaltenden Maschinen wurde dennoch verschoben, damit die Eltern mehr Zeit haben, um sich von ihrem Kind verabschieden zu können.

Die römische Kinderklinik Bambino Gesu, der der Papst vorsteht, erklärte sich zur Aufnahme von Charlie bereit. Nach Angaben der Leiterin der katholischen Kinderklinik hatte die Mutter des Kindes das Krankenhaus kontaktiert. Die Londoner Klinik erlaube eine Verlegung aus rechtlichen Gründen aber nicht. „Das ist eine weitere traurige Nachricht“, sagte Mariella Enoc, Präsidentin der vatikanischen Klinik, die in Italien als Aushängeschild gilt.

„Wir wissen, dass es wohl keine wirksamen Therapien mehr gibt“, so Enoc. Man sei den Eltern im Gebet nahe, „und wenn sie das wünschen, sind wir dazu bereit, ihren Sohn bei uns aufzunehmen für die Zeit, die ihm noch zu leben bleibt“. Der Vatikan sei bereit, alles zu tun, um rechtliche Hindernisse aus dem Weg zu räumen, sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. In einem Gespräch mit seinem italienischen Kollegen Angelino Alfano betonte Außenminister Johnson jedoch, dass er nicht an dem Gerichtsurteil rütteln werde.

Papst Franziskus hatte bereits am Wochenende der Familie von Charlie seine Unterstützung zugesprochen. Auch US-Präsident Donald Trump hatte via Twitter seine Hilfe angeboten, aber ohne konkret zu werden.

Charlies Erkrankung kann unterschiedliche Organe betreffen und führt oft nach wenigen Monaten bis mehreren Jahren zum Tod. Einige Studien deuten aber darauf hin, dass die Gabe von Aminosäuren und Enzymen den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen könnte.

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