Schein und Sein im Zillertal
Die Volksbühne Aschau feiert nächste Woche Uraufführung mit einem selbst geschriebenen Stück, das von der gespaltenen Persönlichkeit des Zillertalers handelt.
Von Angela Dähling
Aschau i. Z. –Er strebt geschäftstüchtig und zukunftsorientiert nach Profit und bezeichnet sich selbst am liebsten als fleißig. Andererseits sehnt er sich nach Ruhe und der heimeligen alten Zeit.
„Der Zillertaler ist eine gespaltene Persönlichkeit“, fasst Martina Keiler das Ergebnis der so genannten Gabek-Studie von Univ.-Professor Josef Zelger zusammen. Für die wissenschaftliche Erkundung der Volksseele wurden von Ernst Fleischhacker im Auftrag des Zillertaler Planungsverbandes vor einigen Jahren Interviews mit vielen Zillertalern durchgeführt. Eine der Befragten war Martina Keiler. „Ernst Fleischhacker meinte damals, man müsste die Studie in ein Theaterstück packen, damit sie nicht in einer Schublade versinkt“, sagt sie.
Eine Idee, die die NMS-Lehrerin seither nicht losließ. Und die sie schließlich mit ihrem Team der Volksbühne Aschau umsetzte. „Der Zillertaler – warum er ist, wie er ist“ heißt das Stück, das Keiler schrieb und das unter ihrer Regie am 15. Juli Uraufführung in der Volksschule in Aschau feiern wird.
Dabei wird anhand historischer Figuren deutlich, warum der Zillertaler so ist, wie er ist. Neben einem Wanderhändler zählt der Protestant Andreas Egger dazu, der seine Familie verließ und nach Schlesien auswanderte. Und Peter Prosch, der sich daheim weltgewandt und mit den Wichtigen der Welt vernetzt präsentierte, obwohl er eigentlich als Hofnarr der Kaiserin nur zur Belustigung diente. „Auch den Nationalsängern nähern wir uns kritisch, die ihre Trachten und Heimatlieder verfälschten, auf der Jagd nach Erfolg“, erzählt Keiler.
Am Beispiel einer tourismusgeprägten Familie wird den Talbewohnern dann der Spiegel vorgehalten: Vom Bauer zum Vier-Sterne-Hotelier emporgestiegen, bekommt der Sohn statt Liebe und Anerkennung Geld.
Musik darf im Zillertal nicht fehlen. Für das Theaterstück komponierte Paul Haberl die Musik, die im Dialekt gereimt kritisch und satirisch das Gedankengut der einzelnen Szenen widerspiegelt. „Und das mit modernem Gitarrensound“, sagt Haberl. Modern und abstrakt ist auch das Bühnenbild, wo Videoprojektionen zum Einsatz kommen. Einen Monat lang (bis 15. August) kann man der gespaltenen Seele des Zillertalers auf den Grund gehen. Infos zu den genauen Spielterminen: www.derzillertaler.tirol oder www.volksbuehne-aschau.at.