Frankfurter Börse
Frankfurt am Main (APA/dpa-AFX) - Sorgen um eine strafferen Geldpolitik in Europa haben den deutschen Aktienmarkt wieder fest im Griff. Der ...
Frankfurt am Main (APA/dpa-AFX) - Sorgen um eine strafferen Geldpolitik in Europa haben den deutschen Aktienmarkt wieder fest im Griff. Der Leitindex DAX rutschte im Handelsverlauf am Donnerstag zeitweise um mehr als 1 Prozent in die Verlustzone. Mit einem Abschlag von 0,58 Prozent ging er schließlich leicht erholt bei 12.381,25 Punkten aus dem Tag. Auf die Stimmung drückte vor allem, dass die Rendite deutscher Staatspapiere mit zehnjähriger Laufzeit erstmals seit Jänner 2016 über 0,5 Prozent geklettert ist.
Bereits seit gut einer Woche legt die Verzinsung von Bundesanleihen im Handel fast kontinuierlich zu, was im Gegenzug die Attraktivität von Aktien gegenüber festverzinslichen Wertpapieren verringert. Grund für die Zinsanstiege sind jüngste Aussagen des Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), die an den Finanzmärkten die Erwartung einer baldigen Reduzierung der EZB-Wertpapierkäufe bestärkt haben. Die außergewöhnlich lockere Geldpolitik der EZB sei nicht für die Ewigkeit, hieß es in einem aktuellen Schreiben des Chefs der französischen Notenbank, Francois Villeroy de Galhau, an den französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron.
Der MDax der mittelgroßen Unternehmen fiel um 0,78 Prozent auf 24 557,08 Zähler. Für den Technologiewerte-Index TecDax ging es um 0,47 Prozent auf 2213,65 Punkte nach unten.
Auf die Stimmung an den Börsen drückte auch die Unsicherheit über den staatlichen US-Arbeitsmarktbericht für Juni, der an diesem Freitag veröffentlicht wird. Die Beschäftigungszahl in der Privatwirtschaft, die als Indikator gilt, war laut aktuellen Daten schwächer gestiegen als erwartet. „Am Ende könnte sich bestätigen, dass die US-Konjunktur sich seit Monaten abkühlt und eine Wende nicht in Sicht ist“, fasste Jochen Stanzl von CMC Markets die Befürchtungen der Anleger zusammen. Das schwäche auch den US-Dollar und treibe so den Euro hoch, der am frühen Abend um die Marke von 1,14 Dollar pendelte.
Bankaktien profitierten europaweit erneut von Hoffnungen auf eine straffere Geldpolitik und damit wieder steigender Zinsen. Für das Papier der Deutschen Bank ging es um 2,05 Prozent nach oben, womit es nach dem der Commerzbank der zweitstärkste Wert im DAX war. Der Commerzbank-Titel gewann unterdessen 3,32 Prozent. Die Hoffnung auf bessere Zeiten für das seit der Finanzkrise teilverstaatlichte Institut lockt offenbar die Investmentgesellschaft Cerberus an. Der Finanzinvestor, der in Europa zum Beispiel die Mehrheit an der österreichischen Bank Bawag hält, erwägt einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge eine Minderheitsbeteiligung am zweitgrößten börsennotierten deutschen Geldhaus.
Medienwerte hingegen gerieten nach einer skeptischen Studie der US-Bank JPMorgan unter Druck. So büßten die Anteilsscheine von ProSiebenSat.1 am Ende des Leitindex 3,53 Prozent ein. Im MDax verloren die Papiere von RTL 1,72 Prozent. Die Werbetrends in der TV-Branche hätten sich von der starken Konjunktur und dem hohen Verbrauchervertrauen in Europa abgekoppelt, schrieb Analyst Marcus Diebel. Dies sei eine negative Trendwende, mit der ein wesentliches Argument für Investments im TV-Bereich wegfalle.
An der Spitze des SDax für kleinere Unternehmen zogen die Aktien von HHLA um knapp 4 Prozent an. Analyst Adrian Pehl von der Commerzbank äußerte sich nach der Vorstellung des „Masterplans Schienengüterverkehr“ der Bundesregierung positiver zu den Papieren des Hamburger Hafenbetreibers. Die von Verkehrsminister Alexander Dobrindt in Aussicht gestellte Förderung des Schienenverkehrs nannte Pehl einen „Sinneswandel“.
~ ISIN DE0008469008 ~ APA509 2017-07-06/18:09