Hagg in Haag: Christian Dolezal startet mit „Don Quijote“ neu durch

Haag (APA) - In seiner ersten Saison als Intendant des Theatersommers Haag hat Christian Dolezal eine Dramatisierung des „Don Quijote“ von N...

Haag (APA) - In seiner ersten Saison als Intendant des Theatersommers Haag hat Christian Dolezal eine Dramatisierung des „Don Quijote“ von Nicolaus Hagg nach dem Roman von Miguel de Cervantes auf den Spielplan gesetzt. Ein Wagnis, ein Abenteuer - die Premiere am Mittwochabend wurde jedenfalls bejubelt.

Den Ritter von der traurigen Gestalt spielt Dolezal selbst und geht in dieser Rolle auf, einen im wahrsten Sinne Wahnsinnigen verkörpernd, der in seinen manischen Träumen und verrückten Fantasien wie ein Fiebernder verbrennt und schließlich zugrunde geht, als er zu sich kommt. Thomas Mraz ist ein kongenialer, naiv-getreuer und von den Marotten des Herrn stets gestresster Sancho Panza.

Regisseurin Stephanie Mohr hat sich bemüht, die nicht immer stringente, zwischen Clownerie und Ernsthaftigkeit changierende Vorlage in eine stimmige Form zu bringen. Das ist vor allem im zweiten Teil nicht einfach, wenn eine Maskerade mit Plastikkübel-Helmen, Regenpelerinen und bunten Staubwedeln zur veritablen Kasperliade abgleitet. Zwischentöne bleiben im aufgeregten Dauergerede meist auf der Strecke, und wenn sich Don Quijote am Ende als rasender Moralist entpuppt, wird die Sache vollends unrund.

Doch gibt es auch poesievolle Facetten in dieser Inszenierung. Dazu trägt insbesondere die musikalische Gestaltung bei: Eldis La Rosa Monier (Saxofon, Flöte, Perkussion), Chiao-Hua Chang (Erhu, Pferdekopfgeige) und Heidelinde Gratzl (Akkordeon) bringen nicht nur ungewöhnliche Klänge ein, sie begleiten das Bühnengeschehen wie gute Geister, zwar aus der Distanz, aber mit dennoch großer Präsenz.

Keine historisierende, sondern eine zeitgemäße Produktion schwebte Dolezal vor. Dem steht Haggs altertümliche, in gekonntem Versmaß gedrechselte Sprache entgegen und eine gewisse Unentschlossenheit in der Verortung der Handlung. Ob die falsche Aussprache des Worts „Marchese“ ein Gag war? Wie dem auch sei, nach fast drei Stunden Aufführungsdauer mischt sich in den Schlussklang noch ein Glockenton vom Kirchturm, als wär‘s die perfekt getimte Absolution von oben. Allemal ein achtbarer Neustart in Haag.

(S E R V I C E - Theatersommer Haag: „Don Quijote“. Von Nicolaus Hagg nach dem Roman von Miguel de Cervantes. Regie: Stephanie Mohr, mit Christian Dolezal, Thomas Mraz, Magdalena Kronschläger, Erwin Ebenbauer, Reinhold G. Moritz, Pilar Aguilera, Dennis Cubic. Aufführungen und Rahmenprogramm bis 12. August, Tickets und Information: Tel. 07434/44600, www.theatersommer.at)

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