Jazz Fest Wien - Peyroux und Bridgewater: Jazz-Stars zwischen Genres

Wien (APA) - Am vierten Staatsopern-Abend des Jazz Fest Wien teilten sich gleich zwei Koryphäen ihrer Zunft die Bühne: Madeleine Peyroux und...

Wien (APA) - Am vierten Staatsopern-Abend des Jazz Fest Wien teilten sich gleich zwei Koryphäen ihrer Zunft die Bühne: Madeleine Peyroux und Dee Dee Bridgewater gaben am Mittwoch ein umjubeltes Doppelkonzert im Haus am Ring. Von Blues über Rock und Pop bis zu Jazz präsentierten sie sich in ihrer Vielfältigkeit und machten auch vor politischen Statements über ihre amerikanische Heimat nicht halt.

Madeleine Peyroux, die wegen ihrer Stimme oft mit Billie Holiday verglichen wird, verband auf der Bühne gekonnt ihr komödiantisches Talent mit ihrem musikalischen. In fließenden Übergängen bewegte sie sich zwischen Jazz und Pop, während sie etwa von der Flucht vor der Polizei in einem fliegenden Auto sang. Mal langsam und melancholisch, mal schnell und flippig, legte sich die ehemalige Straßenkünstlerin nicht fest.

Neben Liedern über die Liebe und den Alkohol spielte für Peyroux besonders Paris eine wiederkehrende Rolle, wo sie einen Teil ihrer Jugend verbrachte und auch ihre Karriere als Straßenmusikerin startete. Gemeinsam mit ihren langjährigen Partnern, E-Gitarrist Jon Herington und Bassist Barak Mori, sang Peyroux auf Englisch, Französisch und Portugiesisch, und interpretierte unter anderen Klassiker wie „I Ain‘t Got Nobody“ neu.

Wo Peyroux nach Paris blickte, sah Dee Dee Bridgewater Richtung USA zu ihrer Heimat Memphis, wo sie 1950 geboren wurde. Die „Queen des Soul“ hat im Laufe ihrer Karriere von Disco über Fusion bis Rock alles ausprobiert, und diese Vielseitigkeit spiegelte sich auch in ihrer Performance wieder.

Mit sechs Begleitmusikern der Band Memphis Soulphony und zwei glitzernden Backgroundsängerinnen trug Bridgewater dicker auf als ihre Kollegin. Die dreifache Grammypreisträgerin mit musikalischem Familienhintergrund machte aus dem Konzert eine brillante Show, sprach trotz ihres eingegipsten Fußes und ihrer 67 Jahre von Stagediving und forderte das Publikum dazu auf, mit den Hintern zu wackeln. Elvis Presley fand mit „Don‘t Be Cruel“ ebenso Einzug in ihre Setlist wie Big Mama Thornton („Hound Dog“) und Tina Turner, dazu gab es mitreißende Eigenkreationen und Exkurse in Richtung Blues, Pop und Gospel, durchbrochen von rockigen E-Gitarren-Soli à la Led Zeppelin. Der Spagat zwischen den Genres gelang und endete in wohlverdientem, tosenden Applaus.

Der Jazz machte gestern Abend auch vor der Politik nicht halt. Während Peyroux ganz offen von einem Telefonat mit Donald Trump sang, in dem sie sich von ihm verabschiedete, nannte Dee Dee Bridgewater die derzeitige Lage in den USA etwas wehmütig „a giant blues“.

(S E R V I C E - 27. Jazz Fest Wien, noch bis 10. Juli, www.jazzfest.wien)