Triumphaler Erfolg für Kirchenoper „Judas“ beim Festival Retz
Retz (APA) - Es war schon ein mutiges Unterfangen für das Festival Retz, im Rahmen des Theaterfests Niederösterreich einen Kompositionsauftr...
Retz (APA) - Es war schon ein mutiges Unterfangen für das Festival Retz, im Rahmen des Theaterfests Niederösterreich einen Kompositionsauftrag des Landes in Form einer Kirchenoper zur Uraufführung zu bringen. Bei der Premiere am Donnerstagabend in der Stadtpfarrkirche zeigte sich, dass das Risiko sich gelohnt hat: Christoph Ehrenfellners „Judas“ war ein triumphaler Erfolg beschieden.
Der in Klosterneuburg lebende, 41-jährige Komponist hat ein gewaltiges Bühnenwerk geschaffen, das den Rahmen des Aufführungsortes beinahe sprengt, und dazu auch gleich das textreiche Libretto verfasst. Stilistisch bewegt sich Ehrenfellner in frei gehandhabter tonaler Tradition. Da brausen die Bläser auf wie bei Richard Wagner, gemahnt enorme Expressivität an Gustav Mahler, Richard Strauss, Alban Berg, enthalten die dynamischen Chorpassagen dramatische Effekte wie in den Bach-Passionen, und doch wirkt nichts eklektizistisch.
Die Partitur stellt allerdings höchste Ansprüche an die Ausführenden. In Retz sind zum Glück hervorragende Mitwirkende zu akklamieren, nicht zuletzt das Festivalorchester unter der bewährten Leitung von Andreas Schüller.
Günter Haumer meistert die fordernde Titelrolle mit bemerkenswerter Bravour, erstklassig auch die Damen Ursula Langmayr und Sandra Trattnigg, desgleichen Stephen Chaundy als Pilatus und Doman Krizaj als Jesus in weißem Hemd, cremefarbener Hose und olivgrünen Sneakers. Wie überhaupt die Kostüme (Inge Stolterfoht) reizvoll kombiniert sind: Anzug- und Krawattenträger mischen sich im (Herren-)Chor unter eher bukolisch gewandete Mitsänger. Das Bühnenbild, entworfen von Intendant Alexander Löffler, imaginiert einen schrägen, mit weißen Vorhängen ausgestatteten Foyerraum. Monika Steiner gestaltet in ihrer professionellen Inszenierung großes Musiktheater - durchaus angemessen für dieses wahrlich monumentale Opus, das die tragische Geschichte des Erzverräters in ausdrucksvoller Intensität erzählt.
Insgesamt eine überaus löbliche Produktion, nicht zuletzt, weil sie vorzeigt, was ein Theaterfest auch sein kann: ein Ort für Neues, Unerhörtes, dem reinen Kommerz- und Quotendenken Enthobenes. Insofern nimmt das Festival Retz - auch mit seinem Motto „Offene Grenzen“ und den vielfältigen Rahmenveranstaltungen - eine besonders prononcierte Position im sommerlichen niederösterreichischen Theatergeschehen ein.
(S E R V I C E - Festival Retz: Christoph Ehrenfellner, „Judas“. Regie: Monika Steiner, mit Günter Haumer, Ursula Langmayr, Sandra Trattnigg, Stephen Chaundy, Doman Krizaj. Fünf weitere Aufführungen bis 23. Juli. Tickets bei Ö-Ticket und Tel. 02942/222352, Information und Szenenfotos: www.festivalretz.at)