Elysium

Kinderporno-Netz gesprengt: Kinder (5, 7) in Wien missbraucht

(Symbolfoto)
© PantherStock

Deutsche und österreichische Ermittler haben ein internationales Kinderporno-Netz mit Zehntausenden Mitgliedern gesprengt. In Österreich wurden 13 Kinder Opfer des Missbrauchs. Zwei Täter lebten in Wien: Ein 28-jähriger Vater verging sich vor der Kamera an seinen Kindern.

Wien – Männer, die sich treffen, um Kinder zu missbrauchen, ein 28-jähriger Wiener, der sich an den eigenen Kindern vergeht – und andere Männer für sexuelle Handlungen an den beiden zu sich holt: Auch Ermittler hat das perfide Vorgehen von drei Männern schockiert. Die drei sind Mitglieder des internatioanlen Kinderpornografie-Netzwerks „Elysium“, das nun gesprengt wurde.

Auf die Spur der grausamen Täter kam das deutsche Bundeskriminalamt. Während anderer Ermittlungen stießen die Beamten auf die Plattform im Darknet. Mittlerweile wurden mehrere Verdächtige in Deutschland, Österreich und anderen Ländern festgenommen. Insgesamt 29 Kinder wurden als Opfer identifiziert. 13 leben in Österreich, sie wurden vor ihren Peinigern in Sicherheit gebracht. Sie sind zwischen vier und etwa zehn Jahre alt. Das gaben deutsche und österreichische Vertreter der Staatsanwaltschaften und Bundeskriminalämter in einer Pressekonferenz am Freitag bekannt.

61-Jähriger am Missbrauch in Österreich beteiligt

„Elysium“ war das Netzwerk, über das die Mitglieder – weit über 87.000 weltweit, wie die Polizei bereits am Donnerstag bekanntgab – Zugriff auf ausschließlich kinderpornografisches Material hatten. Nach technischen und verdeckten Ermittlungen kam das deutsche Bundeskriminalamt (BK) auf die Spur des Betreibers: Der Server stand in Hessen, der Administrator wurde identifiziert. Und auch der Grafiker wurde ausgeforscht. Über eine Bildersereie, die schweren sexuellen Missbrauch an zwei kleinen Kindern zeigte, kamen die deutschen Ermittler zunächst auf die Spur eines Täters. Gleichzeitig war offensichtlich: Es gab einen zweiten Mann, der an den Taten beteiligt war. Der befand sich, wie sich herausstellte, in Österreich.

Als die deutschen Ermittler am 18. Mai in Landsberg am Lech in Bayern einen 61-Jährigen festnehmen – der Mann sitzt seit dem in U-Haft – und Beweismaterial sicherstellten, hatte das österreichische BK seine Ermittlungen bereits begonnen. Alles was die Beamten hatten, waren die Bilder. Ort, Opfer, Täter waren unbekannt. Die akribische Arbeit begann. Die Opfer: ein etwa sieben Jahre altes Mädchen und ihr etwas jüngerer Bruder. Als schließlich zumindest großräumig eine Ort eingekreist werden konnte, kontaktierten die Ermittler alle Schulen im Umkreis. Eine Volksschullehrin brachte am 16. Mai den entscheidenden Hinweis. Sie hatte das Mädchen erkannt. Die Siebenjährige lebte mit ihrem fünf Jahre alten Bruder bei ihrem Vater in Wien.

Missbrauch „auf Bestellung“

Dann ging alles ganz schnell: Schon wenig später drangen Spezialkräfte in die Wohnung des 28-Jährigen ein. Die Kinder waren dort – und ebenso Computer, Handys, Festplatten, die alle sichergestellt wurden. Die erste Auswertung der Datenträger ergab ein schreckliches Bild. In ganz Europa, ja weltweit, gab es weitere Täter und Opfer. Über Europol gelangten die Daten zu weiteren Polizeibehörden, die Ermittlungen laufen noch, aber es gab bereits Festnahmen.

Selbst für erfahrene Ermittler schockierend ist die skrupellose Vorgehensweise der Mitglieder: „Sie haben sozusagen Missbrauch auf Bestellung organisiert. Das heißt, sie forderten sich gegenseitig zu sexuellen Handlungen an Kindern auf und führten diese auch durch“, sagte Ewald Ebner, Leiter des Büros für allgemeine Kriminalität im BK. Das „abscheuliche Bildmaterial“ entstand.

Beide Wiener legten Geständnisse ab

Auch der 28-jährige Wiener war direkt an „Elysium“ beteiligt. Nicht nur, dass er selbst seine Kinder missbrauchte und sich dabei filmte. Er ließ auch den 61-Jährigen, der in Deutschland festgenommen worden war, und einen 40 Jahre alten Österreicher bei sich übernachten. Und ließ zu, dass sich auch diese beiden Männer an der Siebenjährigen und dem Fünfjährigen vergehen konnten. „Die drei Männer kannten sich vorher nicht, sie haben sich über die Plattform kennengelernt. Das hat auch uns überrascht, dass diese Männer plötzlich eine Beziehung zueinander aufbauen und sich nicht nur virtuell sondern auch im wahren Leben treffen“, sagte Ebner.

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Der 28-Jährige und der 40-Jährige sitzen mittlerweile in Untersuchungshaft. Laut Staatsanwaltschaft Wien sind die Beschuldigten „grundsätzlich geständig“. Die beiden schwer missbrauchten Kinder leben nun bei ihrer Mutter, die nicht in der Wohnung des 28-Jährigen lebte.

14 Festnahmen, 29 Opfer

„Elysium“ wurde am 12. Juni, als der 39-jährige Administrator festgenommen und die Hardware sichergestellt wurde, abgeschaltet. Das Kinderporno-Netzwerk bestand seit Ende 2016. Die Plattform war international ausgerichtet und verfügte über Chatforen auf Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch. Innerhalb eines halben Jahres sammelte „Elysium“ 87.000 Nutzer. Ziel ist es, alle zu identifizieren, sagte der deutsche Oberstaatsanwalt Georg Ungefuk.

In Deutschland wurden insgesamt fünf Missbraucher festgenommen, insgesamt gab es in Deutschland und Österreich bislang 14 Festnahmen, sieben der Männer sitzen in U-Haft. Für die Ermittler ein „großer Erfolg in so kurzer Zeit“, hieß es von der Vertreterin der deutschen Staatsanwaltschaft. Die Ermittlungen gehen nicht nur in diesen beiden Ländern weiter, auch Interpol, Europol und Polizeibehörden in Italien, Neuseeland wie Australien arbeiten an dem Fall.

Von den 29 bislang identifizierten Opfern leben 13 in Österreich. Unter ihnen auch Kinder aus dem Verwandten- und Bekanntenkreis eines der bereits festgenommen Wieners. „Nicht alle wurden schwerst missbraucht. Manche von ihnen wurden in entsprechenden Posen fotografiert“, sagte Ebner. Die jüngsten Opfer der Pädophilen sind erst zwei Jahre alt. (smo)

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