Tiroler Polizei zerschlägt Menschenhändlerring
Drei Männer und eine Frau sollen eine junge Bulgarin mit Gewalt zur Prostitution gezwungen haben.
Innsbruck – Dem Landeskriminalamt (LKA Tirol) ist nach umfangreichen Ermittlungen in der Innsbrucker Rotlichtszene die Zerschlagung eines Menschenhändlerringes gelungen. Drei Männer und eine Frau aus Bulgarien bzw. der Türkei im Alter von 24, 35, 38 und 57 Jahren stehen im Verdacht, mindestens zwei Personen mit falschen Versprechungen nach Innsbruck gelockt und zur Prostitution gezwungen zu haben.
Eines der beiden Opfer, eine 23-jährige Kellnerin, wurde im Jänner in Bulgarien von Mitgliedern des Menschenhändlerrings angesprochen. „Die Frau hatte bis zu diesem Zeitpunkt mit dem Rotlichtmilieu überhaupt nichts zu tun“, sagt Christoph Hundertpfund, stellvertretender Leiter des LKA Tirol. Mit dem Versprechen eines lukrativen Jobs als Kellnerin in Innsbruck lockten die Täter die Frau nach Tirol. Eine durchaus gängige Masche in dieser Szene, wie Hundertpfund erklärt. In Österreich werden den Frauen dann Dokumente und Geld abgenommen. Außerdem werden die Opfer massiv bedroht, eingeschüchtert und geschlagen, um schließlich zur Prostitution gezwungen zu werden. Das sei auch im Fall der 23-jährigen Bulgarin passiert.
Drei Monate arbeitete die junge Frau für den Menschenhändlerring und erwirtschaftete dabei mehrere tausend Euro. Diese musste sie zur Gänze an die Zuhälter weitergeben. Erst Anfang Mai gelang es ihr, aus der Menschenhändlerorganisation zu fliehen, und sie erstattete Anzeige gegen die Beschuldigten.
Ende Juni führte die Polizei mehrere Hausdurchsuchungen durch. Dabei konnten drei Beschuldigte festgenommen werden, nach dem vierten, einem 38-jährigen Türken, wird weiter mittels Haftbefehl gefahndet. Außerdem stellte die Polizei belastendes Material – unter anderem auch geringe Mengen an Suchtmittel – sicher. Im Zuge der Amtshandlungen stellte sich weiters heraus, dass der Menschenhändlerring unter anderem auch einen 20-jährigen Transsexuellen unter Vorspiegelung falscher Tatsachen nach Innsbruck gelockt hat, wo ihm entgegen der Versprechungen das gesamte Geld abgenommen wurde.
Christoph Hundertpfund vom LKA Tirol hält es für durchaus möglich, dass die Zahl der Opfer größer sein könnte: „Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Menschenhändlerring weitere Frauen nach Tirol gelockt hat.
Der konkrete Fall erinnert an jenen rumänischen Zuhälterring, den die Polizei vor zwei Jahren in Innsbruck zerschlagen konnte. Auch damals wurden junge Frauen nach Tirol gelockt, auch damals vertraute sich eine der Betroffenen schließlich der Polizei an. Der Zuhälter-Chef wurde schließlich zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. (np)