Japanischer Agrarminister in Wien: JEFTA für Japan und EU notwendig

Wien/Tokio/Brüssel (APA) - Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) hat am späten Mittwochnachmittag in Wien sein liberaldemokratisch...

Wien/Tokio/Brüssel (APA) - Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) hat am späten Mittwochnachmittag in Wien sein liberaldemokratisches japanisches Pendant, Yosuke Isozaki, empfangen. Die EU und Japan verhandeln derzeit ein Freihandelsabkommen (JEFTA), bei dem auch Agrarthemen anstehen. Schon am morgigen Donnerstag wollen die EU und Japan eine heute fixierte Grundsatzeinigung auf ein Abkommen präsentieren.

„Ich glaube, dass eine starke Zusammenarbeit zwischen Japan und der EU sehr notwendig ist“, sagte Isozaki im Interview mit der APA unter Verweis auf die welt- und handelspolitischen Entwicklungen der letzten Zeit. „Amerika geht jetzt sehr nach innen. China geht zu viel nach außen. Vor diesem Hintergrund ist es sehr wichtig, dass zwischen Japan und der EU enge und stabile Handelsbeziehungen bestehen.“ Das würde sich „sehr positiv auf die Wirtschaft und auch den Frieden auf der Welt auswirken“, so Isozaki.

Nach den Hauptthemen gefragt, die es gelte zu lösen, um zu einem positiven Abschluss des JEFTA-Abkommens zu gelangen, verwies der japanische Spitzenpolitiker auf die Übereinstimmung in einem groben Rahmen, der am heutigen Mittwoch zwischen dem japanischen Außenminister und der EU fixiert worden sei. „Darüber bin ich sehr glücklich.“ Details würden aber erst morgen, Donnerstag, offiziell. Daher wollte Isozaki auch noch nicht bestätigen, dass - wie berichtet - Zölle beispielsweise auf Käse wegfallen sollen. Unter anderem bei Käseprodukten erhofft sich Österreich, wie Rupprechter im Gespräch mit der APA betonte, große Exportchancen ins Land der aufgehenden Sonne. „Wir haben natürlich Interesse für den Markt.“

Hauptgrund der Reise Isozakis war die Forstwirtschaft. Japan gilt als einer der größten Holzimporteure der Welt. Österreich exportiert dorthin - ist derzeit Hauptholzlieferant nach Japan. Isozaki hat auch prominente heimische Forstwirtschaftsfirmen besucht. „In Bezug auf die Forstwirtschaft ist Österreich Japan weit voraus“, sagte der Minister, der die Produktivität in dieser Branche hierzulande bewundert. In Zeiten des Klimawandels gewinne das Thema an Bedeutung. Einerseits soll in Japan produktiver eingeschlagen werden, andererseits ist man weiter auch an Importen interessiert. Der japanische Holzpreis sei derzeit aber tief. Jedenfalls sollen die Eigenproduktion und der Import steigen.

Auch Austro-Know-how im Holzbau ist interessant für Japan. Es geht um den Vollholzbau und Brettsperrholzbau. „Eben erst wurde ein Gesetz so verändert, dass zehnstöckig mit Holz gebaut werden kann“, so Isozakis.

Rupprechter sagte weiters, es gehe Österreich unter anderem auch darum, wieder Rindfleisch nach Japan zu exportieren. Nach einem BSE-Fall vor einigen Jahren ist das bisher nicht mehr möglich. Nun kommen Vertreter des japanischen Gesundheitsministeriums zu Lokalaugenscheinen und der heimische Minister ist guter Dinge, bald auch wieder Rindfleisch nach Nippon zu liefern. Bei Lebensmitteln hob Rupprechter Japan als Hochpreisland hervor, was für heimische Exporteure interessant sei. Wichtig ist aus Sicht Rupprechters auch, dass im Rahmen des JEFTA-Abkommens auch geschützte Herkunftsbezeichnungen fix eingearbeitet werden sollen.

Auch Holzpellets als Erneuerbare Energie seien für die Japaner interessant, so Rupprechter. Er erinnerte daran, dass der Holzbau auch große Tradition hat in Japan. „Das ist eine große Chance für uns.“ Auch in der Wildbach- und Lawinenverbauung gebe es ein Kooperationsabkommen mit Japan. Insgesamt sei das Gespräch mit Isozaki sehr positiv gewesen, so der heimische Landwirtschaftsminister.

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