Inventur im Leopold Museum: Jan Fabre, Bildgeschichten und die Frauen

Wien (APA) - Jan Fabre macht es und das Leopold Museum macht es auch: Inventur zur Sommerzeit. Heute, Donnerstag, Abend eröffnen zeitgleich ...

Wien (APA) - Jan Fabre macht es und das Leopold Museum macht es auch: Inventur zur Sommerzeit. Heute, Donnerstag, Abend eröffnen zeitgleich drei Ausstellungen im Haus, die gründlich die Bestände durchforsten. Fabre zeigt 800 Artefakte seiner 40-jährigen Künstlerlaufbahn, „Frauenbilder“ holen angestaubte Preziosen der Sammlung aus den Depots und Radek Knapp hat zu Bildern von Alfred Kubin fabuliert.

Belgiens künstlerischer Alleskönner und jahrzehntelanges Enfant terrible Jan Fabre ist im Rahmen des heurigen ImPulsTanz-Festivals ein Schwerpunkt gewidmet - mit der Uraufführung seines neuen Solos „I Am A Mistake“ startet das einmonatige Festival am 13. Juli, im Leopold Museum kann man sich darauf bereits seelisch vorbereiten: Auf 90 Tischen breitet Fabre „physische und geistige Recherchen“ aus, wie er bei der heutigen Presseführung erklärte.

Rüstungen und Requisiten für seine Performances, minutiöse Skizzen und 8-mm-Filme, Insekten und Präparate illustrieren die motivische Tabulosigkeit und programmierte Entgleisung des Fabre‘schen Oeuvre. Sein Werk sei wie ein Schmetterling, sagte Fabre. Ein Flügel Performance, ein Flügel Bildende Kunst. „Diese Ausstellung ist der Körper.“

Zwei Flügel sind es auch, die das Leopold Museum mit seinem Sommerprogramm zusammenschlägt: Neben der Säule der Kooperation - zum wiederholten mal mit ImPulsTanz - steht jene der Arbeit mit der hauseigenen Sammlung, so Hausherr Hans-Peter Wipplinger. „Frauenbilder“ ist der durchaus ambivalente Titel der Ausstellung, mit der man zweierlei leisten möchte: Einen reflexiven historischen Rundgang durch das Frauenporträt, bei dem die Dargestellte zwischen den meist männlichen Auftraggebern, den meist männlichen Künstlern und einer Reihe von frauenspezifischen Präsentationsschemata objektiviert werden. Und: Bekannte und weniger bekannte weibliche Künstlerinnen vor allem der frühen Moderne ausstellen.

Immerhin 22 Künstlerinnen sind in der Sammlung Leopold vertreten, von Tina Blau bis Olga Wisinger-Florian, aber auch unbekanntere Positionen wie Emma Milch-Bormann. An der Akademie studieren durften Frauen erst ab 1921, bereits 1910 war allerdings die „weibliche Secession“, nämlich die Vereinigung bildender Künstlerinnen, gegründet. Doch allen Versuchen einer kunsthistorischen Wiedergutmachung und einer kritischen Reflexion des Frauenporträts seit dem Biedermeier zum Trotz, zeichnet die Ausstellung nicht zuletzt aufgrund ihrer konventionellen Optik und der durchwachsenen Qualität der Exponate ein eher trübes „Frauenbild“.

Trüb und traurig wäre wohl auch die erste Assoziation zur Kunst von Alfred Kubin. „Er war nicht gerade eine Stimmungskanone“, meinte auch Autor Radek Knapp, der sich selbst eher auf der lustigen Seite verortet. „Wie passt das zusammen?“ Ziemlich gut, denn Radek Knapp hat zu Bildern Kubins eine Art umgekehrte Illustration geschrieben - eine zauberhafte Fabel, die den Ausstellungsraum Bild für Bild in begehbare und erschaubare Literatur verwandelt. Er habe festgestellt, „dass ich in der Umarmung eines großen Geistes meinen Horizont erweitern musste“, so Knapp. „Die Stunde der Geburt“ ist bis 4. September zu sehen, die „Frauenbilder“ bis 18. September und Jan Fabre bis 27. August.

(S E R V I C E - www.leopoldmuseum.org; www.impulstanz.at)