Weidmann: Geldpolitische Normalisierung von Preisanstieg abhängig
Wien/Frankfurt (APA) - Bundesbank-Präsident Jens Weidmann plädiert dafür, die Wirtschaftserholung in der Eurozone als „Perspektive für eine ...
Wien/Frankfurt (APA) - Bundesbank-Präsident Jens Weidmann plädiert dafür, die Wirtschaftserholung in der Eurozone als „Perspektive für eine geldpolitische Normalisierung“ zu nutzen. „Zeitpunkt und Tempo der geldpolitischen Normalisierung hängen davon ab, inwieweit der Preisanstieg nachhaltig und selbsttragend ist“, sagte Weidmann bei einem Vortrag in Wien am Donnerstagabend laut Redetext.
Dabei gehe es nicht um „eine Vollbremsung, sondern darum den Fuß etwas vom Gas zu nehmen“, sagte der Präsident der Deutschen Bundesbank. Noch sei „eine expansive Geldpolitik gerechtfertigt, um die wirtschaftliche Erholung und damit den Preisauftrieb im Euroraum zu stützen“. Darüber sei man im EZB-Rat einig. „Es gibt jedoch unterschiedliche Sichtweisen darüber, wie stark wir geldpolitisch Gas geben müssen und welche Instrumente wir einsetzen sollen“, erklärte der Bundesbank-Präsident und EZB-Rat.
Erneut kritisch zeigte sich Weidmann zu den Staatsanleihekäufen der Europäischen Zentralbank (EZB). Staatsanleihenkäufe würden die in einer Währungsunion besonders wichtige Grenze zwischen der Geldpolitik und der Fiskalpolitik verwischen. Mittlerweile seien die Notenbanken des Eurosystems die größten Gläubiger der Staaten. „Das kann am Ende dazu führen, dass politischer Druck auf das Eurosystem ausgeübt wird, länger an der sehr lockeren Geldpolitik festzuhalten als aus Sicht der Preisstabilität angemessen“, warnte Weidmann.
Aktuell erwerben die EZB und die nationalen Euro-Notenbanken monatlich Staatsanleihen und andere Wertpapiere für rund 60 Mrd. Euro. Die Käufe, mit denen die EZB die Konjunktur anschieben und die Inflation anheizen will, sollen noch bis mindestens Ende Dezember fortgesetzt werden und dann ein Volumen von 2,28 Billionen Euro erreichen.
Der Bundesbank-Präsident hält die Staatsanleihekäufe für „ein reines Notfallinstrument“. Die Deflationsbefürchtungen habe er bereits in der Vergangenheit für übertrieben gehalten. „Mittlerweile sind sie noch weiter in den Hintergrund gerückt, was seinen Niederschlag ja auch in den Preisprognosen des Eurosystems findet“, sagte Weidmann.
~ WEB http://www.bundesbank.de
http://www.ecb.int ~ APA516 2017-07-06/18:16