G20-Gipfel

Trump trifft seinen Wahlhelfer Putin

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Der US-Präsident hat gegen den Willen seiner Berater ein Gipfeltreffen mit Putin arrangieren lassen. Selbst Insider sollen rätseln, was er sich davon erhofft. Im Vorfeld übte Trump jedenfalls scharfe Kritik an Russland.

Von Floo Weißmann

Warschau, Hamburg –Unter den bilateralen Treffen am Rande des G20-Gipfels in Hamburg ragt eines heraus: US-Präsident Donald Trump trifft heute Kremlchef Wladimir Putin. Jenen Mann also, der nach Überzeugung der US-Geheimdienste eine Einmischung in die amerikanische Wahl angeordnet und zu Trumps Wahlsieg beigetragen hat. Bei den Untersuchungen des Kongresses und des FBI geht es auch um die Frage, ob es dabei Absprachen mit Trumps Team gegeben hat.

Angesichts dessen sollen Berater dem US-Präsidenten empfohlen haben, in Hamburg lieber einen Bogen um Putin zu machen. Doch Trump habe persönlich darauf gedrängt, den Kremlchef mit „vollem diplomatischen Schnickschnack“ samt Medienbegleitung zu treffen, berichtete die New York Times.

Doch was will Trump seinem Gegenüber eigentlich sagen? Selbst seine Top-Berater wüssten das nicht so genau, hieß es im Vorfeld. Beim außenpolitischen Apparat der USA ist Zittern angesagt, zumal Trump berüchtigt ist für sein loses Mundwerk und seine geringe Detailkenntnis. Putin hingegen gilt als versierter Stratege und Manipulator.

Die Umgebung des US-Präsidenten bemühte sich jedenfalls fieberhaft, dem Impuls ihres Chefs konkrete Inhalte folgen zu lassen. Außenminister Rex Tillerson bot Russland gestern eine Zusammenarbeit in Syrien an – etwa bei Flugverbotszonen, der Kontrolle des Waffenstillstands und humanitärer Hilfe. Im Gegenzug solle Russland „den weiteren Einsatz jeglicher Chemiewaffen“ durch das syrische Regime unterbinden. Besonders besorgt sind die USA offenbar, dass das Regime in Gebiete nachrücken könnte, aus denen die IS-Jihadisten mit US-Hilfe vertrieben worden sind.

Trump hatte sich im Wahlkampf lobend über Putin geäußert und Bemühungen um Kooperation angekündigt. Einen Syrien-Deal könnte er als Erfolg verkaufen, während er eine Wahlhilfe durch Russland weiterhin anzweifelt. „Niemand weiß das mit Sicherheit“, bekräftigte er gestern.

Freilich dürfte auch Trump bewusst sein, dass er sich keine Anbiederung an Russland leisten kann – zumal der Rest des politischen Amerika in die Gegenrichtung zieht. Seinen Kurzbesuch in Polen nutzte er gestern zur Abgrenzung.

Polen eignete sich aus der Sicht des Weißen Hauses ideal für Trumps erste bilaterale Visite in einem EU-Land: Die nationalkonservative Regierung in Warschau liegt im Clinch mit den Westeuropäern und mit kritischen Medien; sie hat ähnliche Ansichten zu Migration; sie erfüllt bei den Verteidigungsausgaben die Forderungen aus Washington; und sie bereitete dem anderswo geschmähten Präsidenten einen umjubelten Empfang.

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Zugleich gehört Polen zu den schärfsten Gegnern Russlands und baut auf Amerikas Schutz. Trump bekannte sich gestern in Warschau deutlicher als bisher zur Beistandsverpflichtung im NATO-Vertrag. Russland rief er auf, sein „destabilisierendes Verhalten in der Ukraine und anderswo einzustellen“. Auch der Verkauf von Patriot-Raketen und von Flüssiggas an Polen dürfte Russlands Interessen in Osteuropa zuwiderlaufen.

Aus russischen Sicherheitskreisen verlautete im Vorfeld des heutigen Spitzen-Treffens, die Erwartungen seien gering. Allenfalls erhofft man sich offenbar eine Klärung der Fronten. US-Außenminister Tillerson hatte kürzlich gesagt, Washington verstehe die künftige russische Linie noch nicht. „Das ist eine Gegenseitigkeit, die man in dem Fall nur bedauern kann“, hieß es dazu gestern aus dem Kreml.

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