Touristiker rüsten sich für Digitalisierungsschub
Wien (APA) - Ohne geschicktes Umgehen mit der Digitalisierung geht auch bald im Tourismus nichts mehr. Potenzielle Urlauber müssen über neue...
Wien (APA) - Ohne geschicktes Umgehen mit der Digitalisierung geht auch bald im Tourismus nichts mehr. Potenzielle Urlauber müssen über neue Kanäle umworben werden und die digitale Infrastruktur im Hotel muss bis ins kleinste Nebental in Österreich passen, also hochleistungsfähig sein. „Egal, wo man ist, der Gast will zugreifen können“, betonte Wirtschaftsminister Harald Mahrer (ÖVP) heute vor Journalisten.
Aber damit ist es noch lange nicht getan. „Unsere werbenden Institutionen, etwa die Österreich Werbung (nationale Tourismusmarketing-Organisation, Anm.), werden anders gefordert sein - vor allem weil man im globalen Wettbewerb mit allen anderen Anbietern steht“, umriss der Minister den anstehenden Umbruch in der Branche.
Gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), der ÖW sowie der Kreativ- und Wissenschaftsszene erarbeitet sein Ministerium über den Sommer eine Digitalisierungsstrategie, um die entsprechenden Rahmenbedingungen für den „Tourismus als Kronjuwel der österreichischen Dienstleistungsgesellschaft“ zu schaffen. „Über 1.000 Leute haben bereits an dem Prozess teilgenommen - wir gehen jetzt neue Wege und müssen über die Branchengrenzen hinaus tabulos denken, alles ist erlaubt - das ist offene Innovation“, so Mahrer.
Generell werde das Leitmotiv für die nächsten Jahre „lieber Glasfaserausbau statt Kreisverkehrausbau“ lauten müssen. Doch auch die Tourismusbetriebe selbst müssen sich an der Nase nehmen und innovativ agieren.
Die neue Digitalisierungsstrategie, die auch die Urlaubsbranche in neue Bahnen lenken soll, wird im Herbst in Kooperation mit dem Ars Electronica Festival bei den „1. Österreichischen Tourismustagen“ in Linz präsentiert (11. bis 12. September). „Wir wollen ganz bewusst die Strategie vor der Wahl fertig haben - die neue Regierung wird dann auch ein ordentliches Budget definieren müssen, einige Maßnahmen werden extra zu budgetieren sein“, räumte der Minister ein.
Der genaue Finanzierungsbedarf steht naturgemäß erst nach Festlegung konkreter Ziele und Maßnahmen fest, doch eines scheint jetzt schon klar: „Wir reden über Milliardenbeträge, wir reden nicht von einem Kindergeburtstag“, sagte Mahrer zur APA. Die deutsche Regierung pumpt beispielsweise in den nächsten paar Jahren alleine in den digitalen Netzinfrastrukturausbau 100 Mrd. Euro. Auf österreichische Verhältnisse umgelegt, „werden wir mit 7 bis 8 Mrd. Euro bis 2022/23 schon richtig liegen“, umriss der Minister die seiner Meinung nach notwendige finanzielle Dimension. Die sogenannte „Breitband-Milliarde“ aus der Vergangenheit gilt jedenfalls als unzureichend, das Investment als „zu klein und zu langsam“.
„Im Bereich Hotellerie und Gastronomie liegt der größte Teil des Wandels noch vor uns - wir haben circa 25 Prozent geschafft“, ortet ÖW-Geschäftsführerin Petra Stolba noch enormen Handlungsbedarf und Veränderungsdruck. Die ÖW werde derzeit auch in dieser Richtung „komplett umgebaut“. Sie will „die Chancen und Möglichkeiten der Digitalisierung tatkräftig in die Branche hineintragen“. Der Tourismus sei von der Digitalisierung „ganz besonders betroffen“.
Die rasante Ausbreitung der Smartphones und der zunehmenden mobilen Internetnutzung in den vergangenen Jahren sei „erst der Gruß aus der Küche“ gewesen, sagte die WKÖ-Bundesobfrau der Sparte Tourismus, Petra Nocker-Schwarzenbacher. „In den nächsten drei bis fünf Jahren kommen wir zur Vor- und Hauptspeise.“ Die Buchungen für den heurigen Sommer und Winter „schauen sehr gut aus - es gibt sehr positive Signale; darauf sollen wir uns aber nicht ausrasten“, lautet der Appell der Branchensprecherin der Hoteliers. Sie wünscht sich ungebremsten Innovationswillen in den Betrieben.
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