Mordprozess gegen Polizisten: Claudia „war fixiert auf mich“

Wien (APA) - „Sie war fixiert auf mich“, sagte der Angeklagte zum Vorsitzenden des Schwurgerichts, Richter Stefan Apostol. Gefühle für Claud...

Wien (APA) - „Sie war fixiert auf mich“, sagte der Angeklagte zum Vorsitzenden des Schwurgerichts, Richter Stefan Apostol. Gefühle für Claudia habe er nur am Anfang gehabt, „aber das hat sich schnell relativiert, weil ich gemerkt hab‘, das passt einfach nicht“. Warum er seine schwangere Freundin und den 22 Monate alten Sohn getötet hat, „ist für mich unverständlich, nicht erklärbar“, schluchzte Daniel L.

Auf die Frage der beisitzenden Richterin Christina Salzborn, warum er nicht einfach gegangen ist, anstatt die schwangere Freundin und seinen Sohn zu töten, meinte der Angeklagte, „ich weiß es nicht“. „Es ist doch einfacher zu gehen, als jemanden zu erschießen?“, fragte Salzborn. „Das frag‘ ich mich jeden Tag“, sagte Daniel L. leise. „Ich weiß, es ist unmenschlich und abscheuenswürdig (sic!). Ich hasse mich jeden Tag dafür“, fügte er an anderer Stelle an.

„Ich wollte keine perfekte, aber eine normale Familie haben und für mein Kind da sein, deswegen habe ich nicht aufgegeben und es immer wieder probiert“, meinte der 24-Jährige zuvor. Im Sommer 2016 war Claudia für die Führerscheinausbildung vorübergehend mit dem gemeinsamen Sohn Noah nach Kärnten zu den Eltern gezogen. Bereits einen Tag später lernte der Polizist auf einem Datingportal eine andere Frau kennen und begann mit ihr eine Affäre.

„Für mich waren keine Gefühle im Spiel“, vielmehr sei es ihm ums Abschalten gegangen, „meine Probleme waren für kurze Zeit weg“. Nach knapp zwei Monaten kam das spätere Opfer wieder zurück nach Wien. Ab September gab es gehäuft Streitereien, dennoch führte er sein Doppelleben weiter. Noch im September googelte er erstmals „Genick brechen“. „Ich war todunglücklich und überfordert mit der Situation“, sagte er am Donnerstag vor Gericht. Er habe lediglich gedankenverloren etwas im Internet eingegeben, dachte sich, „alles ist besser als das, was ich jetzt habe“.

Wenige Tage, nachdem die Frau in der gemeinsamen Wohnung ein Foto seiner Affäre in der Küche fand, soll sie der Steirer laut Anklage gewürgt haben. Gegenüber dem Richter gab er nun an, sich nicht daran erinnern zu können. Ende September kaufte er in einem Baumarkt eine Axt und 240-Liter-Müllsäcke, die er im Schlafzimmer deponierte. Auf Nachfrage des Richters gab er zu, dabei den Gedanken gehabt zu haben, seine Freundin zu töten. Die Frau fand die Sachen unter dem Bett und gab sie im Baumarkt zurück.

Anfang Oktober wurden die Tötungsabsichten des Angeklagten immer konkreter. Als Waffe sollte seine Dienstwaffe herhalten, was seine Google-Suche nach „Schuss mit Kissen dämpfen“, „Kopfschuss“ oder u.a. „Hinrichtung durch Kopfschuss - was für ein Schadensbild“ vom 1. Oktober zeigte. „Ich war emotional aufgewühlt“, sagte er zum Richter. Noch am Abend holte er seine geladene Glock aus der Dienststelle und versteckte sie in der Wohnung.

Am 2. Oktober, Daniel L. hatte frei, gab es einen neuerlichen Streit mit Claudia. „Es hat mich so verletzt, wenn sie gesagt hat, du bist so ein schlechter Vater“, sagte der Angeklagte. „An dem Tag ist alles zusammengekommen, Claudia hat keine Ruhe gegen, wollte mich nicht gehen lassen.“ Laut seinen Angaben soll ihm die junge Frau Schlüssel und Geldbörse weggenommen haben. Die im fünften Monat Schwangere zog sich schließlich weinend ins Schlafzimmer zurück. „Weil ich nicht mehr aus und ein wusste“, habe er schließlich zur Pistole gegriffen. Claudia L. lag auf dem Bett, „die Waffe habe ich hinter den Kopf hingehalten, die Augen zugemacht und den Abzug getätigt“, schilderte der Angeklagte.

Während der Tat habe der kleine Noah im Wohnzimmer sein „Mittagsschläfchen gehalten“. Nach dem Kopfschuss band er der Frau noch einen Gürtel um den Hals, „damit weniger Blut rauskommt“. Er zog die Tote aus, legte sie ins Bad, machte sauber und schrieb seiner Affäre eine SMS, wegen Claudia habe es „länger gedauert“.

„Sie sind mit ihrer Geliebten und ihrem Kind auf den Spielplatz gefahren, während Claudia in der Badewanne gelegen ist?“, fragte Apostol. „Ja“, antwortete Daniel L.. Seine Affäre bemerkte überhaupt keine Veränderung. „Ich war in einer Ausnahmesituation“, rechtfertigte sich der Angeklagte. Bei seiner Rückkehr am Abend beseitigte er die Blutspuren in der Wohnung. Am nächsten Tag beantragte er Pflegeurlaub. Nachdem er am nächsten Morgen seinem Sohn Frühstück gemacht hatte, erwürgte er das spielende Kind. Wie lange er zugedrückt hatte, wisse er nicht mehr, außerdem habe er „die Augen geschlossen“ gehabt, sagte er vor Gericht. „In meiner damaligen Situation hab‘ ich gelaubt, das ist das beste für ihn.“

Beide Leichen versteckte er im Keller. Die Nacht verbrachte er gemeinsam mit seiner Geliebten in der Wohnung, „in der Sie Frau und ihr Kind getötet haben“, konstatierte Apostol. „Ich wollte nicht allein sein“, meinte Daniel L.. Seine Dienstwaffe brachte er in die Polizeiinspektion zurück, dort erstattete er auch die Vermisstenanzeige. Mit den Leichen im Kofferraum fuhr er schließlich zu seiner Mutter in die Steiermark. Als ihm die Kollegen vom Landeskriminalamt Wien auf die Schliche kamen und in die Steiermark fuhren, um ihn zu verhören, gestand er, seine schwangere Freundin und sein Kind getötet zu haben und führte die Polizisten zu den Leichen.