Königsetappe Kitzbüheler Horn: Knödelfleisch schmeckt hier keinem
Die heutige Etappe aufs Kitzbüheler Horn könnte für die Gesamtwertung der Österreich-Radrundfahrt vorentscheidenden Charakter haben. Mit Stefan Denifl zählt ein Lokalmatador zu den Favoriten.
Von Florian Madl
Kitzbühel – Heute die Etappe von Salzburg aufs Kitzbüheler Horn, morgen jene von Kitzbühel über den Glockner nach St. Johann/Pongau: Bei der Österreich-Radrundfahrt fällt die Entscheidung. Der Kramsacher Thomas Rohregger (34), Sieger der Ö-Tour 2008, analysiert für die Tiroler Tageszeitung das Geschehen vor der heutigen Etappe.
Hausherren: Der Kärntner Stephan Rabitsch (Team Felbermayr Wels), derzeit bester Österreicher (3.), wird seinen Rückstand von zehn Sekunden wohl gehörig ausbauen. Der Oberösterreicher Felix Großschartner (CCC Sprandi Polkowice) hingegen gilt wie der Tiroler Stefan Denifl (+0:12 Aqua Blue Sport) als heiße Aktie. „Ihr Vorsprung auf so manchen Mitfavoriten vom Tour-Auftakt ist komfortabel.“ Was für Denifl spricht: Der 29-Jährige bestritt im Juni bis auf die ÖM keine großen Rennen, Großschartner (23) hat Giro und Tour de Suisse in den Beinen. Wobei: Das kann auch ein Vorteil sein.
Favoriten: Die Rechnung vieler Klassementfahrer ging nicht auf, wie ORF-Experte Thomas Rohregger weiß: „Im Endeffekt hat sich durch die Turbulenzen der ersten Etappe alles auf den Kopf gestellt.“
Zu den Verlierern gehört etwa der Oberösterreicher Riccardo Zoidl, der so wie der Spanier Igor Antón Hernández (Team Dimension Data) zwei Minuten gutzumachen hätte und auf Angriff gehen wird. Aufpassen heißt es auf den Esten Rein Taaramae (Team Katusha Alpecin) – so wie der bei der Tour de Suisse nach Sölden radelte, scheint ihn heute keiner halten zu können. Gefährlicher Außenseiter: der Kolumbianer Miguel Ángel López Moreno (Astana).
Taktik: „Es gibt nur Vollgas“, glaubt Thomas Rohregger und spielt damit auf die vergleichsweise kurze Etappe an (92 km inklusive 10 km neutralisierte Etappe). Die heute zu erwartende Hitze jenseits der 30 Grad könnte sich als Spielverderber für manche erweisen, Gnade kennen vor allem am so exponierten Schlussanstieg weder Strecke noch Gegner.
Ausradler: Beim Russen Ilnur Sakarin, heuer immerhin Gesamt-Fünfter beim Giro, hatte man das Gefühl, er würde buchstäblich „die Hax’n hängen lassen“. So sieht es zumindest Thomas Rohregger, der den Star mehrfach beobachtete.
„Er lässt immer wieder Gruppen abreißen – der ist mehr zum Urlaubmachen und Trainieren hier.“ Auch der gesamtführende Belgier Sep Vanmarcke, 2013 Zweiter bei Paris – Roubaix, gibt sich keinen Illusionen hin: „Die hohen Berge liegen mir nicht“, meinte der 28-Jährige.
Hornstraße: Knapp 600 Hobby-Radler machen sich um 13 Uhr Richtung Alpenhaus, wo kurz vor 17 Uhr auch die schnellsten Profis eintreffen sollten. Die meisten von ihnen kennen die Charakteristik der Strecke mit einer durchschnittlichen Steigung von über 12 Prozent. Und versprochen: Der verheißungsvolle Knödelfleischgraben, mit 22,3 Prozent die steilste Stelle, macht wenig Lust auf Knödel.
Der Streckenrekord der Horn-Auffahrt datiert aus dem Jahr 2007: Der Kramsacher Thomas Rohregger bewältigte den Anstieg in schier unglaublichen 28:24 Minuten. Sein Credo: „Es gibt nur einen Schmäh: Man muss das Horn wie ein Zeitfahren radeln und darf nie in den roten Bereich kommen“, erklärte der Ö-Tour-Sieger von 2008.